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THE TIP – Sailor's Grave
SAOL/H'ART
Wenn sich eine Band als Nachlaßverwalter einer Ikone wie AEROSMITH sieht, müssen die Musiker entweder Ausnahmetalente und in jeder Hinsicht überirdisch gut sein, oder aber zur völligen Selbstüberschätzung neigen. Auch möglich, und das scheint auf die Nashville-Boys von THE TIP zuzutreffen, ist, daß die Band einfach nur einen sehr ausgeprägten Sinn für Selbstironie hat und eben ganz ungeniert versucht, ihr zweites Album (das selbstbetitelte Debut ist 2015 offenbar nur in einer Kleinauflage und wohl auch nur in den Staaten aufgelegt worden) mit dem eingangs erwähnten Verkaufsargument zu bewerben.
Dem nicht genug, sieht sich der erst 2014 gegründete Fünfer auch als Erbe der britischen Glam-Rocker T. REX, wofür man nicht minder selbstbewußt sein muß. Keine Ahnung, was genau diesen Halunken tatsächlich für ihre weitere Karriere vorschwebt, eines muß man THE TIP aber auf jeden Fall lassen: Das, was sie machen, wirkt frisch, hingebungsvoll inszeniert und - wobei das die eigentliche Überraschung ist - zumindest zu einem Großteil sogar schon ziemlich ausgereift! Ebenso nicht zu erwarten war, daß gar nicht mal so sehr übertrieben wurde und man den Einfluß dieser beiden Referenzen »Sailor's Grave« tatsächlich anhören kann. Ebenso David Bowie (an dessen Frühwerk sich offenbar Sänger Benny Carl orientiert hat), THE ROLLING STONES (die Gitarren klingen in Summe mehr nach Richards/Wood als nach Perry/Whitford), THE QUIREBOYS (die Honky Tonk-Piano-Passagen sowie das mitunter ähnlich verkratzt-rauhe Organ von Benny) und AC/DC sollten erwähnt werden. Um die Klasse all dieser Helden zu erreichen, ist es zwar noch ein verdammt weiter, beschwerlicher Weg, bei aller vermeintlicher Überheblichkeit muß man THE TIP aber zweifelsfrei attestieren, ein wirklich gelungenes Debut geliefert zu haben, denn schwach klingt hier nichts! Im Gegenteil, die Jungs wissen, sowohl mit Classic Rock im eigentlichen Sinne (›Whiskey And Coke‹), wie auch mit authentischen Blues-Tunes (›Corner Bag Blues‹), fetzigem Riff-Rock (›Rock'n'Roll Heaven‹) und räudigem Sleaze/Glam in erlesener HANOI ROCKS-Manier zu überzeugen. Yeah!
gut | 11 |
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