TRAVELIN JACK – Commencing Countdown
STEAMHAMMER/SPV
Selbst wenn man bislang von dieser Formation noch nichts mitbekommen haben mag, sollte ein Blick auf diverse Promo-Bilder ausreichen, um in etwa zu wissen, was da auf einen zukommt. Und das nicht nur wegen der Outfits, auch die "Sternenschminke", die durchaus auch an Paul Stanley denken läßt, stellt sich keineswegs als Täuschungsmanöver heraus. Im Gegenteil, dieses Quartett scheint sich nicht nur sprichwörtlich mit Haut und Haaren ihrer Musik verschrieben zu haben!
Zwar sucht man direkte Querverweise zu KISS rein musikalisch gesehen vergeblich, sehr wohl aber ist es jene Epoche in der auch diese Herrschaften in ihre Karriere gestartet sind, die omnipräsent ist. Die Siebziger. Klar, was auch sonst, werden einige jetzt unken. Na und, warum denn nicht, lautet der Konter. Solange die Mucke paßt, ist es doch nicht weiter erheblich, wie und nach welcher Epoche eine Band klingt.
Und genau so sollte man auch dieses Album sehen, wobei die europäischen Wurzeln bei TRAVELIN JACK eindeutig im Vordergrund stehen. So haben die Musiker offenbar bereits in jungen Jahren den britischen Glam Rock (und zwar in unterschiedlicher Machart, denn die Inspirationen reichen offenbar von David Bowie über T. REX bis hin zu SLADE und THE SWEET) für sich entdeckt, während Gitarrist Flo The Fly ganz speziell bei THIN LIZZY und Gary Moore, sowie bei UFO und Michael Schenker (die Einleitung des in weiterer Folge zu einer gediegenen Blues-Ballade werdenden ›What Have I Done‹ läßt den Hörer um sich blicken, wann denn der ›Doctor, Doctor‹ um die Ecke biegt) aufgemerkt hat.
Auch das stellt keinerlei Problem dar, da die Band trotzdem überaus zeitgemäß wirkt und sogar einen gewaltigen Bezug zur Gegenwart aufweist. Schließlich läßt Frontdame Alia Spaceface sowohl an Elin Larsson (allein die vokale Einleitung des Openers ›Land Of The River‹ sollte jeden BLUES PILLS-Fan sofort zum Mitgehen animieren!) als auch an Heidi Solheim (an deren vollmundiges Röhren Alia in den eher abgefahreneren Tracks wie etwa ›Galactic Blue‹, das mit gehöriger Space Rock-Schlagseite versehen wurde, erinnert) denken, auch wenn sie im direkten Vergleich über ein deutlich rauchigeres Timbre verfügt und so TRAVELIN JACK locker vor etwaigen Plagiatsvorwürfen retten.
In Summe muß man dieser Band also auf jeden Fall attestieren, ein mehr als nur gelungenes Album geliefert zu haben, denn die Tracks gehen nahezu durchweg gut ins Gehör (und das auf Anhieb!) und verfügen dabei über ausreichend Eigenständigkeit, um sofort TRAVELIN JACK zugeordnet werden zu können. Das wird wohl auch jene Fraktion an kritischen Zeitgenossen eingestehen müssen, die ständig am mosern ist, daß sie etwas "Neuartiges" hören will.
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