RED TO GREY – Balance Of Power
EL PUERTO RECORDS/SOULFOOD
Seit über 20 Jahren schon ist diese Formation aktiv, und konnte sich durch emsige Aktivität an der Livefront, aber auch aufgrund der durchweg positiven Resonanzen auf ihre bisherigen Veröffentlichungen bereits einen ganz guten Namen machen. Davon war allerdings in den letzten Jahren nicht viel mitzubekommen. Im Gegenteil, es war verhältnismäßig ruhig rund um RED TO GREY.
»Balance Of Power« darf daher als Comeback, wenn nicht gar als Neustart betrachtet werden. Zum einen, weil das letzte Studioalbum »Admissions« mittlerweile dreizehn Jahre auf der Rille hat, und zum anderen, weil sich der frühere Sänger Andy Pankraz vor zehn Jahren vom Acker gemacht hat und durch Gaby Weihmayer ersetzt wurde. Kein Wunder daher, daß die Formation auf ihrem aktuellen Dreher deutlich verändert klingt. Dabei ist es aber keineswegs allein der Wechsel am Mikro gewesen, der sich nachhaltig auf die Songs ausgewirkt hat. Auch das Riffing klingt im direkten Vergleich zum Vorgänger bissiger und deftiger, klangtechnisch zudem auch viel moderner. Allerdings ist dadurch ein wenig das verspielte Element abhandengekommen, das den Bayern für »Admissions« unter anderem Vergleiche zu TESTAMENT, FORBIDDEN und NEVERMORE eingebracht hat.
An Härtegrad hat das neue Material dafür zugelegt, und live werden Tracks wie ›Hellburner‹ oder ›Vanity And Pride‹ auch mit Sicherheit für tobende Banger sorgen. Dennoch darf nicht unerwähnt bleiben, daß sich im Verlauf der Spielzeit von »Balance Of Power« ein gewisser Abnutzungseffekt einstellt. Der zeitgemäß intonierte Thrash Metal wäre mit einem höheren Anteil an Melodien nicht nur spannungsgeladener, sondern auch abwechslungsreicher ausgefallen, und hätte sich als Konsequenz daraus, wohl auch rascher im Gedächtnis eingeprägt. Das gelingt RED TO GREY zwar auch so, das Album wäre in Summe aber auf jeden Fall zwingender ausgefallen. Ein schwaches Album ist »Balance Of Power« aber dennoch nicht geworden. Nicht zuletzt, weil ein verhältnismäßig hohes Maß an Eigenständigkeit zu erkennen ist. Dafür sorgt vorwiegend der rauhe, und mitunter regelrecht giftig wirkende Gesang von Gaby. Ihre Stimme kann man sich in etwa als fiktive Mischung aus Debbie Gunn, Kate French und der früheren IZEGRIM-Frontlady Kristien Dros vorstellen, wobei so manche Passage leider auch ein wenig gequält wirkt. Ihr Vortrag fügt sich jedoch gut ins Gesamtbild ein und animiert zusammen mit den auf Einflüsse aus dem Hardcore hindeutenden, zu ihrer Unterstützung in einigen Refrains integrierten Gangshouts, auch immer wieder zum Mitmachen. Dennoch wär' für die, an sich bestens disponierte, Truppe mehr drin gewesen.
ordentlich | 9 |