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  UE-Home → History → Online Empire 78 → Interview-Übersicht → SKULL FIST-Interview last update: 18.03.2024, 21:42:28  

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Da sowohl ihre erste, 2010 in die Umlaufbahn katapultierte EP »Heavier Than Metal« als auch das im Jahr darauf nachgereichte Longplay-Debut »Head Öf The Pack« für Furore im Underground sorgten, war davon auszugehen, daß SKULL FIST so richtig durchstarten würden. Diesen Eindruck konnte die Truppe sogar noch weiter untermauern, schließlich sah es nach dem zweiten, Anfang 2014 veröffentlichten Langeisen »Chasing The Dream« kurzzeitig sogar danach aus, als würde das Quartett aus Toronto, Ontario regelrecht explodieren. Der quirlige, traditionelle Heavy Metal-Sound kam nämlich weltweit, ganz besonders aber hierzulande gut an und sorgte nicht nur entsprechende Verkaufszahlen, sondern noch vielmehr für entsprechende volle Clubs.

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Doch irgendwas schien in Folge falsch zu laufen, denn anstelle weiterer Gastspielreisen und Meldungen zur kontinuierlichen Fortsetzung des Erfolgslaufes war es zuletzt fast schon beängstigend ruhig geworden um die Kanadier. Gut viereinhalb Jahre später haben die Jungs nun aber doch einen neuen Dreher an den Start gebracht. Grund genau also, Sänger/Gitarrist Zach Slaughter zum Status Quo von SKULL FIST zu befragen.

SKULL FIST-Bandphoto 1

Zach, was war los?

Einiges, leider aber nicht unbedingt Positives. Zunächst einmal muß ich zugeben, daß ich selbst diese Schaffenspause verursacht habe. Da ich vor allem auf unseren Tourneen zu viel geraucht und obendrein auch noch viel zu viel gesoffen hatte, waren meine Stimmbänder schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. So sehr, daß ich mich mehreren Stimmbandoperationen unterziehen mußte. Dazu kam auch noch, daß mein Alkoholproblem bekämpft werden mußte. Aber auch diesen Dämon habe ich besiegen können. Der gesamte Heilungsprozeß hat gut drei Jahre in Anspruch genommen.

Das heißt die Band lag mehr oder weniger auf Eis?

Nicht ganz, auch wenn ich mir in dieser langen Zeit schon sehr viele Gedanken über mich, die Band und die Zukunft gemacht habe. Das größte Problem, so viel weiß ich aus heutiger Sicht, war definitiv mein Lebenswandel. Ich verspürte über all die Jahre ein inneres Verlangen, jeden Tag aufs Neue die Grenzen auszuloten.

Selbstkontrolle scheint nicht unbedingt Deine Stärke gewesen zu sein?

Ganz und gar nicht. Leider. Angefangen hat es damit, daß wir uns einen derartigen Erfolg für »Chasing The Dream« noch nicht einmal in unseren kühnsten Träumen vorzustellen gewagt hätten. Dazu kam, daß alles explosionsartig losging und wir uns mehr oder weniger permanent auf Achse befanden. So etwas muß man auch erst einmal ohne Nebenwirkungen überstehen können. Zum Glück sind wir nicht komplett übergeschnappt, auch wenn es ab und zu Momente gab, wo wir allesamt knapp davor standen.

Alles klar. Lassen wir die Vergangenheit nun ruhen und wenden uns der Zukunft zu. Euer neues Album »Way Of The Road« sollte auf jeden Fall helfen, verlorenen Boden wieder gutzumachen. Ist das Material darauf denn wirklich neu?

Jein! Der Großteil der Songs hat so zwischen zwei und drei Jahre auf dem Buckel. Da ich aber schlichtweg nicht dazu imstande war, auch nur eine Textzeile einzusingen, war eben Abwarten angesagt. Als es dann aber doch endlich so weit war, bemerkte ich, daß ich mich mit diversen Textoassagen einfach nicht mehr identifizieren konnte.

Und deshalb hast Du dann nicht nur die Texte geändert, richtig?

Exakt! Ich begann, das Material entsprechend umzuschreiben. Das verursachte allerdings gehörig Streß, denn inzwischen wollten meine Jungs endlich wieder richtig loslegen, und auch das Studio zur Fertigstellung war bereits gebucht. Dazu kam dann auch noch, daß auch unser Label schon auf ein fertiges Produkt wartete. Ich konnte und wollte aber nicht einfach nur andere Texte zu den Nummern haben. Nicht zuletzt, weil die Musik dann zum Teil nicht mehr gepaßt hätte. Ein Glück, daß wir zeitgleiches Arbeiten an unterschiedlichen Themen gewöhnt sind.

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Habe ich das jetzt richtig verstanden, daß die übliche Arbeitsweise von SKULL FIST ein paralleles Arbeiten vorsieht?

Genau. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands ist bei uns der Arbeitsablauf für Plattenaufnahmen offenbar ein anderer. Seit ich es mir angewöhnt habe, zeitgleich an Texten und der Musik zu arbeiten, wächst der dabei entstehende Song im Prinzip fast von selbst. Mir persönlich fällt dieses Arbeiten sehr viel einfacher. Ich muß mich allerdings in Zukunft mehr darum kümmern, meine Ideen auch entsprechend zu speichern. Genauer gesagt, immer etwas bei mir zu tragen, womit ich gegebenenfalls sofort etwas aufnehmen kann.

Deine Kollegen kommen mit dieser Arbeitsweise klar, oder gibt es da manchmal Probleme?

Jetzt nicht mehr. [lacht] Aber am Anfang war es schon hart. Dennoch sehe ich bisher nur Vorteile. Unter anderem kann ich mir auf diese Weise recht rasch eine Vorstellung vom fertigen Song machen und diese auch den anderen Jungs vermitteln. Es gibt doch nichts Schlimmeres, als einen fertig komponierten Song zu haben, zu dem dir partout kein Text einfällt. Oder andersrum, wenn das Thema, das du dir dazu ursprünglich für eine Nummer gedacht hast, gar nicht mehr paßt, weil die Musik eine völlig andere Atmosphäre verbreitet.

Ein wenig schrullig mutet das schon an. Aber Kompromisse scheinen bei Euch generell kein Thema zu sein. Schließlich ist doch das Artwork irgendwie unkonventionell und anders ausgefallen.

Ich wollte nicht ein weiteres Mal ein comicartiges, gezeichnetes Cover verwenden. Deshalb haben wir eine Photographin beauftragt, um den Titel umzusetzen. Der alte, klapprige Van, der darauf zu sehen ist, war lange Zeit unser Tourbus. Da ich eine Zeitlang sogar in diesem Vehikel gewohnt habe, verbindet mich mit der inzwischen verschrotteten Karre logischerweise eine ganze Menge.

Wie bitte?

Ich hatte mein Appartement vor der Tour verkauft und mir blöderweise keine Gedanken gemacht, was denn danach kommen würde. Doch auch das ist inzwischen schon einige Zeit her und würde mir jetzt nicht mehr passieren.

Klingt nach Selbsterkenntnis. In der Vergangenheit selbst scheinst Du jedenfalls definitiv nicht gefangen zu sein.

Gar nicht. Ich blicke immer schon viel lieber nach vorne, auch wenn ich zugeben muß, diesbezüglich noch ein wenig skeptisch zu sein. Vor allem die anstehenden Tourneen bereiten mir ein wenig Kopfzerbrechen, weil ich keine Idee davon habe, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Ich habe nämlich noch nie völlig nüchtern auf den Brettern gestanden.

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Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

SKULL FIST im Überblick:
SKULL FIST – Chasing The Dream (Rundling-Review von 2014 aus Online Empire 58)
SKULL FIST – Heavier Than Metal (Rundling-Review von 2010 aus Online Empire 43)
SKULL FIST – Paid In Full (Rundling-Review von 2022 aus Online Empire 91)
SKULL FIST – Way Of The Road (Rundling-Review von 2018 aus Online Empire 77)
SKULL FIST – Y-Files-"Rising United"-Artikel (aus dem Jahr 2010)
SKULL FIST – Online Empire 78-Interview (aus dem Jahr 2019)
SKULL FIST – News vom 15.07.2010
SKULL FIST – News vom 01.01.2011
SKULL FIST – News vom 10.05.2011
SKULL FIST – News vom 26.05.2011
SKULL FIST – News vom 08.07.2011
SKULL FIST – News vom 01.07.2012
SKULL FIST – News vom 07.10.2014
Soundcheck: SKULL FIST-Album »Head Öf The Pack« im "Soundcheck Heavy 136" auf Platz 2
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