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NORTH SEA ECHOES – Really Good Terrible Things

METAL BLADE RECORDS/SONY MUSIC

Nicht zuletzt der Titel ›The Last Song‹ hat 2020 viele Fans vermuten lassen, daß »Long Day Good Night« tatsächlich der Schwanengesang von FATES WARNING sein könnte. Diverse Aussagen von Jim Matheos haben die Hoffnung auf weiteren Bestand und abermalige Studioalben unter dem Banner FATES WARNING auch nicht gerade bekräftigt. Es bleibt also nach wie vor ungewiß, ob wir jemals wieder ein Album dieser legendären Band zu hören bekommen werden.

Untätig wird der Gitarrist jedoch nach wie vor keineswegs sein, und da zuletzt auch Ray Alder mit seinem zweiten Soloalbum aufhorchen hat lassen, dürfen wir uns sicher sein, zumindest ein gewisses Methadon-Programm aus dem Lager der Band zu erhalten. Mehr noch, die beiden haben mit »Really Good Terrible Things« unerwarteterweise sogar ein Album zusammen aufgenommen, das unter dem Namen NORTH SEA ECHOES erscheint.

Wie man darauf gekommen ist, wird zwar nicht kolportiert, Sinn macht die Tatsache, auf keinen der von den Protagonisten bekannten Bandnamen zu verwenden, aber auf jeden Fall. Alder/Matheos wäre zudem viel zu offensichtlich, und wohl auch zu leicht zu durchschauen gewesen. Und hätte wohl obendrein vorschnell an die in Fankreisen hochgeschätzten Scheiben von Arch/Matheos denken lassen. Mit jener Gangart hat Jim aktuell allerdings nicht viel am Hut. Vielmehr läßt sich das zum größten Teil entspannt intonierte, von der Atmosphäre mitunter allerdings in Richtung Melancholie tendierende Material, mit jenem von »The Blurred Horizon« vergleichen, dem 2017 von Matheos veröffentlichten Dreher als TUESDAY THE SKY. Ob der Saitenhexer dieses Projekt mittlerweile auf Eis gelegt hat, weiß man zwar nicht, Fakt ist jedoch, daß sich Ray und er schon während der Aufnahmen des vor vier Jahren finalisierten FATES WARNING-Drehers auf eine musikalisch deutlich unterschiedlich angelegte Kooperation geeinigt hatten.

Diese wird uns nun serviert, wobei ab dem Einstieg mit ›Open Book‹ unmißverständlich klargestellt wird, daß die Erwartung, hier eventuell doch ein Werk zu Gehör zu bekommen, das nach der legendären US-Band klingt, definitiv nicht erfüllt wird. Natürlich ist aufgrund der Besetzung und der unverkennbaren Stimme ein Vergleich naheliegend, die Instrumentierung, und noch vielmehr das Klangbild an sich, sind jedoch weit davon entfernt. Zwar wäre es denkbar, daß Songs wie etwa ›Empty‹, das von einer eleganten Gitarrenmelodie getragen wird, auch im Kontext der Prog-Metal-Ikone funktionieren würden. Eine solche Umsetzung wäre aber eher kontraproduktiv gewesen und würde diese Kooperation sogar eher in Frage stellen, als gutgeheißen zu werden.

Daher sei noch einmal darauf hingewiesen, daß es auf »Really Good Terrible Things« nicht einmal ansatzweise metallisch, und über die meiste Zeit noch nicht einmal rockig zur Sache geht.

Sehr wohl aber "heavy", denn die Tracks sind nicht nur fordernd und tiefgründig, sondern auch vom lyrischen Aspekt her nicht gerade als leichte Kost zu betrachten. Daß Ray derlei Stoff mit seiner Ausdruckskraft und seinem Timbre wunderbar zum besten zu geben versteht, wird einem mit Fortdauer der Scheibe immer mehr bewußt. So gesehen erscheint es logisch, weshalb sich beiden Herren einmal mehr zusammengetan haben. Der übergroße Schatten der Stammband der beiden Prog-Metal-Heroen sollte aber dennoch kein Problem für dieses Unternehmen darstellen, da sich die zehn Tracks als eigenständig und erfüllend herausstellen.

Wer sich im Laufe der Jahre die ungewöhnlichen, und zum damaligen Zeitpunkt mehr als nur gewöhnungsbedürftigen Kollaborationen von Jim Matheos unter dem Banner OSI anfreunden und auch der ab und an überraschend psychedelischen Gangart von TUESDAY THE SKY etwas abgewinnen hat können, darf sich also auf eine unvorhersehbare, spannende und zugegebenermaßen unerwartet gute, musikalische Entdeckungsreise mit "Captain" Matheos und seinem aktuellen "Steuermann" Alder begeben.

https://www.northseaechoes.com/

beeindruckend 12


Walter Scheurer

 
NORTH SEA ECHOES im Überblick:
NORTH SEA ECHOES – Really Good Terrible Things (Rundling-Review von 2024 aus Online Empire 98)
NORTH SEA ECHOES – News vom 11.01.2024
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