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ATLANTIC (GB → US) – Power

ESCAPE MUSIC/POINT MUSIC

Wir schrieben das Jahr 1994, als in der musikalischen Welt, die es in den Monaten und Jahren davor mit dem Phänomen "Grunge" zu tun bekommen hatte, schön langsam, aber sicher, doch auch wieder Sounds zu vernehmen waren, die Jahre zuvor angesagt waren, durch die genannte Stilrichtung jedoch in den Underground gedrängt wurden. Auch der noch in den späten 80er Jahren schwer angesagte AOR hatte Anfang der 90er Jahre eine verdammt harte Zeit. Die Größen des Genres waren entweder aufgelöst, versuchten sich an "modernen Klängen", oder aber waren zumindest vorübergehend untergetaucht. Nachwuchs war ebenfalls nicht unbedingt in Sicht, zumindest war für diesen kaum Platz an der Sonne zu erhaschen.

Aus heutiger Sicht kann man wohl von Glück reden, daß sich zumindest einige Charaktere, die sich jener Richtung verschrieben hatten, nicht die Köpfe hängen ließen und es tunlichst unterlassen haben, jenem Trend nachzuhampeln. Man merkt an diesem Beispiel einmal mehr, daß nicht nur der Heavy Metal aus dem Herzen kommt und Einstellungssache ist, sondern auch eben jener, seit jeher leider etwas abfällig behandelte, radiokompatible Sound.

In England taten sich anno 1994 Musiker von Bands wie TRICKSTER, STRANGER, FM, DARE und HEARTLAND zusammen, um unter dem Projektnamen ATLANTIC ein Album einzuspielen, das damals leider völlig untergegangen war und nun, in einer Neuauflage, hoffentlich die entsprechenden Ehren einheimsen wird können. »Power« war geprägt vom Songwriting der Herren Simon Harrison (ex-STRANGER) und Phil Bates (ex-TRICKSTER), die beide auch als Gitarristen und Keyboarder zu hören sind. Phil übernahm zudem auch noch den Gesang, wurde dabei aber, wie üblich für derlei Projekte, auch von einigen Gästen unterstützt. Prominentester Mitstreiter war im Endeffekt wohl SHY-Recke Tony Mills.

Herrlich ohrwurmstichiger AOR mit Schlagseite zum einst stadien- und arenenfüllenden Rock war es dann auch, den ATLANTIC auf besagtem Album zu bieten hatten. »Power« enthält Hooks ohne Ende, schmissige Gesangsmelodien bis zum Abwinken und teilweise schwer nach Institutionen des Genres wie FOREIGNER klingende Kompositionen. Diese Elemente prägen selbstredend nach wie vor das an sich zeitlose Erscheinungsbild dieses Albums, an dem aus heutiger Sicht allerdings der stark altbackene Sound und das potthäßliche, regelrecht zum Schreien verleitende Cover als "nicht zeitgemäß" zu titulieren sind. (Dieser graphische Totalschaden stammt von der britischen Version, die bei MUSIC FOR NATIONS erschienen war. Auf dem - gewiß auch nicht genialen - Cover der hiesigen BELLAPHON-Pressung war einfach ein Bandphoto zu sehen gewesen. - Stefan)

Die im Endeffekt leider einmalige Zusammenarbeit der genannten Musiker, die damals völlig zu Unrecht untergegangen ist, wurde zusätzlich um einen Bonustrack aufgewertet und sollte Freunde des Genres auch heute noch ansprechen, zumal es der Formation gelungen war, Songs zu komponieren, denen man ihr Erscheinungsdatum zu keiner Sekunde anmerken würde, wäre da nicht das eigenwillig quietschende Keyboard und das "verwässerte" Schlagzeug, das man im Studio durchaus mit einer "Zeitenmischmaschine" hätte nacharbeiten können (worauf beim neuerlichen Mastering offenbar vergessen wurde).


Walter Scheurer

 
ATLANTIC (GB → US) im Überblick:
ATLANTIC (GB → US) – Power (Re-Release-Review von 2008 aus Online Empire 37)
ATLANTIC (GB → US) – Power (Rundling-Review von 1994 aus Y-Files)
ATLANTIC (GB → US) – News vom 19.12.2008
Playlist: ATLANTIC (GB → US)-Album »Power« in "Playlist Heavy, oder was!? 77" auf Platz 3 von Stefan Glas
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