Der Träumer
in einer kranken Gesellschaft.
Er hat in seinem Leben schon eine Menge mitgemacht; doch das hätte er sich bestimmt nicht träumen lassen: Ozzy Osbourne landet einen Charthit. Es stand zwar schon bei Release der aktuellen Ozzy-Scheibe »Down To Earth« außer Frage, daß ›Dreamer‹ die bislang gelungenste Ballade der ozzologischen Neuzeit darstellt. Die Art und Weise, wie dieser Erfolg jedoch zustandekam, bringt den aufmerksamen Beobachter allerdings ins Grübeln.
Es war mitnichten die hervorragende Melodieführung, die gekonnte Interpretation oder der intelligente Text, die den Altmeister hinein in die Phalanx der Eintagsfliegen katapultiert hat, sondern die Tatsache, daß Ozzy plötzlich hip, cool, supi ist. Wollte Ozzy früher Aufmerksamkeit auf sich ziehen, mußte er schon einer Taube den Kopf abbeißen; heute braucht er nur noch vor laufenden Big Brother-Kameras in seine Frühstücksstulle zu beißen. Der TV-Konsument voyeuriert wie Ozzy sich durch sein Leben kämpfen muß, ohne die Hintergründe zu kennen, ohne zu wissen, wie sein Lebenswandel Ozzy zu dem oftmals bedauernswerten Geschöpf gemacht hat, das nun zum Belustigungsobjekt degradiert wurde.
Wenn dies in unserer Gesellschaft die Grundlage für einen durchschlagenden Erfolg darstellt, läßt das tief blicken, und jeder weitere Kommentar ist eigentlich überflüssig. Traurig ist es allemal.
Kopfschüttelnd.
P.S.: Das Cover für unsere erste Ausgabe im Jahre 2003 hat uns der französische Künstler Truffe zur Verfügung gestellt. Ihr könnt mittels folgender E-Mail-Adresse Kontakt zu ihm aufnehmen.