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”UNDERGROUND EMPIRE 5”-Datasheet

Contents:  THE BOMBSHELLS-Interview

Date:  08.08.1991 (created), 15.08.2010 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 5

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, sollte besagte Platte nie erscheinen, sondern Beki belebte etwa 1997 VICE SQUAD wieder, wobei sie die einzige Originalmusikerin war, allerdings ihr BOMBSHELLS-Partner Paul Rooney an ihrer Seite blieb. Schade, denn die BOMBSHELLS hatten einige wirklich großartige Melodiemomente zu bieten!

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

THE BOMBSHELLS-Logo

THE BOMBSHELLS-Bandphoto 1

Die bisherige Story ist eigentlich bekannt und daher schnell zu­sam­men­ge­faßt. Beki Bond, ehemalige Sängerin der weltweit sehr erfolgreichen Punk-Band VICE SQUAD, verläßt die Band, um 1986 ihren eigenen Laden BOMBSHELLS aufzumachen, in dem sie allerdings nur kommerziellen, melodischen Metal zum Kauf anbietet. Die üblichen Probleme, Line-up-Changes, eine Single 1988, mittlerweile drei Demos, und nun steht man kurz vor dem Deal.
Doch was ich Euch hier im Telegrammstil an den Kopf geworfen habe, soll in dem nun folgenden Interview, das ich per Telephon mit Beki führte, etwas hinterfragt, ausgebaut, erläutert, etc. werden. Action!

Beki, es ist ganz offensichtlich, daß das neue Demo gegegenüber seinem Vorgänger namens »Frenzy« softer, kommerzieller und keyboard-orientierter, ja fast etwas poppig klingt. Wie läßt sich dieser Wandel erklären?

»Frenzy« war unser drittes Demo, welches damals sehr schnell fertig werden mußte, und daher klang es viel rauher als es für BOMBSHELLS typisch ist. Ich persönlich stand auf diesen rauhen Sound überhaupt nicht so sehr. Für das neue Demo benutzten wir unser 8-Spur-Gerät, das wir uns gerade gekauft hatten, und Paul verbrachte Stunden und Stunden damit, diesen Sound hinzukriegen. Mir klingt das Demo auch etwas zu poppig und hat nicht diesen packenden Heavysound, den ich mir wünschen würde. Andererseits ist das auf einer 8-Spur-Maschine auch nur schwer zu erzielen, und das Tape sollte eigentlich nur die neuen Songs vorstellen. Ich denke, daß nicht alle Songs besonders gut rüberkommen, aber zum Beispiel ›Child Come Home‹ klingt schon großartig. Wir wollten eigentlich einen "größeren" Sound, aber dazu braucht man 24 Spuren.

Wie kommt man eigentlich vom Punk zum melodisch-kommerziellen Metal?

Das ist ganz einfach. Als ich anfing, mich für Punk zu begeistern, war ich gerade mal zwölf Jahre alt, also gerade alt genug, um Platten zu kaufen und in diese Kultur der Jugendlichen hineinzukommen. Damals war eben Punk und melodischer Hard Rock angesagt. Nach VICE SQUAD hatte ich eine Band namens LIGOTAGE, die auch eine Single namens »Crime And Passion« veröffentlichte. Mit LIGOTAGE machte ich Musik, die eher wie die von BOMBSHELLS klingt. Es war eine Mischung aus Punk Rock und Glam Rock. Folglich war der Schritt von LIGOTAGE zu BOMBSHELLS nur ein kleiner Schritt vorwärts. Ich singe immer noch über Themen, über die die meisten Rocksänger nicht singen würden. Wir haben beispielsweise Songs über Vivisektion oder die politische Situation in diesem Land. Ich habe mir also meine Punkwurzeln bewahrt, und außerdem mag ich die Energie des Punks. Wir spielen kurze und energiegeladene Songs, denn ich will keine Songs mit zehnminütigen Gitarrensoli. Andererseits mag ich es, mit guten Musikern zu arbeiten. Weißt Du, schon bei VICE SQUAD sagte man mir immer wieder, daß ich eine gute Stimme habe, aber die Band an sich schien niemals besser zu werden. Also ging ich zu einer anderen Band, um mit besseren Musikern zu arbeiten. Du siehst also, daß sich dieser Umschwung nicht über Nacht ereignet hat. Selbst als ich bei VICE SQUAD war, mochte ich VAN HALEN oder U.K. SUBS und THE CLASH, welche auch sehr viel mit Rock zu tun haben. Ich denke auch nicht, daß wir eine typische kommerzielle Rockband sind, zumal wir noch nie "unter Ernstbedingungen", also eine Platte auf 24 Spuren, aufgenommen haben.

Man könnte Dir aber trotzdem bösartigerweise vorwerfen, daß Du nur Dein Fähnlein nach dem Wind richtest und so versuchst, auf der Welle des Erfolgs mitzuschwimmen!

Wenn das mein Beweggrund gewesen wäre, hätte ich müssen mit VICE SQUAD weitermachen, die damals schließlich eine der angesagtesten Punkbands waren. Wir hatten einen Majordeal, unser Album war in den Charts, und trotzdem verließ ich diese relativ erfolgreiche Band. Ich habe also nicht den einfachsten Weg gewählt, sondern den, den mir mein Herz zeigte. Ich weiß, daß die Rockszene in Deutschland sehr agil ist, aber hier in England interessiert sich keine Plattenfirma wirklich für Rockbands. Wenn ich also hier den einfachen Weg wählen würde, müßte ich Rap- oder Dancemusik machen. Ich bin aber kein Popsänger, sondern ein Rocksänger, und ich habe Spaß an dem, was ich tue. Ich kämpfe mittlerweile seit acht Jahren, um voranzukommen.

Es ist sehr offensichtlich, daß Du mit den Waffen einer Frau arbeitest! Da braucht man sich beispielsweise nur die Photos von Dir anzuschauen. Also doch Erfolg um jeden Preis - egal, ob jemand auf Dich oder die Musik der BOMBSHELLS abfährt!

Weil wir hier total ignoriert wurden, ging ich zu dem über, was andere weibliche Sängerinnen auch tun. Ich trage nur wenig Kleidung und hoffe, daß die Leute mich so bemerken und kommen, um uns zu sehen. Ich sehe dabei keine Bedenken, denn ich kann singen! Was ich allerdings nicht mag, ist, wenn man Sex benutzt, um jemand zu verkaufen, der nicht singen kann und keine Songs schreiben kann.

THE BOMBSHELLS-Bandphoto 2

Ergibt sich dadurch aber für die BOMBSHELLS nicht das Problem, daß Du zu sehr im Vordergrund stehst und die Band wie eine Sängerin mit Einwegmusikern wirkt!

Eigentlich sind die BOMBSHELLS nur ich selbst und mein Songwriter und Gitarrist Paul. Wir hatten so viele Line-up-Wechsel, denn die meisten Musiker kniffen den Schwanz ein, wenn es schwierig wurde. Als wir die BOMBSHELLS gründeten, waren wir wie Brüder und Schwester, aber als die Zeiten härter wurden, verstreuten sich die anderen sich in alle Himmelsrichtungen. Daher kannst Du mir kaum vorwerfen, daß ich mal primär meine eigene Person pushe, da ich das einzige ständige Mitglied bin. Es ist eigentlich in jeder Band so, daß bei einer Band der Sänger im Vordergrund steht! Weißt Du, ich hätte auch lieber eine konstante Besetzung, aber die momentanen Umstände bringen einfach mit sich, daß man die Sache pusht, die bleiben wird.

Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man mit seiner alten Band ziemlich erfolgreich war und dann mit dem neuen Projekt ewig scheinbar auf der Stelle tritt und unter viel widrigeren Bedingungen arbeiten muß. Ist das nicht ein bißchen frustrierend?

Ein bißchen??? Andererseits war es bei VICE SQUAD auch nicht so perfekt wie man nun glauben mag. Okay, wir erhielten viel Anerkennung, hatten einen Majordeal, spielten in großen Hallen, aber es waren auch viele kleine Sachen dabei, wir mußten wochenlang in einem engen Tourbus leben und so weiter. Und das war über Jahre hinweg der Fall, so daß wir selbst als die Sache gut lief, maximal 40 Pfund pro Nase in der Tasche hatten. LIGOTAGE war demgegenüber eine Steigerung, denn wir hatten eine größere Agency, etc. Dummerweise klappte es mit der Band nicht so richtig, aber ich machte weiter. Es macht mir momentan irgendwie nichts aus, wo ich spiele. Am Sonntag spielten wir in einem Pub vor 100 Leuten, und einige Zeit vorher war es ein Gig mit 20.000 Leuten. Das Wichtigste ist, daß die Band dabei besser wird! Klar - es ist frustrierend, wenn der große Sprung anscheinend nie kommen will, aber das ganze Musikbusiness ist extrem frustrierend! (Womit sie leider nur allzu recht hat! - Red.)

In meinen Augen ist von »Frenzy« hin zum neuen Demo eine enorme Steigerung zu verzeichnen. Wie kommt's?

Wir werden einfach besser je mehr wir tun. Mittlerweile hat sich mein Gesang gegenüber dem neuen Demo weiter verbessert, denn wir hatten viel Livetraining. Inzwischen gefällt mir mein Gesang auf dem neuen Demo überhaupt nicht mehr, aber er ist weitaus besser als auf »Frenzy«. Übung macht den Meister, wie man sagt. Wir haben uns auch mehr Gedanken über die Songs gemacht. »Frenzy« spielten wir innerhalb kürzester Zeit auf vier Spuren ein, und das war's. Beim neuen Demo nahmen wir die Songs auf einem 4-Spur-Gerät auf und überarbeiteten sie dann nochmal, bevor wir sie definitiv auf acht Spuren aufnahmen. Auch habe ich mich dieses Mal viel mehr um die Songs gekümmert und verstärkt mit Paul zusammengearbeitet, während ich ihm das früher mehr oder minder komplett überlassen habe.

Erfreulicherweise wurde diese Steigerung in Form eines Vertrages mit COMMUNIQUE RECORDS belohnt. Die Platte wurde ja zunächst schon für August angekündigt, aber wird sich nun um einiges verzögern. Erzähl uns doch mal etwas mehr über Euer kommendes Debut!

Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, aber wir werden uns am Wochenende nochmal mit den Leuten von COMMUNIQUE RECORDS treffen und wenn der Vertrag nicht ein großes Rip-Off ist, werden wir ihn signen. (Mittlerweile ist man auch mit einigen Majors in Verhandlung, wobei noch nicht definitiv ist. Momentan sieht es allerdings sehr gut aus! - Red.) Wir werden für die Platte auf jeden Fall noch einige neue, härtere Songs verwenden, die wir seit dem neuen Demo geschrieben haben. Wir wollen eine gute Mischung aus etwas poppigen Songs und Heavystücken. Ich mag es, mir live die Lunge rauszuplärren und will das auch im Studio tun! Ich kann Dir allerdings noch keine genaueren Angaben geben, denn ich habe mir abgewöhnt, etwas anzukündigen, das nicht hundertprozentig sicher ist.

Bleiben wir doch bei dem vinylisierten Thema. Mich würde zum Abschluß mal interessieren, wieviele Kopien von der »Fighting For Our Lives«-Single gepreßt wurden, wieviele davon verkauft wurden und ob es sich im Endergebnis etwas gelohnt hat.

Ich kann Dir gar nicht so genau sagen, wieviele Exemplare jemals existierten, aber es sind noch einige Hundert übrig. Wir erhielten damals diese ganzen Reviews im KERRANG! oder im METAL HAMMER, hatten aber keinen Plan, wie wir die Single vertreiben sollten. Es war nicht schlecht für eine Debutsingle, aber es hätte können unter diesem Gesichtspunkt besser laufen. Wenn wir jetzt ein Album haben werden, können vielleicht dadurch noch etwas Kohle mit der Single machen.

THE BOMBSHELLS-Bandphoto 3

Und sie lacht wieder dieses genial-dreckig-freche Lachen, mit dem sie mich schon schon mehrfach aus dem Konzept gebracht hat und das mir noch einige Zeit in den Ohren klingen wird - Clint Eastwood wäre stolz auf einer solchen Sound.
Doch zurück zum eigentlichen Thema, denn eigentlich muß ich zugeben, daß ich bis vor kurzem noch Zweifel hatte, ob die BOMBSHELLS denn nun auch wirklich eine interviewenswerte Band sind. Gut - die »Fighting For Our Lives«-Single war ohne Einschränkung meisterlich, aber das andere Material konnte trotz aller Qualität nicht an deren Reiz heranreichen. Als dann das neue '91er 10-Song-Demo meinen Tapeplayer eroberte, war jeglicher Zweifel weggeblasen! Mit Stücken wie ›English Days‹, ›Child Come Home‹ oder ›Can't Get You Off My Mind‹ hat man Meisterleistungen in der Kategorie "melody and power - commercial and heavy" geschaffen, die ein vielversprechendes Debut garantieren. Da Beki selbst zu diesem Thema noch nicht allzuviele konkrete Infos rüberschieben konnte, könnt Ihr bei Interesse ja selbst noch mal bei

nachhaken. Vielleicht fragt Ihr auch gleich für 10,- DM nach der einmaligen »Fighting For Our Lives«-Single nach. Lohnt sich.

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

THE BOMBSHELLS im Überblick:
THE BOMBSHELLS – Underground Empire 3-Special (aus dem Jahr 1990)
THE BOMBSHELLS – Underground Empire 3-Special (aus dem Jahr 1990)
THE BOMBSHELLS – Underground Empire 5-Interview (aus dem Jahr 1991)
THE BOMBSHELLS – Metal Hammer 21-22/90-Special (aus dem Jahr 1990)
THE BOMBSHELLS – News vom 11.01.1991
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