Demo '92

Was? Bethlehem soll in Israel liegen? Ein riesiger Irrtum, dem man sich über Jahrhunderte hingab. BETHLEHEM ist mitten im Herzen von Mönchengladbach! Jenem Städtchen, mit dem ich bislang primär die Borussia sowie tote Hose in Sachen Musik verband. Doch nun kommt die Band MÖNCHENGLADBACH aus Bethlehem, oder auch umgekehrt, und widerlegt meine Annahme mit verdammt bratrohrmäßigen Klängen. Doom'n'Death bis zum Anschlag donnern BETHLEHEM in ansprechender Manier. Zwar sind BETHLEHEM keine Offenbarung, doch sie bemühen sich um Eigenständigkeit und schaffen das auch in erstaunlich hohem Maße. Eine Voraussetzung, die in mir die Hoffnung keimen läßt, daß dieses Quintett zu einem echten Leistungsträger heranreifen könnte, der sogar den Niedergang des Death Metal-Sterns überleben könnte, zumal man bedenken muß, daß das Durchschnittsalter der Band recht niedrig liegt. Auf dem 2-Song-Demo sind noch viele Holprigkeiten zu entdecken, die aber kaum ins Gewicht fallen. So haben BETHLEHEM beispielsweise das Problem, daß die Stücke auf die Dauer etwas zu monton erscheinen, ein Problem, das sich bei doomigen Klängen stets ergibt. Da könnten die orgelnden Keyboards einiges verändern, zumal sie momentan noch etwas zu scheu im Hintergrund stehen. Auch sollte man sich nicht davor fürchten, mal etwas Tempo zu machen. Oder, um es kurz zu sagen, BETHLEHEM seien angespornt, an sich zu arbeiten, sich zu weiterzuentwickeln, auch zu Experimenten bereit zu sein, um dadurch mehr Flexibilität zu erreichen. Dann bin ich mir sicher, daß sich aus den verheißungsvollen Ansätzen, die schon heute ein hörenswertes Resultat produzieren, in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft eine Formation mit hohem Überzeugungspotential und kreativer Energie heranwächst. Weiter so, Jungs und Mädels! Wer sich das Demo der Death Metal-Band mit dem bemerkenswertesten Line-up der Szene (Sänger, Gitarrist, Gitarristin, Basser, Keyboarderin, und Schlagzeuger) zulegen möchte, sende 10,- DM an die untenstehende Adresse.

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Stefan Glas

P.S.: Kurz vor Redaktionsschluß entdeckte ich eine neue Single von BETHLEHEM, die ich mir aus Neugierde bestellte. Folgendes Bild bot sich mir: Zunächst einmal mußte ich enttäuscht feststellen, daß man im Line-up bieder geworden ist und die beiden Damen in die Wüste geschickt hat. Der A-Seiten-Track ›Supplementary Exegesis‹ stammt noch vom Demo, so daß man hier einen Gast-Keyboarder die Tasten drücken ließ und der Song ähnlich mystisch klingt wie auf Tape. Leider jedoch kann das neue Stück auf der Rückseite nicht dieses Gefühl im Bauch herauskitzeln, sondern klingt eher gewöhnlich. Sollte man nicht überbewerten, aber ich hoffe, daß BETHLEHEM nicht gerade dabei sind, einen Richtungswechsel nach 08/15 zu begehen. Wäre wahrhaftig sehr schade!

 

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