BLACK TRIP (S) – Shadowline
STEAMHAMMER/SPV
Mit »Goin' Under« lieferten die Burschen ein formidables Debut und wurden für ihren authentischen wie gefälligen Retro-Sound allerorts gelobt. Zu Recht, schließlich konnte die Formation mit einem Mix aus deftigem Hard Rock und feinen Heavy Metal-Zutaten - inspiriert von diversesten Größen, die - geschätzt - zwischen 1977 und 1984 ihr Unwesen getrieben haben (beziehungsweise es immer noch tun) überzeugen.
Da der Name BLACK TRIP quasi aus dem Nichts auftauchte war man zunächst ein wenig erstaunt über die Qualität der Tracks der vermeintlichen "Newcomer", doch das Wissen, es mit einer Horde überaus erfahrener Musiker zu tun zu haben, die in Bands wie ENTOMBED, ENFORCER oder NECROPHOBIC tätig waren beziehungsweise sind, machte klar, daß hier jemand ganz einfach sehr genau weiß, wo die Reise hingehen soll.
Diese wird nun auch auf nicht minder imposante Weise fortgesetzt, wobei es erneut die zwingenden, sich sofort ins Langzeitgedächtnis einprägenden lässigen Gitarrenklänge und die zwar nicht wirklich "saubere", und wohl auch nicht übermäßig "trainierte" Stimme vom etat-mäßigen ENFORCER-Klampfer Joseph Toll ist, die unmißverständlich klarmachen, wer hier aufgeigt. Alles andere als eine konsequente Fortsetzung von »Goin' Under« wäre daher auch eine herbe Enttäuschung gewesen. Doch man braucht sich um diese Band keinerlei Sorgen zu machen, denn der Fünfer, der sich bekanntermaßen schon knapp zehn Jahre vor dem Debut auf eine Zusammenarbeit geeignet hatte und sich als gemeinsamen "Nenner" unter anderem auf Helden wie IRON MAIDEN, SAXON, SCORPIONS, THIN LIZZY oder UFO verständigt, hat logischerweise erneut nichts anderes getan, als Songs mit Hingabe und Esprit aufzunehmen, die unter jenem Einfluß entstanden sind. So einfach das auch klingen mag, es ist erneut die beindruckende Klasse, mit der die vermeintliche Simplizität der Tracks umgesetzt wird.
Mit ›Die With Me‹ geht es zunächst zwar ein wenig verhalten und melancholisch los, die Melodie fräst sich aber dennoch sofort ins Gedächtnis ein und "widerhakt" sich auf Anhieb. Das folgende ›Danger‹ und der Titeltrack lassen dann die schwermetallische Seite der Band in den Vordergrund geraten, während die erste Single-Auskoppelung ›Berlin Model 32‹ (nein, der Text handelt nicht von einem Mädel!) und ›Clockworks‹ eher im Hard Rock verwurzelt sind. Daß auch die Stammband von Joseph und Drummer Jonas Wikstrand inspirativ gewesen ist, darf durchaus angenommen werden, denn mit ›Rooms‹ haben auch BLACK TRIP ein Instrumental zwischen die Tracks gepappt, auch wenn dieses eher nach einem Zwischenspiel anmutet und auch als solches wirkt. Die feinen Melodien in ›Subvisiual Sleep‹ und ›Sceneries‹ lassen dann auch noch erkennen, daß die Band keineswegs ausschließlich britische Helden verehrt. Dabei kommen dem Hörer nämlich BLUE ÖYSTER CULT und andere US-Classic Rock-Ikonen in den Sinn, ehe es mit einem gewissermaßen "europäischen" Tracks ins Finale geht. ›The Storm‹ beginnt zunächst verhalten und gefühlvoll, die Huldigung der Gitarrenfraktion an Gary Moore und Michael Schenker ist dabei aber unüberhörbar. Welch' feinfühlige und dennoch massive Griffbrett-Exkursion - Wahnsinn!
Mit ›Coming Home‹ (kein SCORPS-Cover!) beenden die Schweden ihre wirklich grandiose Vorstellung, die dennoch zu gewissen Sorgenfalten bei den Fans sorgen dürfte. Schließlich besteht durchaus die Gefahr, daß sich Joseph und Jonas eines Tages für eine ihrer beiden momentan überraschend erfolgreichen, mit unglaublicher Hingabe und Arbeitswut betriebenen "Baustellen" entscheiden müssen...
super | 14 |