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"United Forces Of Rock 3"-Festival

Ludwigsburg, Rockfabrik

30.09.2007

Vor den Genuß des dritten "United Forces Of Rock" hatten sämtliche Melodiegottheiten für einen nicht unbeträchtlichen Teil der Anreisenden die A8 gesetzt, die sich natürlich prompt wieder ihres Rufes als längstes A...loch der Welt als würdig erweisen sollte. Denn: An einem Sonntag um zwölf Uhr mittags ist ein Stau von zwölf Kilometern Länge durchaus rekordverdächtig...

HUMAN ZOO-Liveshot

Das verspätete Eintreffen zu HUMAN ZOO ist demzufolge nicht mehr zu verhindern, was aber nicht weiter schlimm ist, da meinereiner schon beim "Rock Of Ages" hatte sehen können, daß die Balinger Truppe live ordentlich losrockt, was sie auch in der RoFa tut. Schade nur, daß wir mittlerweile wissen, daß die zweite Platte der Combo schwächer als das Debut »Precious Time« ausgefallen ist. HUMAN ZOO sind übrigens erneut mit Fanclub angereist, denn beim nachfolgenden, weitaus interessanteren und obskureren Act ist deutlich weniger Betrieb vor der Bühne.

LAST AUTUMN'S DREAM-Liveshot

Dabei handelt es sich nämlich um LAST AUTUMN'S DREAM, bei denen ein Gig in deutschen Regionen eine absolute Rarität ist und garantiert auch bleiben wird. Im Gegensatz zu ihren bisherigen Platten, wo sich tolle Songs mit ausgesprochenem Füllmaterial abwechseln, hat die Truppe genau die richtigen Songs herausgesucht, so daß ein äußerst kurzweiliges Konzert angesagt ist.
Und die Band ist ganz eindeutig wild drauf loszulegen, allerdings ist Drummer Jamie Borger zunächst mal noch abwesend, so daß die Band ihren "Bewegungsdrang" vorerst noch zügeln muß. Als der Trommelmann dann zwei Minuten später gefunden ist, kann nichts mehr LAST AUTUMN'S DREAM aufhalten - und die Zuschauer dürfen sich erst mal an den ungewöhnlichen Anblick von Sänger Mikael Erlandsson gewöhnen: Er rückt nicht nur bei einigen Songs mit einem Umhängekeyboard an, sondern hat sich zudem als Gegenpol mit einem weißen Handtuch bewaffnet, das er sich im Stile eines "umgedrehten" Kochs oder Barmixers am Allerwertesten befestigt hat, um sich damit den Schweiß abzuwischen.
Der pure Panikschweiß steht plötzlich auch dem Mann zu Mikaels Rechten auf der Stirn als er mal locker einen Song versenkt: Der Baßmann hat nämlich plötzlich nicht die leiseste Spur einer Ahnung, was er spielen soll. Doch nachdem seine Kollegen ihn auf die Schnelle wieder angelernt haben, kann der abgebrochene Song dennoch seine komplette Aufführung erleben, wobei es aber deutlich ist, daß sich der diensthabende Viersaitenbezwinger dabei auf ein reduziertes Mitzupfen des grundlegenden Rhythmus beschränkt. Bei dem Mann mit dem Totalblackout handelt es sich übrigens um TALISMAN-Tieftöner Marcel Jacob, der mit Glatze absolut nicht wiederzuerkennen ist! Daran sieht man nicht nur, daß auch unbestrittene Meister an ihrem Instrument mal amtlich auf dem Schlauch stehen können, sondern daß es sich hier eher um ein Studioprojekt als um eine echte Band handelt - was den Auftritt von LAST AUTUMN'S DREAM beim UFOR als rare Angelegenheit um so wertvoller macht.
Fazit: LAST AUTUMN'S DREAM sind auch mit Panne eine echte Bereicherung des Festivals!

SOUL DOCTOR-Liveshot

Der Headliner des letzten "United Forces Of Rock", FAIR WARNING, ist auch heuer in gewisser Hinsicht erneut teilweise anwesend: Darf bei LAST AUTUMN'S DREAM der Ex-FAIR WARNING-Klampfer Andy Malecek (der beim UFO III allerdings nicht an Bord gewesen war, da er auf eine Teilnahme an der FAIR WARNING-Reunion verzichtet hatte) loslegen, ist nun FAIR WARNING-Shouter Tommy Heart mit seiner "anderen" Band am Start: SOUL DOCTOR, wo Tommy als Frontmann um einiges aktiver ist als es bei FAIR WARNING der Fall gewesen war. Die Herren Musikchirurgen treten - wie immer - mit ihrem zusätzlichen Liveklampfer Marc Papanastasiou als Verstärkung an und rocken - ebenso wie immer - daß die Schwarte kracht, so daß SOUL DOCTOR erneut untermauern, daß diese Art von Musik derzeit kaum eine andere deutsche Band mitreißender auf die Bretter bringt.

WHITE WOLF-Liveshot

WHITE WOLF zum ersten Mal in Europa! Kein Wunder, daß Bandleader Don Wolf sich da nicht lumpen lassen will, und mit einer edlen Truppe anrückt. Mitspieler Nummer 1 ist Cam MacLeod, langjähriges WHITE WOLF-Mitglied und neben Don derzeit das einzige echte Bandmitglied. Die anderen Mucker besitzen derzeit den Status als Livemusiker, doch sie hatten schon in der Vergangenheit ein ums andere Mal mit Don zusammengearbeitet. Zudem läßt der WHITE WOLF-Leader bei einem späteren E-Mail-Wechsel durchblicken, daß er von dieser Zusammensetzung des Wolfes so begeistert ist, daß er hofft, die Band für die kommenden Liveaktivitäten als auch für die Aufnahmen der nächsten CD, an der er mit Cam bereits arbeitet, zusammenhalten zu können. Im einzelnen stehen beim UFOR folgende Schafe im weißen Wolfspelz auf der Bühne: der Gitarrist Scott Webb, der schon bei Dons Projekten FREAKS BY NATURE, PROJECT X (Backing vocals bei »Blueprint For Excess«) sowie dem Soloalbum »Making Changes« mitgewirkt hatte; der BITTER SUITE-Mucker David J. Petovar, ebenfalls Gitarre, der nach der Veröffentlichung von »Endangered Species« für WHITE WOLF bei Konzerten die Keyboards bedient hatte; der Bassist Russell Bergquist, der Metallern bestens durch seine Zeit bei ANNIHILATOR bekannt sein sollte (Er ist zeitnahe zum UFOR auch mal wieder bei dieser seiner Ex-Band involviert, da er die Japanshows der Truppe an der Seite von Jeff Waters bestreitet), doch Russell war ebenfalls ein Mitglied von FREAKS BY NATURE gewesen; schließlich der Drummer Brendan Ostrander, der seine Spuren bei PROJECT X (Drums auf »Blueprint For Excess«) und bei Dons Soloprojekt (Drums auf »Making Changes«) hinterlassen hat. Demzufolge also spieltechnisch bestens gerüstet steht einer Klasseshow nichts mehr im Wege; schließlich waren die alten WHITE WOLF-Werke hervorragend gewesen und das wenige Monate zuvor erschienene Comebackalbum »Victim Of The Spotlight« erstaunlich stark ausgefallen. Kein Wunder also, daß Don voller Elan über die Bühne flitzt, für ordentliche Dynamik sorgt und nicht zuletzt durch seine Tätigkeit als Wasserspeier andeutet, daß er sich gerade so sauwohl fühlt wie ein Kind in einem Süßigkeitenladen... Kein Wunder also, daß die Songs gegenüber den Studioversionen noch druckvoller und tighter rüberkommen und WHITE WOLF einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.

DANGER DANGER-Liveshot

Keine Frage: Wir sind beim Herz des Festivals angelangt! WHITE WOLF stellen den musikalischen Höhepunkt dar, während bei den nachfolgenden DANGER DANGER die UFOR 3-Partyspitze erklommen wird. Außerdem erzählen die Fronter beider Bands quasi unisono, daß für sie durch die Teilnahme beim UFOR ein Traum wahrgeworden wäre. Immerhin bedeutet für die Amis dieser Gig eine kleine Premiere: Sie sind zum ersten Mal mit Ted Poley in Deutschland, während die Truppe wohl mit Paul Laine, der 1993 Poley abgelöst hatte, schon mal hierzulande gastiert hatte. Doch wie wichtig dieser Mann für DANGER DANGER ist, kann man nicht übersehen, denn Ted Poley ist ein Megashowtyp, der das Publikum problemlos in heftigste Partystimmung versetzt. Da die DD-Musik an sich anspruchslos genug ist, kann jeder problemlos in den Reigen einsteigen. Doch darüberhinaus macht das Gedrängel vor der Bühne deutlich, daß die allermeisten UFORisten wegen DANGER DANGER gekommen sind und demzufolge die Songs in der Tat ohnehin kennen - da kann sogar das relativ früh im Set platzierte, völlig überflüssige Gitarrensolo der Stimmung keinen Abbruch tun, und DANGER DANGER sind darüber hinaus auch mit ihrer Geheimmission, ein paar alte Shirts zu verkloppen, auf denen fett "Live 06" zu lesen ist, schwerstens erfolgreich. :-)

Stan Bush-Liveshot

Kurz und gut: Daß DANGER DANGER der heimliche Headliner des dritten UFOR sind und die meisten Zuschauer wegen der Amitruppe gekommen sind, ist nicht zu übersehen, denn sowohl beim jetzt folgenden Stan Bush als auch beim etatmäßigen Headliner Joe Lynn Turner ist ein deutlich geringerer Menschenauflauf vor der Bühne zu verzeichnen.
Auch logo: Stan Bush kann mit diesem Partygig von DANGER DANGER nicht mithalten, zumal Stan auf der Bühne eher verschüchtert wirkt und leider keinen allzu souveränen Frontmann abgibt - ganz im Gegensatz zu seinem "Vorredner". Ergo: Statt eines wild moshenden Haarspray-Circle Pits und einer Wall Of Lipstick gibt es jetzt eher gediegene Mucke, bei der häufig die Akustikgitarre zum Einsatz kommt. Doch musikalisch ist die Darbietung von Stan Bush aller Ehren wert und wird sicherlich nicht nur von meinereiner in vollen Zügen genossen. Da Stan schon längst kein Weltenbummler mehr ist, der 365 Tage im Jahr mit der Wandergitarre auf der Schulter durch die Gegend zieht, muß für den UFOR-Gig eigens eine Band zusammengestellt werden, die aus den ortsansässigen Musikern Tom Naumann (g, ex-PRIMAL FEAR, SINNER), Roberto Palacios (b, ex-CHINCHILLA), Marc Steck (k, ex-CHINCHILLA) und Bernd Heining (d, SAIDIAN) besteht und ihren Job sehr gut macht; eventuelles Sand im Getriebe ist zumindest nicht zu vernehmen.
Dies trifft übrigens auch auf den UFOR-Zeitplan in diesem Jahr zu, der relativ genau eingehalten wird und bei dem die eingetretene leichte Verzögerung kaum der Rede wert ist. In dieser Hinsicht ist das Team, das hinter den Kulissen arbeitet, also deutlich professioneller geworden. Überhaupt hat es sich als gute Entscheidung herausgestellt, das Billing um zwei Bands zu kürzen, denn bei den ersten beiden "United Forces Of Rock"-Festivals mußten die Headliner fast schon in den frühen Morgenstunden auf die Bühne, während heuer die letzte Umbaupause noch vor 23 Uhr abgehakt ist, so daß dann Joe Lynn Turner einer seiner seltenen Gigs in Deutschland spielen kann und sich keinem völlig übermüdeten Publikum gegenüber sieht.

Joe Lynn Turner-Liveshot

Dennoch wird der Sänger an die Show beim UFOR wohl keine allzu gute Erinnerung behalten, denn ein ganz besonders sammelwütiger "Fan" stockt während der Signingsession seine JLT-Memorabiliakollektion um die Jacke des Shouters auf.
Schon im Vorfeld hatte die Musikerwahl, die Joe Lynn Turner für seine Liveshows getroffen hatte, neugierig gemacht: Karl Cochran (g), Greg Smith (Basser der '95er RAINBOW-Reunionbesetzung, also jener mit Doogie White statt Joe Lynn Turner) sowie die beiden Ex-BLACKMORE'S NIGHT-Mucker Carmine Giglio (k) und Mike Sorrentino (d), die erwartungsgemäß für ordentlich Druck unter der Mütze sorgen.
Wie vorab angedroht soll es beim "United Forces Of Rock" eine Mischung aus JLT-Solonummern, RAINBOW- und DEEP PURPLE-Songs zu hören geben, was angesichts der überraschend starken Qualität der letzten drei Soloalben aus dem Hause Turner fast schon schade ist - aber andererseits ist es derzeit definitiv die einzige Möglichkeit, RAINBOW-Songs live zu hören. Allerdings greift Joe ausschließlich zu Regenbogen-Songs, die während seiner Zeit bei der Truppe entstanden waren: ›I Surrender‹, ›Can't Happen Here‹ und ›Spotlight Kid‹ (allesamt von »Difficult To Cure« von 1981), ›Jealous Lover« (von der im gleichen Jahr erschienenen gleichnamigen EP), ›Death Alley Driver‹, ›Power‹, und ›Stone Cold‹ (»Straight Between The Eyes«, 1982) sowie ›Street Of Dreams‹ und ›Can't Let You Go‹ (»Bent Out Of Shape«, 1983). In Sachen DEEP PURPLE sieht der Meister dies weniger eng, so daß als Zugabeblock zweimal Gillan-DP und einmal Coverdale-DP, nämlich ›Smoke On The Water‹ und ›Highway Star‹ plus ›Burn‹, gezückt werden - na ja, wer (außer mir vielleicht...) hätte auch schon einen Song von »Slaves And Masters«, hören wollen? Schließlich war das einzige Turner-DP-Album gewiß nicht schlecht (und wird meines Erachtens heutzutage sogar deutlich unterbewertet), sollte aber eben klassikerfrei bleiben.
Unterm Strich bleibt Joe Lynn Turner beim UFOR kaum noch Platz für eigenes Material und man muß sich mit ›Your Love Is Life‹ und ›Blood Red Sky‹ vom diesjährigen »Second Hand Life«-Album sowie ›Devil's Door‹ und ›Power Of Love‹ von der 2005er »The Usual Suspects«-Scheibe begnügen. Tja, wenn der Set eh' schon so sehr von anderen Turner-Bands dominiert wird, wäre doch beispielsweise ein ›Heaven Tonight‹ von »Odyssey«, der Yngwie Malmsteen-Platte mit Turner-Beteiligung, oder eine BRAZEN ABBOT-Nummer ganz nett gewesen... Anyway - auf jeden Fall ist es toll, mal ›Street Of Dreams‹, einen meiner Lieblingssongs aus Teenagertagen livehaftig zu hören, wie generell ein astreiner Eindruck des Gigs zurückbleibt; einzig die extrem affektierte Gestik von Joe Lynn Turner dürfte sicherlich nicht jedermanns Geschmack getroffen haben, während Joes Gesang immer noch erstklassig und über jegliche Zweifel erhaben ist.
Auf jeden Fall verpaßt Mister JLT und sein Trupp dem UFOR III einen amtlichen Abschluß, so daß man sich schon auf die vierte Auflage freuen kann, zu der dann hoffentlich wieder ein paar mehr Zuschauer auftauchen werden. Denn man sollte bedenken, daß solche Events mehr als rargesät sind und sie dementsprechend fest im Kalender eines jeden Melodie-Liebhabers verankert sein sollten!


Stefan Glas

Photos: Stefan Glas


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