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ICED EARTH
EVERGREY
STEEL ENGRAVED
DEAD SHAPE FIGURE

Wien, Szene

13.12.2012

Man kann es drehen und wenden wie man will, fest steht, daß ICED EARTH ihre businesstechnisch ertragreichsten Jahre hinter sich haben. Anders ist es nämlich nicht zu erklären, daß die Herren rund um Oberhaupt Jon Schaffer auf der "Dystopia"-Tournee für die "Szene" gebucht werden. Daß sie diese dann zwar nahezu bis unters Dach füllen werden, ist jedoch schon im Vorfeld anzunehmen und auch völlig unabhängig davon, daß sie mit EVERGREY auch einen überaus zugkräftigen Support mit dabei haben.

Ebenso mit von der Partie sind die Finnen DEAD SHAPE FIGURE, die jedoch schon zu verdammt früher Beginnzeit auf die Bretter gescheucht werden und so wohl nur von einem Bruchteil der Anwesenden wahrgenommen werden. Besser ergeht es da schon den Teutonen-Kraftlackeln STEEL ENGRAVED, die mit einigen Exzerpten ihres Debutalbums »On High Wings We Fly« zumindest einige neue Fans lukrieren können und die Stimmung im Inneren des Clubs schon durchaus auf Betriebstemperatur zu bringen imstande sind. Zwar ist ein "Höhenflug" im Sinne ihres Albumtitels noch nicht in Sicht, als soliden Auftritt können die Bayern diesen Wien-Gig aber auf jeden Fall verbuchen.

Wohl nicht zuletzt aufgrund der dem Namen des Headliners gerechtwerdenden Wetterlage und des daraus resultierenden Platzbedarfes der Club-Garderobe müssen sich die drei Supportbands übrigens mit ihrem Merchandisingstand in die "Raucher-Lounge", sprich den Hof, begeben. Bei gefühlten knapp über minus 10 Grad Celsius liegenden Temperaturen mit Sicherheit alles andere als "unterhaltsam", allerdings wird dieser Umstand von allen Beteiligten mit reichlich Humor genommen und dürfte zudem auch mit Sicherheit einen dicken Zuwachs an Sympathiepunkten bringen, denn die Herrschaften hinter dem Stand unterhalten den immer wieder frequentierten Außenbereich durchweg mit flotten Sprüchen. Respekt!

EVERGREY-Liveshot

Dieser gebührt selbstverständlich auch EVERGREY-Mastermind Tom Englund, der es sich nicht nehmen läßt, während seines Auftritts auf diese Situation hinzuweisen und zudem Humor der schwärzesten Art beweist, als er die Zuschauer bittet, doch bitte kein Merchandising zu stehlen, sollte man die zuständigen Verkäufer erfroren auffinden. Doch keine Angst, die Jungs haben alles prächtig überstanden, auch wenn es selbstredend diejenigen besser haben, die sich von den Klängen von EVERGREY verzaubern lassen. Tom und seine Mannschaft leiden zwar zu Beginn unter fast unterirdischen Soundbedingungen, doch schon nach dem - dennoch überaus positiv aufgenommenen und abgefeierten - Opener ›Leave It Behind Us‹ wird der Sound zunehmend besser, und spätestens ab ›Blinded‹ darf auf Wolke Sieben geschwebt werden, verwöhnt die schwedische Gourmetküche EVERGREY den Hörer ab diesem Zeitpunkt doch auch in entsprechender Qualität. Ein überaus gutgelaunter Tom, der zudem auch seinen "Spaßbringer" namens Wodka mehrfach präsentiert und seine nicht minder gutgelaunte Equipe lassen aber auch erst gar nichts anbrennen und können nicht nur ihre ohnehin durchaus zahlreich erschienene Fanbase mit Schmankerl wie ›Recreation Day‹ oder ›Frozen‹ erfreuen, sondern haben spätestens ab dem "Finale Grande" in Form einer intensiven wie überaus druckvollen Version von ›A Touch Of Blessing‹ mit Sicherheit auch jede Menge Zuwachs in ihrer Klientel zu verzeichnen. Very well done, boys!

ICED EARTH-Liveshot

Die anschließende Umbaupause dauert zwar etwa länger als auf der Running Order vorgesehen, dennoch sinkt die Spannung im Auditorium nicht im Geringsten. Logo, denn zum einen stellt der heutige Auftritt wohl für viele Zuseher den Erstkontakt aus bühnentechnischer Sicht mit Stu Block am Mikro dar, und zum anderen, können ICED EARTH immer noch auf eine, zwar mittlerweile etwas geringer gewordene, aber dennoch überaus treue Gefolgschaft setzen. Und diese bekommt dann gleich zu Beginn den Titeltrack des letzten, zu Recht gefeierten Albums »Dystopia« um die Rüben geblasen. Allerdings ist auch beim Headliner zu Beginn eher suboptimaler Sound zu verzeichnen, der sich auch bei den Klassikern ›Burning Time‹ und ›Pure Evil‹ nicht wirklich verbessert. Die Band selbst scheint das jedoch nicht mitzubekommen, oder läßt sich zumindest nichts davon anmerken. Während Jon Schaffer in seiner unnachahmlichen Art die Gitarre schrubbt und der scheinbar nicht alternden Drum-Hero Brent Smedley einen exquisiten Takt vorlegt, erweisen sich Gitarrist Troy Seele und der frühere FURY UK-Musiker Luke Appleton am Baß als eher unscheinbare Zeitgenossen, die aber zumindest eine solide Leistung abliefern. Besonders begutachtet wird selbstverständlich Stu, der jedoch auch in die größten Fußstapfen zu treten hat. Einen Mat Barlow und Tim Owens muß man nämlich erst einmal "ersetzen", und von daher ist seine Nervosität und Verkrampftheit zu Beginn des Sets auch durchaus nachvollziehbar. Durch seine "Metal-Uniform" wirkt der Knabe zunächst ein wenig wie 3 INCHES OF BLOOD-Fronter Cam Pipes, auch wenn er von dessen Lockerheit und Coolness noch weit entfernt ist. Im Verlauf des Sets gibt sich dieser "Krampf" jedoch, und auch was die Gesangsleistung an sich betrifft, gibt es nicht wirklich viel zu meckern. Stu schafft nämlich Barlow'sche Göttergaben wie ›My Own Savior‹ ebenso gekonnt wie er auch den Smash-Hit ›I Died For You‹ stimmlich meistert und selbst die für viele Zuseher etwas überraschend in die Setlist integrierten Nummern aus der "Ripper"-Phase (allen voran das arschtighte ›Setian Massacre‹) können ihn nicht aus der Balance werfen.
Im Gegenteil, man hat den Eindruck, daß Stu eine etwas längere Aufwärmphase für seine Stimmbänder benötigt, diese sich jedoch im Verlauf der Spielzeit zu sensationeller Leistung entfalten. Kein Wunder also, daß die, ähem, aktuellste Hammerhymne ›Anthem‹ sowie das nicht minder frenetisch abgefeierte ›The Hunter‹ mit zu den absoluten Glanzlichtern des Auftrittes zählen. Einzig der Soundmixer scheint immer noch nicht seine besten Tag zu haben und läßt zwar den Sound in seiner Gesamtheit deutlich klarer wirken, keineswegs jedoch hat er Einsehen in Sachen Lautstärke, und so ist es kein Wunder, daß sich ein Großteil der Anwesenden am nächsten Tag vorwiegend mit "Hää?" verständigen muß und verwunderte Blicke aufgrund der Eigenlautstärke beim Sprechen auf sich zieht...
Zum Zeitpunkt des Auftritts der US-Metal-Heroen ist das aber noch nicht einmal eine Randnotiz wert, denn ICED EARTH werden selbstverständlich nach ›The Hunter‹ zu einer Zugabe erneut auf die Bretter gebrüllt. Diese folgt auch innerhalb kurzer Zeit und wird von ›Boiling Point‹ vom aktuellen Dreher eingeleitet. Die Stimmung ist dabei zwar erneut verdammt gut, doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was bei ›Melancholy‹ im Club los ist. Davon weiterhin euphorisiert kredenzt uns die Band ihre jahrelang erprobte Hymne ›Iced Earth‹, wobei diese von Stu mit der Aufforderung nach "Iced Fuckin' Earth" zu grölen eingeleitet wird und der Bursche nun endlich so richtig aus sich herausgeht. Zwar läßt der Knabe gegen Ende hin erkennen, daß er im Verlauf der Spielzeit seine Nervosität ablegen kann, zu einem Entertainer muß er aber dennoch erst werden. An diesbezüglicher Kompetenz wird Stu bestimmt noch zulegen können, wie auch zu hoffen bleibt, daß er an Charisma gewinnen wird, denn speziell diesbezüglich ist er noch verdammt weit von Matt Barlow entfernt. Dennoch erweist sich Stu als Gewinn für die Band, und die Zuseher sind sich einig, einen absoluten Hammergig miterlebt zu haben und schaffen es mit ihren lautstarken Beifallsbekundungen tatsächlich, die Band nochmals auf die Bretter zu bewegen, um das famose ›Watching Over Me‹ zum besten zu geben und der Band noch einmal alles abzuverlangen.
Von "Iced" ist also längst nichts mehr zu verspüren am Ende dieses eisigkalten Dezember-Abends, im Gegenteil ICED EARTH haben es einmal mehr geschafft, die Herzen ihrer Fangemeinde so richtig "aufzuheizen", und selbst die im Freien verharrenden Burschen, die sich am Merchandisingstand abwechseln mußten, wirken glücklich und mischen sich frohgemut in das "After-Show-Geschehen" im Inneren des Clubs.


Walter Scheurer

Photos: Michael Austerer, www.rockfestivals.at


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