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Vielleicht mag der Name TWELFTH GATE bisher noch nicht wirklich jenen Status innehaben, den diese Band eigentlich verdienen würde, aber zumindest die Grün­dungs­mit­glie­der Scott Huffman und Rob Such sollten der US-Metal-Fraktion geläufig sein. Huffman war kurzfristig als Sänger bei SPIRIT WEB aktiv und ist auf deren selbstbetiteltem Debut zu hören, zuvor aber war er bei SYRIS, deren beide Alben »Syris« (1995) und »Unseen Forces« (1999) von Scott eingesungen wurden. Als treuer Begleiter stand ihm in diesen Jahren Rob am Baß zur Seite. Die beiden Chicagoer beschlossen im Jahre 2000 abermals, zusammen eine Band zu starten und gründeten diese zusammen mit Rich Knight (g) und Mike Nevaril (d). Das zu Beginn noch namenlose Kind wurde auf TWELFTH GATE getauft und schon im Jahre 2001 begann man unter der Produktionsleitung von Chris Djuricic mit den Aufnahmen eines Demos, das an unzählige Labels verschickt wurde. In Chicago und der näheren Umgebung konnten sich die Herren schnell einen recht guten Ruf erspielen, schließlich war ihnen die Ehre zuteil, Shows für Größen wie FLOTSAM AND JETSAM, SYMPHONY X oder BLIND GUARDIAN zu eröffnen, was ja auch nicht gerade jeder Band gelingt. Diese Chancen ließen sich TWELFTH GATE natürlich nicht entgehen und gaben jeweils Vollgas. Der Einsatz sollte sich schon bald bezahlt machen, denn im Jahre 2002 kamen CRASH MUSIC auf das Quartett zu, um ihnen einen Deal anzubieten. Als Folge dieser Liaison erschien das Debut »Summoning«, das mit kraftvollen Metal-Kompositionen amerikanischer Prägung zu überzeugen wußte und zudem mit einem coolen, von Travis Smith gestalteten Cover, in die Läden kam. In Folge wurden abermals zahlreiche Gigs absolviert, unter anderem ein vielumjubelter als Co-Headliner beim "Chicago Powerfest". Um den Gitarrensound, vor allem live, weiterhin zu verstärken, kam mit dem ehemaligen OPPRESSOR-Gitarristen Jim Stopper im Jahre 2002 Verstärkung an Bord. Nachhaltig ausgewirkt hat sich diese Verstärkung aber nicht nur im Klangbild der Gitarren, sondern offenbar auch in der Atmosphäre. Der aktuelle Silberling »Threshold Of Revelation« zeigt TWELFTH GATE wesentlich dunkler und düsterer als auf dem Debut. Weshalb und vor allem wohin das zwölfte Tor überhaupt führen soll, versuchte ich von Rob Such in Erfahrung zu bringen.

Trotz der Tatsache, daß wir es mit gestandenen Musikern zu tun haben, werden wohl nur die wenigsten Freaks hierzulande schon mit dem Namen TWELFTH GATE vertraut sein.

Scott und ich waren zuvor ja schon bei SYRIS zusammen, einer Band, die auch bei euch in Europa einigermaßen bekannt gewesen sein sollte. Immerhinhaben wir zwei Alben veröffentlicht, die damals über SHARK in Europa veröffentlicht wurden.
Da aber bei SYRIS zum Schluß überhaupt nichts mehr gegangen ist, haben wir dem Ganzen ein Ende gesetzt und mehr oder weniger unmittelbar danach TWELFTH GATE gegründet. Zusammen mit Rich, der ebenso zum letzten Line-up von SYRIS zählte, haben wir im Jahr 2000 diese Band gegründet. Kurze Zeit später erschien auch schon unser Debut »Summoning« und kurz danach wurde der zweite Gitarrist Jim Stopper rekrutiert, der auf dem Debut noch nicht zu hören war. Da OPPRESSOR sich aufgelöst hatten und er keine Lust mehr auf technischere Songs und heftigere Klänge hatte, stieß er damals zu uns.

TWELFTH GATE-Bandphoto 1

Weshalb wurde das Unternehmen SYRIS seinerzeit aufgegeben?

In erster Linie weil die Chemie innerhalb der Band nicht mehr gestimmt hat. Da auch das letzte verbliebene Originalmitglied, Drummer Sean Brown, aufgrund verschiedener persönlicher Probleme das Schiff verlassen mußte und sich zudem auch immer mehr Probleme mit dem Label ergaben, war es irgendwie der einzige Ausweg, die Band aufzulösen, um nicht noch weiter in Schwierigkeiten zu geraten.

Klingt ja nicht gerade erfreulich. Gibt es denn einen bestimmten Hintergrund zu TWELFTH GATE? Genauer gesagt, wohin führt uns dieses Tor?

Das ist eine lange Geschichte. Als ich mich damals wegen eines neuen Bandnamens informierte und dabei unter anderem auch das Netz durchforstete, stieß ich per Zufall auf eine Webpage, wo unterschiedliche Theorien zur Apokalypse diskutiert werden. Darin war auch ein Hinweis auf das Buch der Offenbarung (Jenes Buch der Bibel, das im Englischen "Revelations" heißt - Red.) zu finden, wo von zwölf Himmelstoren die Rede war. Da mir diese These neu war und mir die Bezeichnung TWELFTH GATE ziemlich gut gefallen hatte, beschloß ich diesen Begriff als Bandnamen anzuregen. Auch der Rest der Truppe war davon begeistert, obwohl wir unsere eigenen Theorien aufstellten: von wegen, wozu man im Himmel denn zwölf Tore braucht? Sind denn elf nicht geung, oder ist Tor 9 heute geschlossen? [lacht]. Außerdem sind wir nach einigen Recherchen darauf gekommen, daß dieser Begriff nicht nur im Buch "Revelations" zu finden ist, sondern im speziellen in Absatz 21, 12. Das ist uns als alte IRON MAIDEN- und RUSH-Fans natürlich sofort aufgefallen, wenn das kein Zeichen des Schicksal war, was dann? [lacht] Deshalb haben wir beschlossen, die Band fortan TWELFTH GATE zu nennen. Und den Einfluß von IRON MAIDEN und RUSH wollen wir ja auch gar nicht verleugnen. (Anmerkung des Verfassers: In diesem Teil der Offenbarung des Johannes geht es um das "neue" Jerusalem, der Originaltext aus der heiligen Schrift lautet übrigens: "...sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten: von Osten drei Tore, von Norden drei Tore, von Süden drei Tore, von Westen drei Tore. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes...")

Damit hast Du die nächste Frage fast schon selbst gestellt...

Kann ich mir vorstellen, neben dem Hintergrund zu unserem Namen müssen wir immer unsere Favoriten angeben. Da wir ziemliche Fanatiker von sehr vielen unterschiedlichen Metal-Bands sind, braucht man aber noch nicht einmal viele Namen zu wiederholen. [lacht] Auf jeden Fall und immer müssen aber die alten Helden RUSH, BLACK SABBATH, IRON MAIDEN, METALLICA, SLAYER, MEGADETH und ANTHRAX genannt werden. Aber ohne diese Bands wäre die Szene heutzutage wohl ohnehin ganz anders gelagert.
Um von anderen Bands nur einige zu nennen, ist es wohl am besten möglichst unterschiedliche Vertreter aufzuzählen, damit Ihr Euch ein Bild unseres mannigfaltigen Musikgeschmacks machen könnt. Also, auch Bands wie DREAM THEATER, PANTERA, FATES WARNING, GORGUTS, MORBID ANGEL und FEAR FACTORY zählen zu unseren Einflüssen. Eigentlich kommen fast täglich neue Namen dazu, denn wir hören generell sehr viel Musik und zwar sowohl Progressive Metal als auch Power, Thrash, Black, Death, Doom und was weiß ich noch was METAL, der allerdings auf jeden Fall enthalten sein muß.

Ich denke, damit sollten alle Klarheiten restlos beseitigt sein. Wie seid Ihr mit der Entwicklung der Band bislang zufrieden?

Auch wenn es klischeehaft und arrogant klingen mag, aber ich denke die Entwicklung ist bisher sehr gut gewesen. Zumal unser neues Album wesentlich härter, dunkler und technisch versierter ausgefallen ist als das Debut.

Ich nehme an, Ihr verfügt auch schon über einiges an Bühnenerfahrung?

Unser bisheriges Highlight war diesbezüglich mit Sicherheit die Möglichkeit, für BLIND GUARDIAN hier im Metro in Chicago zu eröffnen. Vor einer ausverkauften Hütte zu spielen ist schon eine ganz besondere Angelegenheit, da kann man sagen was man will. Mit jedem Song wurde es lauter in der Halle und wir wurden dadurch immer mehr aufgestachelt alles zu geben. Noch heute, einige Zeit später, sprechen mich Leute darauf an, daß sie diesen Abend nie vergessen werden. Auch unser Auftritt beim "Chicago Powerfest" war ein Hammer! Aber nicht nur wegen der einzigartigen Atmosphäre, sondern weil auch zwischen den Bands eine harmonische Stimmung geherrscht hat und man so richtig gemerkt hat, daß alle eine Art "Wir"-Gefühl an den Tag gelegt hatten. Ein wahrlich unvergeßlicher Abend!

TWELFTH GATE-Bandphoto 2

Wie seid Ihr eigentlich zu SEASON OF MIST gekommen, die an und für sich nicht gerade bekannt dafür sind, mit eher traditionell ausgerichteten Bands zusammenzuarbeiten?

Als wir uns vor gut einem Jahr von CRASH MUSIC getrennt hatten, kontaktierte ich sogleich alle möglichen Bekannten, um an Adressen von Plattenfirmen zu kommen. Einige Labels waren auch durchaus interessiert, aber ich dachte mir von Beginn an, daß eine Zusammenarbeit mit den Pelletier-Brüdern, die das amerikanische Büro von SEASON OF MIST leiten, das Optimum wäre, das wir erreichen könnten. Da diese Herrschaften nicht nur gute Arbeit verrichten, sondern auch Anhänger von TWELFTH GATE sind, sollte diese Liaison durchaus erfolgreich werden.

Gibt es eigentlich zusammenhängende Texte auf Eurem aktuellen Album »Threshold Of Revelation«?

Nein, es handelt sich um kein Konzeptalbum. Es gibt noch nicht einmal direkt verbundene Songs. Ich dachte beim Titel von Beginn an nur daran, daß er cool klingt, seither wird aber vor allem der Bandname immer mit dem Titel in einen konzeptionellen Zusammenhang gebracht und sehr viel in unsere Texte hineininterpretiert. Aber was soll's? Schließlich weiß man wenigstens, daß sich die Leute mit dem Album beschäftigen.

Worum geht es in Euren, offensichtlich auch schon mehr als nur einmal falsch interpretierten Texten?

Scott, unser Sänger, der auch die Texte schreibt, ist ein besonderes Talent. Er kann Inhalte derart versteckt und tiefgründig von sich geben, daß kaum jemand merkt, was er wirklich gemeint hat. Leider kann ich nicht konkret auf die einzelnen Songs eingehen, aber ich weiß, daß Scott seine Texte als Ablaßventil für sein Leben verwendet. Alles was ihm oder seinem Umfeld passiert, wird verwurstet und dann auf seine eigenwillige, aber dadurch auch einzigartige, Weise zu einem Text. ›Loyal‹ kann da aber als Paradebeispiel genannt werden, denn es gibt wohl kaum einen Menschen, der nach dem Song wirklich weiß, wovon Scott da singt... [lacht]

Nicht viel besser ging es mir beim Betrachten des Covers, von dem ich mir ebenso nicht sicher bin, wie es mit dem Titel in Verbindung zu bringen wäre?

Das Cover stammt von SEASON OF MISTs hauseigenem Graphic Designer namens Jerome Cros. Der Kerl ist offenbar ein Riesentalent. Jerome ist eigentlich ein Teil unseres Vertrages, denn wir wußten, daß wir, sobald wir bei den Franzosen unterschrieben haben, ein Cover von ihm erhalten würden. Wir sind mit seiner Arbeit zufrieden. Es sieht sehr gut aus, darauf kommt es in erster Linie an, einen Zusammenhang zum Titel kann ich aber auch nicht wirklich entdecken.

Nun braucht sich Euer Werk nur noch zu verkaufen. Irgendwelche Ideen, wo man auf »Threshold Of Revelaton« besonders abfahren wird?

Das ist sehr schwierig zu beantworten. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich überhaupt keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Wir sind noch recht unbekannt und froh, wenn wir überhaupt zur Kenntnis genommen werden. Unsere Fans werden wohl quer über den Erdball verstreut leben, was aber auch kein Problem darstellt. Bisher haben wir die meisten Zuschriften von Fans aus Polen und aus unserer Heimat erhalten. Durch unseren Deal bei SEASON OF MIST hoffen wir, zumindest im größten Teil von Europa und hier in den Staaten einigermaßen bekannt zu werden und eventuell auch in Südamerika und Asien, aber wer weiß schon, was da kommen wird? Besser werden wird es bestimmt, da SEASON OF MIST in wesentlich mehr Ländern Vertriebspartner haben als CRASH MUSIC.

Der Großteil der amerikanischen Fans wird wohl aus Chicago und Umgebung stammen, wo Ihr ja auch schon einigermaßen bekannt seid. Wie ist es um die Szene in dieser Stadt bestellt?

Die Szene hier hat einen guten Ruf und ich bin ebenfalls der Meinung, daß Chicago eine gute Szene zu bieten hat. Bei uns gibt es ausreichend Gigs von großen Bands und auch für einheimische Truppen gibt es genügend Auftrittsmöglichkeiten, die aber leider noch nicht ganz ausgenützt werden. Allerdings muß man den Fans hier unterstellen, den heimischen Underground nicht wirklich zu unterstützen, da gerade bei diesen Gigs nur sehr wenige Anwesende zu sehen sind, was sehr schade ist. Wahrscheinlich sparen sich die Fans ihre Kohle für den nächsten Auftritt ihrer Idole, anstatt sich neue und unbekannte Bands aus der Umgebung anzusehen, was ein wenig betrüblich ist. Das einzige was diesbezüglich gutgeht sind Auftritte von Coverbands, denn dann ist immer Party-Stimmung angesagt. Das mag ja auch seine Berechtigung haben, bringt jenen Bands, die in mühevoller Kleinarbeit ihre Songs ins Leben rufen, jedoch nichts. Irgendwie dürfte diese Tatsache mit der Mentalität der Menschen zu tun zu haben. Manche verhalten sich leider immer noch wie Schafe und folgen ohne nachzudenken ihrem "Schäfer", der ihnen quasi den Weg zeigt. Ich persönlich nenne solche Menschen immer liebevoll "Sheeple", was leider ziemlich zutreffend ist. [lacht]
Aber es scheint schön langsam einen gewissen Umdenkprozeß zu geben, denn mittlerweile sehe ich auch schon bei traditionellen Metal-Shows einige Leute mehr im Auditorium und auch viele jüngere Leute scheinen vom so genannten "Nu Metal" genug zu haben und orientieren sich wieder an der "alten Schule", was ich ebenfalls als gutes Zeichen interpretiere.

Dann sieht es wohl für die Zukunft recht gut aus, oder?

Das weiß ich beim besten Willen auch noch nicht, hoffe es aber. Ich kann aber verraten, daß TWELFTH GATE auch weiterhin Metal machen werden. [lacht] Allerdings gehe ich davon aus, daß sich unsere Musik immer mehr in Richtung heftigerer und düsterer Klänge entwickeln wird. Ich bin schon gespannt, wie sich unsere Fans mit diesen Songs tun werden. Was ich mit Sicherheit weiß ist, daß es uns großen Spaß macht, Musik zu machen und das ist wohl noch immer das wichtigste daran!

Genau so soll es auch sein. Darf man denn in Bälde mit weiteren Gigs rechnen?

Aber sicher. Zunächst folgt das "Chicago Powerfest", auf das wir uns schon riesig freuen. Danach möchten wir noch mehr Gigs hier im mittleren Westen der Staaten spielen als bisher, was uns wahrscheinlich auch gelingen wird, zumindest sind mehr Gigs als bisher geplant. Im Spätsommer sollte es dann auch klappen, über diese Region hinaus auftreten zu können. Ob uns auch jemand in Europa für eines dieser gigantischen Festivals buchen möchte, weiß ich leider noch nicht, aber es wäre auf jeden Fall ein Traum von uns!
Wir bedanken uns auch bei unseren europäischen Freunden und Fans für ihre Unterstützung. Eines Tages wird es uns schon gelingen auch bei Euch zu spielen. Verlaßt Euch darauf!

http://www.twelfthgate.net/

twelfthgate@twelfthgate.net

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: Scott Harrison

TWELFTH GATE im Überblick:
TWELFTH GATE – Summoning (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 16)
TWELFTH GATE – Threshold Of Revelation (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 26)
TWELFTH GATE – Online Empire 27-Interview (aus dem Jahr 2006)
TWELFTH GATE – News vom 07.12.2003
TWELFTH GATE – News vom 18.04.2006
TWELFTH GATE – News vom 05.10.2007
TWELFTH GATE – News vom 19.10.2011
TWELFTH GATE – News vom 17.03.2014
TWELFTH GATE – News vom 17.01.2015
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