TY MORN – Last Villain Testament
DOC GATOR RECORDS
Mit ihrem Debutalbum »Istor« konnte sich diese britische Formation quasi aus dem Stand heraus im Underground etablieren. Der Mix aus Power, Melodic und traditionellem Heavy Metal kam zwar durch die Bank auch gut bei der internationalen Presse an, konnte aber vor allem in unseren Breiten Fans finden. Ob es Aron Biale, dem Gründer des Unternehmens, der zum damaligen Zeitpunkt noch als alleiniger Protagonisten von TY MORN fungierte, obwohl er einige Kollegen im Studio zur Unterstützung zur Seite hatte, auch in der Heimat gelingen konnte, einen Fuß in die Tür zu setzen, weiß man also nicht.
Die Motivation ist dem Multiinstrumentalist jedenfalls nicht abhandengekommen, denn mit »Last Villain Testament« kredenzt Aron erneut einen Longplayer. Den gibt es zur Freude der Zielgruppe sowohl in einer limitierten, farbigen Vinyl-Edition sowie in "konventionellem" schwarzen "Gold", aber auch als Digipak-CD.
Wie schon beim Erstling, setzt Aron erneut lediglich für die Umsetzung des Songmaterials auf seine kompetenten Mitstreiter, die Songs selbst gehen abermals auf seine Kappe, ebenso das Einspielen des Basses, der Keyboards, der Rhythmusgitarren und auch ein Teil Produktion. TY MORN bleiben demnach also auch weiterhin sein Unternehmen, auch wenn Schlagzeuger Per Mikkelsen und die Leadgitarristen João Corceiro und Martin Szorad ihre Sache gut machen.
Das trifft selbstredend auch auf Sänger Raphael Gazal zu, der auf »Last Villain Testament« jedoch soundtechnisch ein wenig weiter in den Hintergrund rücken muß, als das vor kurzem bei CYCLOPEAN WALLS und auf dem letzten LEVIATHAN-Dreher der Fall gewesen ist.
Aron hat aber nicht nur als Komponist und Musiker jede Menge Zeit und Muße in das Projekt gesteckt. Auch die Texte gehen auf seine Kappe, und auch dafür hatte der Kerl offenbar jede Menge Inspiration. Zu hören bekommen wir nämlich die durchstrukturierte Geschichte eines Bösewichts namens "Warlock", der als einziger seiner Art in einer in der Zukunft datierten Welt überlebt hat. Seine testamentarischen Aufzeichnungen stellen die inhaltliche Basis der zehn Tracks dar.
Diese sind, wie eingangs erwähnt, grob gesagt der traditionellen Metal-Gangart zuzuordnen, wobei sowohl das Tempo als auch der Härtegrad variabel angelegt sind. Das über weite Strecken dominierende Element des Vortrags ist dabei klarerweise das Riffing. Dieses klingt mitunter zwar sehr deutlich von RUNNING WILD inspiriert, da Raphael jedoch eine völlig andere Stimmlage hat als Rock'n'Rolf, bestehen keine weiteren Überschneidungspunkte zur hanseatischen Metal-Institution.
Raphael versteht es übrigens wirklich gut, sich in Szene zu setzen. Vor allem in ›Compliments Of The Wolf‹ hat der Brasilianer seinen großen Auftritt, und liefert eine beachtliche Performance, die vom tiefkehligen Röhren bis hin zu spitzen, hohen Schreien reicht.
Wem es also nach traditionellem Metal gelüstet, der in einer aufwendigen Geschichte dargeboten wird, kommt bei TY MORN auf seine Kosten.
http://www.facebook.com/tymornband/
gut | 11 |