Curran Murphy ist in unserer Szene spätestens seit seinem Engagement bei NEVERMORE und ANNHILATOR ein Begriff. Auf der Bühne konnte uns Curran mit seinem Spiel immerzu begeistern und seine ehemaligen Brötchengeber waren von seinen Leistungen wohl ebenso begeistert wie die Fans. Doch irgendwann hatte der Knabe es endgültig satt, lediglich als "Beiwagerl" bei diesen Bands in Erscheinung treten zu dürfen und begann schon während dessen, eigene Songs zu komponieren und in Form einer eigenen Band zu veröffentlichen. Mit AGGRESSION CORE und deren beiden in den Jahren 2000 (»Aggression Core«) und 2002 (»Victim Or Enemy«) eingespielten Alben legte Curran mehr als nur eine Talentprobe seiner songschreiberischen Fähigkeit ab, trotzdem war nach der Veröffentlichung des zweiten Albums nicht mehr viel von dieser Truppe zu vernehmen.
Doch Curran war trotz der Auflösung dieser Band keinesfalls untätig, sondern komponierte weiterhin laufend Songs. Seit kurzer Zeit ist er mit seinem aktuellen Outfit namens SHATTER MESSIAH am Start und vor wenigen Wochen wurde deren Debut mit dem Titel »Never To Play The Servant« aus dem Preßwerk geholt. Darauf darf der geneigte Fan nicht nur Currans Kunst des Komponierens und Gitarrespielens bewundern, sondern zudem auch dem beeindruckenden Gesang von Greg ("Wags") Wagner lauschen. Jener sollte den Anhängern des amerikanischen Metal ebenfalls ein Begriff sein, war er doch bei ARCHETYPE und BREAKER mit von der Partie. Mit dem ebenfalls kurzeitigen ANNIHILATOR-Drummer Robert ("Bobs") Falzano, sowie den bislang noch unbeschriebenen Blättern Ron Boisvert (b) und Dusty Holt (g, der auf den hier zu sehenden Bandphotos leider fehlt) hat Curran eine sehr kompetente Truppe um sich geschart und hatte selbstverständlich einiges zum Thema SHATTER MESSIAH mitzuteilen.
Du konntest Dir durch Deine Dienste bei NEVERMORE und ANNIHILATOR einen sehr guten Namen erspielen. So ganz ohne Grund werden Dich diese Bands aber nicht verpflichtet haben. Was müssen wir zu Deiner persönlichen musikalischen Geschichte noch wissen?
Ich begann erst mit 15 Jahren mit dem Gitarrenspielen. Damals zeigte mir mein Cousin, daß es gar nicht unbedingt notwendig ist, alle Noten lesen zu können. Mir persönlich reichte es vollkommen, daß ich Tabulaturen lesen konnte, um die Songs meiner Lieblingsband METALLICA spielen zu können. Da mich meine Gitarre derart fasziniert hatte, legte ich sie gar nicht mehr aus der Hand. Sogar wenn Sportunterricht auf dem Programm stand, oder ich mich mit Kumpels verabredet hatte, war meine Klampfe immer mit dabei. Als ich dann einen Job in einer Pizzeria angenommen hatte und mein eigenes Geld verdienen konnte, dauerte es gar nicht mehr lange, bis mich meine erste Ibanez 540 erstehen konnte. Sie war knallrot und sah total scharf aus! Danach war es vollkommen um mich geschehen. Ich gründete die ersten Bands, mit denen ich es jedoch niemals zu irgendwelchen Veröffentlichungen brachte, bevor ich die Jungs von NEVERMORE kennengelernt hatte, mit denen ich dann erstmals wirkliche Erfahrung im Business machen konnte. Danach engagierte mich Jeff Waters als Gitarrist und schon in jener Zeit hatte ich einige Songs komponiert. Erst im letzten Jahr hatte ich ausreichend Songs für ein gesamtes Album geschrieben und konnte auch die geeigneten Musiker für SHATTER MESSIAH finden. So entstand SHATTER MESSIAH!
Moment, Moment. Da fehlen aber zumindest AGGRESSION CORE. Existiert diese Band denn noch, oder weshalb hast Du sie unter den Tisch fallen lassen?
Nein, die Band ist definitiv Geschichte. Es war eine der zahlreichen Truppen bei denen ich in meiner Zeit vor und während NEVERMORE aktiv war. Leider konnten wir trotz der beiden Alben nicht wirklich durchstarten.
Auch bei PURE SWEET HELL, dem Soloprojekt von NEVERMORE-Drummer Van Williams, hattest Du Deine Finger im Spiel, oder?
Diese Zusammenarbeit begann damit, daß ich die Scheibe nur produzieren und abmischen sollte, aber irgendwann trat Van an mich heran, ob ich denn nicht auch ein paar Soli einspielen könnte. Das war im Endeffekt nicht nur musikalisch interessant, sondern vor allem sehr unterhaltsam. Van ist nicht nur einer der begnadetsten Drummer, die ich kenne, sondern auch ein sehr unterhaltsamer Kerl.
Die Herren von NEVERMORE und ANNIHILATOR haben wohl auch hinsichtlich des Songwritings auf Dich Eindruck hinterlassen. Vor allem das Riffing scheint von deinen ehemaligen Brötchengebern mächtig beeinflußt worden zu sein.
Da ich wirklich lange Zeit an der Seite von Jeff Loomis und Jeff Waters gespielt habe, hat das bestimmt abgefärbt. Ich hatte allerdings niemals im Sinn, einen dieser beiden Musiker zu kopieren. Wenn Ähnlichkeiten zu erkennen sind, ist das durchaus möglich, doch Absicht war es bestimmt nicht.
Das wollen wir Dir auch gar nicht unterstellen, schließlich hast Du ja kein "Clone"-Album abgeliefert, sondern ein durchaus eigenständig klingendes, heftiges Metal-Album, auf dem eben das Riffing von diesen Größen inspiriert worden ist. Welche Bands außer METALLICA, die Dich zum Metal-Gitarristen machten, bevorzugst Du denn ansonsten noch?
Ohne METALLICA würde wohl bis heute nichts von mir zu hören sein. Aber auch PRONG, TESTAMENT und MEGADETH liebe ich heiß und innig! Es muß aber nicht immer nur Metal sein. Ich habe auch ein Faible für Tori Amos oder THE POLICE Zuletzt habe ich die Musik von Ani Defranco für mich entdeckt und in gewissen Momenten höre ich auch Mozart oder Beethoven, deren Kompositionen zum Teil richtig heavy klingen.
Wie kam es denn nun zum derzeitigen Line-up von SHATTER MESSIAH?
Ich denke, da war jede Menge Glück mit im Spiel. An "Wags" (v) bin ich durch Zufall über einen Freund gekommen, den ich eigentlich als Drummer haben wollte. Leider hat besagter Kerl aber kein Interesse an SHATTER MESSIAH gezeigt. Aber immerhin hat er mir einen genialen Sänger verschafft. Zu unseren Drummer "Bobs" bin ich gestoßen, als ich noch bei ANNIHILATOR war und wir zusammen mit JUDAS PRIEST in den Staaten auf Tour waren. Er hatte das Demo gehört, das "Wags" und ich aufgenommen hatten und wollte unbedingt als Schlagzeuger mit dabei sein. Und schließlich hat "Bobs" dann auch noch unseren Basser Ron mitgebracht. Unser zweiter Gitarrist Dusty wurde mir von Lou St. Paul von WINTER'S BANE empfohlen. Lou hat mir Dusty als sehr unkomplizierten Menschen und talentierten Musiker beschreiben und hat damit verdammt recht behalten!
Nun klingt die Sache aber dennoch nicht unbedingt nach gewachsener Struktur als "Band", sondern eher nach einem Projekt, bei dem jeder einzelne Musiker wohl noch an unzähligen anderen Formationen mitpartizipiert.
SHATTER MESSIAH sind definitiv eine Band! Noch dazu jene, auf der unser Hauptaugenmerk liegt. Lediglich "Wags" kann es nicht lassen und ist nebenbei auch noch in andere musikalische Projekte involviert. Der Kerl braucht das einfach, um nicht durchzudrehen. [lacht] Zuletzt hat mit seiner Thrash Metal-Truppe H.A.T.E. ein gewaltig klingendes Demo eingesungen, für welches ich auch ein paar Gitarrenpassagen eingespielt habe.
Durch all die doch recht unterschiedlichen musikalischen "Vorgeschichten" der Besetzung wäre es interessant zu erfahren, wie der aktuelle Sound von SHATTER MESSIAH entstanden ist.
Das ist eine ganz eigene Geschichte. Am Anfang stand meine Intention, die von mir komponierten Songs veröffentlichen zu können. Ich wollte die Sache zunächst wie ein Alleinherrscher führen, doch als ich merkte, daß alle Beteiligten derart viel Herzblut und Energie in diese Band investierten, entstand daraus eine demokratisch geführte Band mit gleichberechtigten Musikern. Vor allem "Bobs" und ich arbeiten sehr viel für SHATTER MESSIAH. Damit meine ich jetzt nicht nur die Musik selbst, sondern auch, daß wir beide um uns sämtliche Businessangelegenheiten kümmern. "Wags" hält sich da zwar ein wenig heraus, bringt aber derart viel Enthusiasmus mit, wenn es darum geht, seinen Job als Sänger zu erledigen, daß man ihm wirklich nur begeistert zusehen kann.
Wie ist das Songwriting für »Never To Play The Servant« vonstatten gegangen? Haben wir es denn ausschließlich mit neuen Songs zu tun, oder hattest Du einiges schon in der Schublade bevor SHATTER MESSIAH gegründet wurden?
Alle Songs sind neu! Wir haben also keinerlei Leichen aus dem Keller geholt, um das Album zu komplettieren. Noch nicht einmal ältere Riffideen habe ich verwendet, ich wollte diese Art von Leichenfledderei von Anfang an vermeiden. In gut acht Monaten hatten wir die Songs zusammen und unmittelbar danach sind wir auch schon ins Studio gegangen, um unser Album aufzunehmen. Länger gedauert hat es jedoch um den endgültigen Mix fertig zu stellen. Ich glaube, wir haben die Scheibe insgesamt viermal abgemischt, bis alle zufrieden waren. Im Zuge der Produktion haben wir sogar noch einigen Ballast von unseren Songs abgeworfen, denn SHATTER MESSIAH sollten nur durch hammerharte und brillante Songs bekannt werden. [lacht]
Das ist Euch in der Tat gelungen. Man merkt »Never To Play The Servant« die Frische an und verspürt beim Hören förmlich Euren Willen, uns mit diesem Album zu erfreuen. Wird es denn auch möglich sein, SHATTER MESSIAH auf den Bühnen dieser Erde zu Gesicht zu bekommen?
Das wollen wir doch stark hoffen! Wir befinden uns im Moment gerade in der Planungsphase und deshalb ich kann leider noch keine konkreten Tourneedaten bekanntgeben, aber wir haben vor, wo auch immer es gewünscht wird, live zu spielen.
Was kannst Du uns denn von bisherigen Auftritten berichten?
Zunächst muß ich sagen, daß wir es immer und jederzeit sehr ernstnehmen, wenn wir live spielen können. Es muß doch im Sinne eines jeden Musikers sein, daß er nach einem Auftritt halbtot von der Bühne geht, da er seine Energie an die Fans weitergegeben hat. So gesehen ist es für uns immer ein Erlebnis, vor Fans zu spielen. Auch wenn nur einige wenige Leute anwesend sein sollten (Aha, Ihr habt also auch schon in Österreich gespielt??? - ws) geben wir unser Bestes, denn das sind wir den Menschen schuldig, die Eintritt bezahlt haben, um eine amtliche Show zu sehen.
Sehr bodenständig und auch vorbildmäßig. Hoffentlich gibt Euch Euer Label DOCKYARD 1 auch die Chance, hier bei uns zu spielen. Wer hat diesen Deal überhaupt eingestielt?
Unser Manager Eric und seine Firma DCA MANAGEMENT haben sich darum gekümmert. Eric hat unsere Demos verschickt und da DOCKYARD 1 großes Interesse an uns gezeigt haben, war der Deal sehr bald unter Dach und Fach. Da alle Beteiligten wirklich viel Geduld mit der Band und den Aufnahmen gezeigt haben, bin ich sehr zuversichtlich, daß diese Kooperation längerfristig sein wird.
Wie sehen denn die Pressereaktionen auf das Album bisher aus?
Ganz gut. Ich hoffe, daß es auch dabei bleiben wird, denn leider nehmen sich manche Kritiker mitunter ein wenig zu wichtig. Aber zum Glück hat unser Album bisher nur positive Reaktionen verursacht.
Interessant zu beobachten ist daran auch, daß mitunter davon gesprochen wird, »Never To Play The Servant« würde eine Art Konzept beinhalten, was ich (und viele andere Hörer auch) nicht unbedingt nachvollziehen konnte.
Als ich die Texte geschrieben habe, schwebte mir keinerlei Konzept vor. Es ist aber richtig, daß manche Rezensenten ein solches in das Album hineininterpretiert haben und im Endeffekt dann gar nicht so falsch damit gelegen sind, da es zumindest einen roten Faden gibt. Damit kann ich ganz gut leben, denn ich denke, ich habe es somit geschafft, diese Personen zum Denken animiert zu haben. Es ist zudem sehr interessant zu hören, wenn von 50 Meinungen fast 50 verschiedene abgegeben werden. Wir haben also in jedem Fall ein Album abgeliefert, das nicht ganz so einfach zu kommentieren ist, und außerdem weiß ich, daß unsere Songs in jedem Fall gehört worden sind.
Was inspiriert Euch denn zu Euren Texten, die offenbar doch ein wenig zusammengehörig sind?
Im Prinzip all jene Dinge, die mich zu dem machen, was ich bin. Das Leben, die Liebe, der Tod, Freundschaften und Religion.
Wer ist dieser nicht gerade vertrauenserweckende Kerl auf Eurem Cover der SHATTER MESSIAH?
Das weiß ich offen gesagt gar nicht. Gyula Havancsak oder H Jules, wie er sich nennt, hat das Cover und auch das Artwork gestaltet. Ich kannte seine Arbeit von anderen Bands, für die er das Artwork gefertigt hatte und war davon begeistert. Er verlangt immer die Titel und Texte von seinen Klienten, um daraus das Artwork kreieren zu können und bisher hat er ausschließlich Qualität abgeliefert. Ich kann nur sagen, mit diesem Artwork hochzufrieden zu sein.
Dem kann man kaum widersprechen. Zufriedenheit scheint generell im Hause SHATTER MESSIAH angesagt zu sein, keineswegs aber Ausruhen, oder gar auf der faulen Haut liegen.
Auf gar keinen Fall! Wenn es erst einmal mit einer Tour klappt, verspreche ich Euch in jedem Winkel dieser Erde zu spielen, wo man das Verlangen hat SHATTER MESSIAH zu sehen und außerdem wird es in den nächsten Jahren noch viele Scheiben von uns geben. Im Anschluß daran ist wieder Touren angesagt, dann wieder Alben aufnehmen und, und, und... [lacht]
Gut zu wissen. Ich werde das gleich einmal an diverse österreichische Konzertveranstalter weitergeben, daß da eine hungrige Band namens SHATTER MESSIAH existiert, die auch geringe Zuschauerzahlen in Kauf nimmt.
http://www.shattermessiah.com/
shattermessiah@shattermessiah.com