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  UE-Home → History → Online Empire 54 → Interview-Übersicht → PINK CREAM 69-Interview last update: 18.03.2024, 21:42:28  

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PINK CREAM 69-Bandphoto 1

Sie werden zwar nach wie vor (und vollkommen zu Recht!) zur "Creme de la Creme" der deutschen Rockmusik-Szene gezählt und können nach wie vor auf eine treue Fangemeinde blicken, selbst wenn sich diese noch nicht einmal wirklich sicher sein durfte, ob es denn überhaupt jemals wieder ein neues Album der Melodic-Institution PINK CREAM 69 geben würde.
Doch allen Unkenrufen - und Nebenbeschäftigungen - zum Trotz haben sich die Herren Dennis Ward, Alfred Koffler, Uwe Reitenauer, David Readman und Chris Schmidt, ihr neuer Mann hinter dem Drumkit, doch noch dazu entschlossen, der geifernden Meute ein weiteres Exemplar ihres Schaffens anzubieten. Dieses wurde auf den Namen »Ceremonial« getauft und dürfte nicht nur die erwähnte Zielgruppe vollauf zufriedenstellen, sondern darüber hinaus jeden Connaisseur von erlesenen Rockklängen in Wallung versetzen, schließlich enthält die Scheibe alles, was man von einem hochklassigen Rockalbum erwarten darf.
Wie es doch noch zu diesem Album kam, warum es aber dennoch etwas "länger" als bei anderen Formationen gedauert hat und noch vieles mehr aus dem Lager der Band wußte Gitarrist Alfred am Telefon zu berichten, der einen überaus entspannten Eindruck machte, sich aber merklich über meinen positiven Eindruck von »Ceremonial« freute.

PINK CREAM 69-Headline

Ganz ehrlich: Da mich Dennis in einem Interview zum Thema des damals brandaktuellen UNISONIC-Debuts vor ziemlich genau einem Jahr wissen hat lassen, daß er sich nicht ganz sicher sei, ob überhaupt jemals wieder ein neues "Pinkies"-Album zu haben sein würde, war ich ein wenig desillusioniert, was die Band betrifft. Um so positiver überrascht war ich jedoch, als ich erfahren durfte, daß Ihr Euch doch wieder zu aufgerafft habt, um neue Songs aufzunehmen und noch überraschender kam für mich, wie flink Ihr im Endeffekt das Ergebnis »Ceremonial« präsentieren konntet.

Das kann ich gut nachvollziehen, denn im Endeffekt wußten wir selbst nicht genau, ob und wann wir wieder mit einem Album am Start sein könnten. Ich kann die Aussagen von Dennis zu jenem Zeitpunkt nur bestätigen, vor allem deshalb, weil wir allesamt in alle möglichen Projekte und sonstige Tätigkeiten eingebunden waren, so daß wir irgendwann tatsächlich nicht mehr gewußt haben, ob denn PINK CREAM 69 eine Zukunft hätten. Doch irgendwie haben wir uns dann doch dazu entschlossen und sind im Endeffekt auch recht bald in die Gänge gekommen.

Und das mit dem Ergebnis, das sich exakt so anhört, als ob Ihr Euch im Vorfeld bewußt hingesetzt hättet, um die "Essenz" Eures Schaffens seit den Anfängen bis zuletzt quasi herauszufiltern und in Form von neuen Songs komprimiert wiederzugeben.

Deinen Eindruck kann ich nicht nur gut nachvollziehen, ich muß Dir voll und ganz recht geben. Denn auch wenn wir uns im Vorfeld keinerlei Gedanken darüber gemacht haben, sehen wir das ganz genauso so! Dabei hatten wir beim Schreiben der Songs weder Vorgaben noch Anforderungen, sondern haben mehr oder weniger "frei Schnauze" drauf loskomponiert. Druck oder Streß gab es zwar ohnehin keinen, daß aber alles dermaßen locker ablaufen würde, war auch nicht zu erwarten. Und ja, mit dem Ergebnis sind wir mehr als nur zufrieden!

Kann ich mir gut vorstellen. Ein Grund für die offenbar überaus entspannte Vorgehensweise war mit Sicherheit auch, daß Ihr die Produktion im Studio von Dennis bewältigt habt.

Korrekt. Wobei es aber nicht nur der Faktor "Zeit" war, der dadurch ziemlich außer acht gelassen worden konnte, sondern auch der Faktor "Geld", ein nicht gerade vernachlässigbares Detail.

Logisch, schließlich habt Ihr nicht nur das Studio, sondern auch den Produzenten innerhalb der eigenen Reihen.

Das stimmt, allerdings muß man hier hinzufügen, daß wir allesamt im Vorfeld unabhängig voneinander bereits in unseren Homestudios viele Stücke und Passagen aufgenommen haben und uns bei Dennis quasi erst zur Fertigstellung getroffen haben. Ich zum Beispiel habe vor gut einem Jahr damit begonnen, bei mir zu Hause ersten Ideen und Riff-Sammlungen im Alleingang in meinem Homestudio aufzunehmen.

Auf diese Art haben dann alle Mitglieder mehr oder weniger die "Vorproduktion" absolviert, oder wie darf man sich das vorstellen?

Ja, in etwa so ist es gelaufen. Natürlich ist es nicht so, daß wir uns nicht sehen würden oder eine Art "Fernbedienung" innerhalb der Band führen würden, von der Arbeitsweise her aber war es sehr wohl so. Zu diesen ohnehin schon recht günstigen Umständen kommt bei uns bekanntermaßen auch noch die Tatsache, daß wir allesamt in einem Umkreis von etwa 30 Kilometer voneinander entfernt wohnen und sich auch etwaige spontane Zusammenkünfte locker und problemlos bewältigen lassen.

PINK CREAM 69-Bandphoto 2

Ganz so locker dürfte aber doch nicht alles gelaufen sein, so hat Euch bekanntlich Euer langjähriger Drummer Kosta Zafiriou vor kurzer Zeit verlassen.

Ja, das war in der Tat keine einfache Geschichte, für keinen von uns. Kosta mußte aber eine Entscheidung treffen, da er all seine Betätigungsfelder einfach nicht mehr problemlos bewältigen konnte. Auf der einen Seite muß man wissen, daß Kosta seit langer Zeit im Business eine ganz große Nummer ist und auch als Tourmanager für HELLOWEEN ausgelastet ist. Gerade dadurch ist es auch schon vorgekommen, daß er in der Vergangenheit mehrmals für etwaige Gigs von uns leider nicht parat gewesen ist, ein echtes Problem ist aber dennoch nie daraus geworden. Wesentlich härter hat es ihn immer jedoch immer wieder getroffen, daß es ihm als engagierten Familienvater das Herz förmlich zerreißt, wenn er für längere Zeiträume irgendwo auf dieser Welt herumgondelt und sich nicht um die "Seinen" zu Hause um kümmern kann. Von daher war seine Entscheidung, sich zumindest bei PINK CREAM 69 auszuklinken, zwar zunächst ein gewisser Schock, im Endeffekt aber doch mehr als nur verständlich, zumal wir uns ja auch keineswegs im Streit getrennt haben, sondern alle im Sinne von Kosta eingewilligt haben. Man muß diesbezüglich ja auch noch erwähnen, daß er bei uns ja nicht "nur" als Schlagzeuger tätig war, wie bei UNISONIC, er hatte darüber auch noch hinaus sämtliche organisatorischen Tätigkeiten für die Band über, und man kann sich in etwa vorstellen, was da an Arbeit auf einen Menschen zukommt, wenn alle geschäftlichen Fäden auf seinem Schreibtisch zusammenlaufen.

Zumindest um die Nachfolge hinter Drumkit habt Ihr Euch dafür nicht sonderlich bemühen müssen.

Das stimmt! Chris ist eigentlich seit den Anfängen Mitglied der "Familie" und war auch auf fast all unseren Tourneen als Techniker mit dabei. Daß er dabei zumeist für Kostas als Drum-Tech gearbeitet hat, machte es logischerweise noch ein wenig leichter.

Nicht ganz einfach stelle ich mir auch die aktuelle Situation von Eurem Sänger David vor, schließlich liefert er nicht nur auf »Ceremonial« eine exquisite Vorstellung seiner Sangeskünste, nahezu zeitgleich kann man ihm auch auf der neuen VOODOO CIRCLE-Scheibe bestaunen. Kam der arme Kerl da nicht in mächtigen Streß oder gar in einen Interessenskonflikt?

Nee, der schafft das schon der Knabe. [lacht] Im Ernst, David war sich seiner Doppelbelastung voll und ganz bewußt und hat phasenweise tatsächlich an beiden Alben zeitgleich gearbeitet. Ein Problem war das aber dennoch nicht, zum einen weiß David, ungemein fokussiert an Dinge heranzugehen, und zum anderen ist er nicht nur ein Riesengesangs-, sondern auch ein Organisationstalent.

Apropos Belastung. Wie ist es denn um den Zustand Deiner Hand bestellt, die in der Vergangenheit immer wieder Probleme bereitete?

Laß es mich so formulieren: Meine fokale Dystonie wird zwar nicht besser, aber immerhin auch nicht schlechter. Es gab in der Vergangenheit allerdings mehrfach Tage, wo ich wirklich nicht mehr wußte, wie ich Gitarre spielen konnte. In der ersten Phase der Krankheit mußte ich dringend Verstärkung anfordern, doch seit wir den Uwe als zweiten Gitarristen mit dabei haben, fällt mir einiges leichter, da ich durch meine veränderte Spieltechnik wieder schmerzfrei spielen kann.

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Das heißt auch, daß man wohl auch auf weitere Live-Aktivitäten hoffen darf, oder?

Oh ja! Obwohl das nicht der Grund gewesen ist, weshalb wir uns auf den Bühnen rar gemacht haben. Ich bin aber wirklich guter Dinge, daß wir es mit »Ceremonial« im Handgepäck nun doch auch wieder öfter auf diverse Festivals und eventuell sogar wieder zu einer durchgehenden Tournee bringen. Zwar kann ich momentan nur auf unseren bereits bestätigten Auftritt beim tschechischen "Metalfest" Ende Mai hinweisen, ich bin mir aber ziemlich sicher, daß da noch einige Gigs mehr hinzukommen werden.

Das hoffen wir alle, nicht zuletzt deshalb, weil auf dem neuesten Dreher einige potentielle Live-Abräumer verewigt wurden, zu denen der Bär ordentlich ins Steppen geraten wird!

http://www.pinkcream69.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: Thomas Lichtenwalter

PINK CREAM 69 (neue Besetzung) im Überblick:
PINK CREAM 69 – Ceremonial (Rundling-Review von 2013 aus Online Empire 55)
PINK CREAM 69 – Electrified (Rundling-Review von 1998 aus Online Empire 1)
PINK CREAM 69 – Endangered (Rundling-Review von 2002 aus Online Empire 10)
PINK CREAM 69 – Headstrong (Rundling-Review von 2017 aus Online Empire 73)
PINK CREAM 69 – Thunderdome (Rundling-Review von 2004 aus Online Empire 18)
PINK CREAM 69 – Online Empire 16-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
PINK CREAM 69 – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
PINK CREAM 69 – Online Empire 32-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2007)
PINK CREAM 69 – Online Empire 40-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2009)
PINK CREAM 69 – Online Empire 54-Interview (aus dem Jahr 2013)
PINK CREAM 69 – News vom 06.03.2012
PINK CREAM 69 – News vom 27.11.2019
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Soundcheck: PINK CREAM 69-Album »Blood Tsunami« im "Soundcheck Heavy 100" auf Platz 2
Soundcheck: PINK CREAM 69-Album »Endangered« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 60" auf Platz 8
Soundcheck: PINK CREAM 69-Album »Thunderdome« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 73" auf Platz 2
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