BLITZKRIEG (GB, Leicester → Newcastle) – Judge Not!
MIGHTY MUSIC/SOULFOOD
Fünf Jahre hat sich das britische Szene-Urgestein BLITZKRIEG erneut Zeit genommen, um der Fanschar mit neuem Material die Ehre zu erweisen. Daran hat man sich als solcher ebenso gewöhnt, wie an die Tatsache, daß Brian Ross einmal mehr neue Mitstreiter rekrutieren mußte.
Mit dem auch bei AVENGER aktiven Huw Holding am Baß und Drummer Matt Graham ist nun auch die Rhythmusfraktion komplett neu besetzt worden, wie schon auf dem letzten Album »Back From Hell« wird der legendäre Frontmann momentan von seinem Sohnemann Alan und dem seit über 15 Jahren schon in Diensten von BLITZKRIEG stehenden Klampfer Ken Johnson an den Sechssaitigen unterstützt. An Neuerungen gibt es weiters zu vermelden, daß sich Alan auch als Sänger versuchen darf. Das macht er sogar sehr ordentlich, denn nicht zuletzt durch seine, zwar von der Stimmfarbe her durchaus der des Papas ähnlichen, aber doch deutlich sanftmütigere Gesangsstimme wird das melodische ›Without You‹ zur gefühlvollsten und melodiösesten Nummer von ›Judge Not!‹.
Daß auf dieser Scheibe ansonsten ausnahmslos Songs in feinster BLITZKRIEG-Art zu hören sind, ist dagegen alles andere als neu. Gut so, bereitet doch genau das dem NWoBHM-Fetischisten immer wieder aufs Neue Freude. Vor allem, wenn es wie auf dieser Scheibe, jede Menge auf Anhieb einprägsame Songs zu hören gibt, die obendrein noch überaus abwechslungsreich ausgefallen sind und für kurzweiliges Hörvergnügen sorgen.
Dazu tragen heftige Uptempo-Geräte wie der sozialkritische Opener ›Who Is Blind‹, das mächtige ›Angels Or Demons‹ sowie das bereits im letzten Dezember vorab als Single veröffentlichte, fulminant lospreschende ›Reign Of Fire‹ und das als B-Single der 7''-Vinylversion davon verwendete ›Judge Not Lest You Yourself Be Judged‹ ebenso bei, wie das bereits erwähnte, vergleichsweise ruhige Beziehungsepos.
Von jeglichen Einflüssen unbeschadet geblieben ist nach mittlerweile fast 40 Jahren im Business Brians Stimme. Die kommt in den hurtigen Tracks überaus erhaben aus den Boxen, entfaltet aber immer noch in eher gemächlicheren, tonnenschweren Passagen ihre intensivste Wirkung. Allen voran im diesbezüglich schlicht perfekt passenden ›Falling Into Darkness‹, wobei hinzuzufügen ist, daß er darin besungene Dorian Gray sich die Stimmbänder des Brian Ross längst zu eigen gemacht haben dürfte. Schließlich klingt der Gesang im hingebungsvoll intonierten ›Forever Is A Long Time‹ überraschend unverbraucht, ja geradezu juvenil und erweist sich selbst in der eher stumpf-stampfend Publikums-Hommage ›Loud And Proud‹ als Rettungsanker vor dem drohenden Plattitüden-Abhang.
Respekt, Mister Ross! Der gebührt selbstredend aber auch der Kollegenschaft, denn »Judge Not!« ist zu einem in Summe überaus gelungenen Album geworden.
http://www.blitzkriegmusic.com/
beeindruckend | 12 |