EVERGREY – Glorious Collision
STEAMHAMMER/SPV
Zwar werden etwaige "Kollisionen" innerhalb der letzten Besetzung wohl alles andere als "glorios" gewesen sein, doch EVERGREY-Boß Tom Englund hat sich davon nicht beirren lassen, auch wenn er mit Ausnahme von Keyboarder Rikard Zander die komplette Band nachbesetzen mußte. Die beiden Musiker haben auch erst gar nicht lange überlegt, sondern taten das, was sie am besten können und begaben sich - zunächst eben bloß als Duo - trotz aller Querelen an die Arbeit um neue Songs zu komponieren. Erst danach begann man, sich nach neuen Mitstreitern umzusehen und hat diese mittlerweile auch gefunden. Mit dem früheren THERION-Bassisten Johan Niemann und dem aktuellen ROYAL HUNT-Klampfer Marcus Jidell konnten zwei der freien Posten sogar durchaus prominent besetzt werden, bislang unbekannt dagegen ist der neue Schlagzeuger Hannes van Dahl.
Durch die daraus resultierende, mangelnde Routine in Sachen Zusammenspiel kann man sowohl die spürbare Spontaneität der Tracks von »Glorious Collision« erklären, wie auch die nunmehr deutlich verstärkte Abwechslung bei EVERGREY. Allerdings läßt das Werk dadurch ein wenig an atmosphärischer Dichte vermissen, ist aber selbstredend immer noch über jeden Zweifel erhaben. Der Eindruck, Englund hätte einen "Schnellschuß" abgeliefert, läßt sich zwar nicht ganz von der Hand weisen, doch selbst wenn dem (eine Unterstellung, die zumindest zeitlich betrachtet, durchaus Berechtigung hat) so gewesen sein sollte, braucht man sich als Fan der Band keine Sorgen zu machen, schließlich kann man sich auf das kompositorische Talent und Gespür des Duos Englund/Zander verlassen. Dieses macht auch »Glorious Collosion« zu einem Leckerbissen für alle Fans der Band, selbst wenn die Atmosphäre für EVERGREY-Verhältnisse regelrecht "hell" ausgefallen ist. Auf weitere typische Trademarks wie das feinstrukturierte Zusammenwirken von Klampfen und Keyboards, Toms unverkennbare, charismatische Stimme, sowie die hinreißenden Melodien wurde aber keineswegs verzichtet, weshalb die beiden "Stehaufmännchen" schlicht und ergreifend das Beste aus ihrer schier ausweglosen Situation gemacht haben und mit »Glorious Collision« mehr oder weniger einen Neuanfang wagen.
Bleibt bloß noch zu hoffen, daß Englund nunmehr ein wenig mehr Konstanz in die Band bringen kann, denn nicht zuletzt deshalb unterliegt die Band - anstelle des großen Durchbruchs, der mit »A Night To Remember« hätte beginnen können - einer seit 2005 "kontinuierlichen" businesstechnischen Stagnation, auch wenn EVERGREY bislang zum Glück nicht das selbe Schicksal erlitten haben wie der Typ auf dem Cover ihrer aktuellen Scheibe.
beeindruckend | 12 |