Es ist längst Usus geworden, daß sich ein Konglomerat aus prominenten Musikern, das sich unter einem neuen Namen zusammentut, zur "Supergroup" stilisiert wird. Doch nicht jede Liaison trägt dieses Attribut zu recht.
Sehr wohl aber die REVOLUTION SAINTS, denn die Besetzung Deen Castronovo (Drums, Vocals), Jack Blades (Baß, Vocals) und Doug Aldrich (Gitarre) verdient diese Bezeichnung auf jeden Fall, selbst wenn Schlagzeugikone Deen diesbezüglich im Gespräch auf charmant-sympathische Weise tiefstapelt.
Wie siehst Du das mit der Bezeichnung "Supergroup"?
Natürlich freue ich mich über Lob und eine solche Bezeichnung. Ganz egal, ob diese nur auf das Album gemünzt ist, oder damit doch eher die Kompetenz der einzelnen Musiker gesondert hervorgehoben wird. Klar finden wir unsere Scheibe super, alles andere wäre doch unglaubwürdig. So gesehen werde ich nicht widersprechen. [lacht]
Wie kam es zur Gründung der REVOLUTION SANTS?
Die Bandgeschichte hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Ursprünglich ist Serafino Perugino, der Geschäftsführer von FRONTIERS RECORDS (und Initiator unzähliger Projekte dieser Art - der Verf.) mit der Frage an mich herangetreten, ob ich nicht Interesse hätte, ein Soloalbum herauszubringen. Idealerweise eines, auf dem ich als Sänger zu hören wäre. Und ob! Denn wer bitte würde das denn nicht? Der Stein kam aber erst so richtig ins Rollen, als er mich damit konfrontierte, daß "sein" Stammproduzent und Haus- und Hofkomponist Alessandro Del Vecchio schon einige Songs parat hätte. Denn als ich die zum ersten Mal gehört habe, war ich nur noch Feuer und Flamme.
Die "All-Star"-Besetzung war zu diesem Zeitpunkt noch kein Thema?
Doch, doch. Davor war ich nicht weniger beeindruckt. Ich meine, Doug Aldrich (BURNING RAIN, ex-WHITESNAKE und DIO) und Jack Blades (NIGHT RANGER, ex-DAMN YANKEES) sind ja nicht nur irgendwelche Musiker, sondern echte Rockhelden! Wenn man daran denkt, in welchen Formationen sich diese beiden Jungs schon herumgetrieben haben, kommt man sich wahrlich geschmeichelt vor, sich in einem Boot mit ihnen zu wissen. Ab diesem Zeitpunkt war ich mir ganz sicher, daß die Geschichte ein sehr feine werden würde. Man kann sich wohl vorstellen, daß meine Euphorie zu dem Zeitpunkt, als ich die Songs zum ersten Mal in komplettierter Form gehört habe, ins Unermeßliche gestiegen ist.
Hat Euch Serafino dann in einen Proberaum gezerrt, oder wie ging es weiter?
Nein. Um ehrlich zu sein, haben wir drei uns bislang noch nie als REVOLUTION SAINTS in einem Proberaum oder einem Studio getroffen. Die eigentlichen Aufnahmen in Portland, Oregon haben wir in Einzelschichten absolviert. Als "Band" haben wir noch nie gemeinsam auf einer Bühne gestanden, dennoch hatte ich von Anfang das Gefühl, daß hier etwas viel Größeres als ein Projekt am entstehen ist.
Das heißt, das Unternehmen wird definitiv längerfristig existieren?
Bestimmt. Wir sind uns einig, daß es nicht bei dieser einmaligen Zusammenarbeit bleiben wird. Wir haben uns sogar schon darauf geeinigt, daß es, sofern es unsere Terminkalender zulassen, auf jeden Fall auch auf Tournee gehen soll und zwar nach Europa und in den USA. Ebenso klar sind wir drei uns auch darüber, daß es nicht bei diesem einen Album bleiben wird.
Ist daraus zu schließen, daß ein weiteres Album zumindest einmal in Planung ist?
[Lacht] Yezzz! Auch wenn es fast surreal klingt, aber es stimmt trotzdem: Wir haben sogar schon erste Songideen für einen Nachfolger parat und werden auch mit Vollgas daran weiterarbeiten. Momentan kann ich mich zwar ohnehin nicht gerade über mangelnde Auslastung beklagen, da auch bei JOURNEY wieder einiges zu tun ist und wir zunächst mit Steve Miller und danach mit Carlos Santana in den Staaten unterwegs sind, doch danach werde ich jede freie Minute nutzen, um mich auf REVOLUTION SAINTS-Konzerte vorzubereiten.
Worin besteht denn für Dich der größte Unterschied zwischen deiner Funktion bei JOURNEY und der als "Revolutions-Führer"?
Würde ich, wie üblich, "nur" den Platz hinter dem Drum-Kit einnehmen, würde es absolut egal sein, welches Bandlogo hinter meinem Arbeitsplatz montiert wäre. Da ich allerdings noch nie den Frontmann einer Band gegeben habe, muß ich mich bei den SANITS darauf gesondert vorbereiten. Zwar planen wir unser Stageset in der Art von GENESIS mit Phil Collins, die damals zwei Drum-Kits auf der Bühne hatten, um Phil den Freiraum für seine Sängerrolle zu geben, wodurch die Chose nicht ganz so kompliziert für mich wird. Eine gewisse Anspannung kann ich aber dennoch nicht leugnen, zumal es trotz meiner langjährigen Bühnentätigkeit etwas völlig Neues für mich ist. Das Singen selbst ist ja auch nicht das Thema, denn das tue ich bei von JOURNEY seit langer Zeit auch auf der Bühne. Aber so ganz vorne zu stehen, zu singen und dabei auch noch mit den Fans zu interagieren, wird doch eine gehörige Herausforderung. Ich bin aber Profi genug, um auch diese Aufgabe zu meistern.
Das glauben wir Dir aufs Wort, würden uns aber in der Tat nur zu gerne auch davon überzeugen.
http://www.revolutionsaints.com/
Photos: Jeff Allen