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”UNDERGROUND EMPIRE 3”-Datasheet

Contents:  ANASHI-Interview

Date:  1990 (created), 09.12.2009 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 3

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here!

Comment:

Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie ich seinerzeit als Zivi mit meinem Kollegen Andreas Groß mit dem Krankenwagen zu einem Einsatz gondelte und mir derweil ein paar Notizen zu möglichen Fragen für das ANASHI-Interview machte. Plötzlich grinste Andreas: "Frag' sie doch mal, ob sie schon auf der Straße wegen Unterwäschestücken angebettelt werden!" Tja, und so landete auch diese nicht ganz konventionelle Indiskretion im großen Fragenkatalog, der kurze Zeit später gen Schweden wanderte...

Leider sollte mein letzter Kontakt zu ANASHI schon im Januar 1991 erfolgen, als Tina mir davon berichtete, daß die Band gerade in Amerika aufnehmen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte man schon die neue Bassistin Monica Dahlander angeheuert, doch leider gibt es über ANASHI noch zu berichten, daß sie sich etwa ein Jahr später in THE KING'S QUEEN umbenannten, doch dann verschwanden. Erfreulicherweise gibt es mittlerweile zumindest eine MySpace-Seite von ANASHI, die mithelfen sollte, daß die Erinnerung an die Band nicht komplett verblaßt.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

ANASHI-Logo

Irgendwie stehe ich auf skandinavische All-Girl-Bands. ICE AGE aus Schweden gehören schon seit langer Zeit zu meinen Lieblingsacts, weshalb auch im ersten UNDERGROUND EMPIRE ein Interview mit den vier Mädels zu finden war. Die traurige Nachricht von ihrer Auflösung machte dann vor wenigen Monaten die Runde, was aber nichts an meinem Faible für die Band ändern konnte. Mittlerweile gibt es eine Band, die durchaus in ICE AGEs Spuren treten könnte, weniger musikalisch, als vom Talent gesehen. Mit dem Power Metal der Eiszeit hat diese Band nicht viel am Hut, sondern spielt eher melodischen Heavy Rock, jedoch in ähnlich mitreißender Art wie es auch ihre Landsfrauen taten. Wollen wir nicht weiter wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen, sondern das Kind beim Namen nennen und einfach direkt zum Interview mit Tina von ANASHI übergehen!

ANASHI-Headline

ANASHI-Bandphoto 1

Eure beiden ersten Demos sind recht simpel aufgemacht mit einem kopierten Cover, schlichtem Layout, Bandphoto, etc. Was sind die Gründe hierfür?

Ja, Du hast recht, daß unsere Demos sehr simpel aufgemacht sind, wenn Du Dir das Cover betrachtest. Unser letztes Demo »Take It Or... Leave It« hat uns umgerechnet 10.000 Dollar gekostet, und das ist mehr als wir zusammenbekommen, selbst wenn wir alle ein ganzes Jahr sparen würden! Außerdem kommen dann Kosten fürs Porto, für die Briefe, die Photos und fürs Ziehen der Demokopien hinzu. Wir denken, daß es einfach viel wichtiger ist, einen guten Sound auf dem Demo zu haben, als ein gutes Cover, denn schließlich hören sich die Leute nicht das Cover an, sondern die Musik (welch bestechende Logik! - Red.).

Ich finde, daß einige Eurer Songs sich recht stark ähneln. Was sagt Du zu dieser Meinung?

Das ist eine gute Frage (na ja - Red.), die uns bisher noch niemand gestellt hat. Eigentlich waren die meisten Leute überrascht, daß sich die Songs so stark unterscheiden (Pah, alles Ignoranten! - Red.). Wenn Du aber der Meinung bist, daß sie sich ähneln, dann würde ich einfach vermuten, daß das daran liegt, daß wir eine Band sind, die immer noch lernt, und ich hoffe, daß wir das auch bleiben werden! Ich glaube, man muß in den ersten Jahren mit einigen Fehlern leben. Ich bin zwar nicht der Meinung, daß unsere Songs zu ähnlich klingen, denn ich schreibe die Stücke, und ich bemühe mich, die Songs verschiedenartig zu gestalten.

ANASHI-Einzelshot: Ulrika Dahl

Mir ist aufgefallen, daß Ihr hinter jedes Lied schreibt, wer das Solo gespielt hat, obwohl man sonst keine weiteren Informationen zu den Songs erhält. Warum macht Ihr das?

Alle Bands mit zwei Leadgitarristen, die ich kenne, schreiben auf, wer die Leads in einem Song schreibt. Ich denke, daß das eine gute Sache ist, denn wenn man sich die Gitarristen mal kritisch betrachten will, kann man sie besser unterscheiden. Unsere Fans finden dies bislang sehr gut, weil sie vielleicht die eine Gitarristin besser finden als die andere. Wie ich Dir aber schon im Brief geschrieben habe, ist Carina nicht mehr in der Band, so daß ich momentan die einzige Gitarristin bin. Folglich bräuchten wir momentan nicht dazuschreiben, wer die Leads spielt, da ich sie alle spiele (messerscharf erkannt! - Red.) Sollten wir eines Tages aber wieder eine zweite Gitarristin bekommen, dann werden wir sicher wieder aufführen, wer die Soli in welchem Lied spielt. Ich denke, daß es eine gute Idee ist, dies zu tun, und ich finde es persönlich auch sehr gut, wenn ich das bei anderen Bands sehe.

Was sind die Gründe für Carinas Ausstieg?

Im Oktober 1989 baten wir sie, die Band zu verlassen, weil sie nicht mehr richtig geprobt hat. Wir sind zwar immer noch Freunde, aber in der Band hat die Zusammenarbeit nicht mehr geklappt. Einen Monat später gingen wir ins Studio und nahmen unser neues Demo »Take It Or... Leave It« auf. Daraufhin gingen wir in die USA auf Promotour, wobei wir keine Gigs spielten, sondern nur Promotion für ANASHI machten, mit Plattenfirmen und mit Managern sprachen. Wir hatten kurz zuvor nämlich unseren alten Manager gefeuert, weil er ein totaler Loser war. Auf jeden Fall haben wir einiges angekurbelt, und wir wollen wieder in die USA, um einige Promotiongigs hauptsächlich in Kalifornien zu spielen.

ANASHI-Headline

ANASHI-Einzelshot: Tina Mathiesen

Einige Eurer Texte gefallen mir recht gut, andererseits würde ich ›Young & Wild‹ schlicht als einen Klischeetext bezeichnen.

Uns sind Texte sehr wichtig, und wir wollen über Dinge schreiben, die sowohl uns als auch andere Leute betreffen. Wir schreiben über Dinge, die um uns herum und in der Welt passieren. Man kann aber nicht nur über die schlimmsten Sachen schreiben, die vielleicht viele Leute als sehr wichtig ansehen. Wir wollen, daß es den Leuten Spaß macht, unsere Songs anzuhören und wollen sie nicht pausenlos mit schlimmen Sachen, wie Kriegen oder Leid belasten. Es gibt schon sehr viele Bands, die darüber schreiben, und wir wollen zunächst mal, daß unsere Musik den Leuten Freude bereitet, weil es darum bei der Musik geht - relax and have a good time. ›Young & Wild‹ ist für mich eigentlich kein Klischeetext, sondern handelt vom wirklichen Leben. Es geht um jemand, der etwas unbedingt haben will, aber es fällt ihm einfach nicht direkt in den Schoß, sondern er muß den Sachen etwas Zeit zugestehen. Ich denke, es ist wichtig, sich genauso mit solchen Dingen beschäftigen wie auch mit etwas "schwereren" Themen wie Schmerzen, Krieg, Morden, etc. Ich schreibe die Texte und bemühe mich, über ganz verschiedene Sachen zu sprechen, eigentlich über alles, das im Leben passiert. Daher haben wir sowohl Partytexte, als auch Horrortexte, Anti-Kriegs-Songs, oder Texte über Bibelstellen, oder ich hole mir einfach Ideen von den Nachrichten, etc. Das normale, alltägliche Leben ist zumeist mein Auslöser, um einen Text zu schreiben, egal ob es nun mein Leben ist, oder das Leben eines Menschen in Ghana oder Mexiko. Das, was mir in den Sinn kommt, wenn ich die Musik eines unserer Stücke höre, darüber verfasse ich dann die Texte. Ich möchte aber primär Texte schreiben, die ein gutes Feeling vermitteln. Es gibt schon genug Scheiße in der Welt, und ich möchte nicht noch mehr aufbringen.

Eure beiden ersten Demos »One 4 All, All For 1« und »We Got It« sind sehr lang und wurden innerhalb von einem Jahr eingespielt. Gab es da keine Probleme bezüglich des Songmaterials? Bist Du ein Wahnsinnssongschreibtalent?

Ich habe keinen Job und bin daher frei. Ich kann also jederzeit Musik machen, wenn ich nur will. Ich kann also 24 Stunden am Tag Gitarre spielen, und so haben wir sehr viel Songmaterial.

ANASHI-Einzelshot: Lena Svensson

Wie sieht es bezüglich Livegigs bei Euch aus, und wie schaut das typische ANASHI-Publikum aus?

Wir haben schon einige Gigs gespielt und zwar vorwiegend in kleineren Clubs. Bislang haben wir noch keine spezielle Show, da uns hierzu das Geld fehlt. Unser Publikum ist in der Regel sehr gemischt - halb Mädchen, halb Jungs. Auch altersmäßig treten große Unterschiede auf - von 15 bis 72! Vom musikalischen Geschmack her stehen die Leute auch auf total verschiedene Sachen. Es gibt Leute, die extra wegen uns zu den Gigs kommen, andere aber sind nur zufällig da, weil sie in diese Kneipe gingen, um sich mit Freunden zu treffen.

Wie würdest Du selbst die Popularität des Heavy Metals in Schweden beurteilen?

Als ausländische Band ist es ganz okay, aber als schwedische Band ist es sehr schwer, hier akzeptiert zu werden - nach dem Motto, man kann nicht König in seinem eigenen Land werden. Inwieweit Heavy Metal akzeptiert wird, ist nur schwer abzuschätzen. Auf jeden Fall hören die meisten Leute populäre Musik, wie Disco oder Pop, und Heavy Metal ist wohl der letzte Name auf dieser Liste.

Wie sehr beeinflußt die Musik Euer Privatleben? Gibt es beispielsweise Trouble mit dem Freund, weil er lieber mit Dir weggehen würde, als daß Du mit Deiner Gitarre in den Proberaum gehst (Ein Eifersuchtsdrama in fünf Akten - Red.)?

Ja, da gibt es schon Probleme - außer mit Freunden, da wir alle solo sind. Einige von uns hatten Freunde, aber diese wollten einfach nicht akzeptieren, daß wir soviel spielen. Das konnte natürlich nicht lange gut gehen. Das Hauptproblem ist eher, daß man seine Eltern, Bekannten und Freundinnen nicht mehr so besonders oft sehen kann. Aber das ist der Preis, den man bezahlen muß, wenn man seinen Weg gehen will.

ANASHI-Headline

ANASHI-Einzelshot: Catrin Adfors

Wie groß ist die Popularität von ANASHI in Schweden? Werdet Ihr schon von Kids gejagt, die Autogramme und Unterwäsche von Euch wollen, so daß Ihr Euch nur mit Wurzelseppbärten auf die Straße wagen könnt?

Bislang können wir noch sicher über die Straße gehen. Aber es kam schon vor, daß mancheiner Autogramme von uns wollte. Wir sind aber noch nicht so bekannt in Schweden, da hier, wie ich bereits sagte, Heavy Metal nicht besonders in ist. Schweden ist uns daher eigentlich auch ziemlich egal.

Was war eigentlich für Dich der Antrieb gewesen, als Du begonnen hast, ein Instrument zu spielen, und wie bist dann dazu gekommen, in einer Heavy-Band zu spielen?

Als ich ein Kind war, hörte ich einmal Heavygitarren, und es hat mir wirklich gefallen. Daher habe ich mich entschlossen, Gitarre zu spielen. Ich kaufte mir dann eine Gitarre und habe mir alles selbst beigebracht. Bei den anderen aus der Band war eigentlich ähnlich abgelaufen. Als ich ANASHI formierte, war es eigentlich keine beschlossene Sache von Anfang an, welche Musik wir spielen wollten, sondern es kam ganz natürlich dazu.

Schweden hat als eines der wenigen Länder Europas noch einen König. Was ist Deine persönliche Meinung dazu?

Ich denke, daß es eine coole Sache ist. Könige gab es eigentlich schon immer, und warum sollte man sie da plötzlich abschaffen? Wenn er keine schlechten Dinge tut, soll er ruhig bleiben - es ist mir eigentlich ziemlich egal.

Wie denkst du über die Kirche?

Ich denke, daß es jedermanns eigene Entscheidung ist, an das zu glauben, was er will. Alle Menschen sind verschieden, denken verschieden, etc. Daher sollte es auch total verschiedene Sachen geben, zwischen denen die Menschen sich entscheiden können.

Stichwort - Emanzipation! Was sind Deine Gedanken zu diesem Thema, das während der letzten Jahre doch recht heiß umdiskutiert ist!

Diese Frage ist für mich sehr schwer zu beantworten, da in Schweden Jungs und Mädchen schon seit vielen Jahren ziemlich gleichgestellt sind. Dies ist eigentlich schon so lange der Fall, daß ich mich gar nicht erinnern kann, wann dies eigentlich begonnen hat. Aus diesem Grund gibt es in Schweden nicht viele Emanzen, und ich kann eigentlich nicht viel darüber sagen.

Es gibt sicher Mädels, denen man jedes Wort aus der Nase ziehen muß, aber Tina ist hier eine Ausnahme, die sehr ausführlich und informativ alle meine Fragen, auch die etwas kritischeren, beantwortete und dann diese holde Stimme... träum, schweb... Mensch, fasel' ich heute wieder einen Mist zusammen!
Ich habe ANASHI am Anfang mit ICE AGE in Verbindung gebracht - nun, ich wünsche dann den vier Girls etwas mehr Glück als ihren Kolleginnen. Daß sie das verdient hätten steht außer Zweifel! Wenn Ihr nun aufgrund des Interviews neugierig geworden seid, dann könnt Ihr bei:

http://myspace.com/anashiband

diverse musikalische Werke der Band bestellen. Im einzelnen wären das: »One 4 All, All For 1« für $5, »We Got It« für $7 und »Take It Or... Leave It« für $5.

Vorbereitung:
Stefan Glas with a little help from my friend Andreas Groß

Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

ANASHI im Überblick:
ANASHI – One 4 All, All For 1 (Demo-Review von 1990 aus Underground Empire 2)
ANASHI – We Got It (Demo-Review von 1990 aus Underground Empire 2)
ANASHI – Underground Empire 3-Interview (aus dem Jahr 1990)
ANASHI – News vom 12.03.1991
ANASHI – News vom 12.10.2009
unter dem späteren Bandnamen THE KINGS'S QUEEN:
THE KINGS'S QUEEN – News vom 12.10.2009
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