Axel Rudi Pell
MAD MAX (D)
Wien, Szene
14.10.2012
So unglaublich es auch klingen mag, beim 14. Oktober 2012 handelt sich in der Tat um ein historisches Datum. Denn trotz unzähliger Tournee- und Festivalauftritte, die der blonde deutsche Gitarrenhexer in seiner Karriere bereits absolviert hat, es sollte bis zu jenem Tag dauern, ehe er sich zum ersten Mal auch seinen Fans in Wien präsentiert. Keine schlechten Voraussetzungen also für einen ebenso denkwürdigen Auftritt, wobei schon im Vorfeld davon auszugehen war, daß die "Szene" gut gefüllt sein dürfte.
Und dem war auch so und zwar bereits zu Beginn des Sets von MAD MAX, die nahezu zeitgleich mit dem inzwischen (zugegebenermaßen und nach Meinung der der "Allgemeinheit" von nicht minder historisch wichtiger Relevanz) bekanntesten aller hiesigen "Hüpfer" loslegen dürfen. Michael Voss und seine Mannschaft zeigen sich von Beginn an überaus agil und motiviert, wobei der Frontmann nicht nur als Sänger zu überzeugen weiß, sondern darüber hinaus auch als Entertainer, der im Verlauf des Sets immer wieder Humor beweist.
Da die Band bereits seit 30 (!) Jahren ihr Unwesen treibt, gibt es logischerweise auch jede Menge Stoff aus den 80er Jahren zu hören, der erfolgreichsten Epoche der Band. Nicht minder motiviert wird uns aber auch Material des aktuellen Drehers »Another Night Of Passion« dargeboten, das uns schon allein aufgrund des Titels wissen läßt, wohin anno 2012 die Reise mit den "Mäxen" geht. Ein überaus gelungener Auftritt der Band rund um den aus der Distanz in gewisser Weise an eine optische Mischung aus Hannes "Fusel" Bartsch (BLIND PETITION) und Mat Sinner erinnernden Michael Voss, der gegen Ende hin die Stimmung durch die Frage, ob Wien denn überhaupt für Axel Rudi Pell bereit wäre, noch zu steigern versteht und dabei auch seinen Drummer nicht unerwähnt läßt, denn eines steht für Voss fest: "jede Band sollten ihren Axel haben - unserer sitzt hinterm Schlagzeug - Axel Kruse". Danke, cooler Einstieg ins Geschehen und in der Tat ein ganz vorzüglicher "Anheizer", diese Band!
Daß Wien für den Headliner längst bereit ist, bemerkt vor allem jener Teil der Zuseher, der die Umbaupause ein wenig zu intensiv nutzt und zu spät in den Saal zurückkehrt. Dieser ist nämlich bestens und dicht gefüllt und die Stimmung obendrein bestens. Von daher also fast logisch, daß Axel Rudi Pell, einer der Meister der Sechssaitigen und seine seit langen Jahren beständige Band - Johnny Gioeli (v), Volker Krawczak (b), Ferdy Doernberg (k) und Mike Terrana (d) - euphorisch empfangen und von Beginn an mächtig abgefeiert werden. Pell und die Seinen wissen das zu schätzen und wirken ab dem Einstieg ›Ghost In The Black‹ (selbstredend inklusive der ›Guillotine Suite‹ als Intro) vom letzten Studioalbum »Circle Of The Oath« überaus motiviert und bestens gelaunt. Und spätestens jetzt ist bereits klar, daß alle die hier und heute nicht anwesend sind, definitiv etwas verpassen - völlig egal, wer auch immer da vom Himmel (oder aus der Hölle?) hüpft.
Apropos "Himmel & Hölle" - besagter BLACK SABBATH-Klassiker ist Teil eines der beiden langen und ungemein harmonisch, weil von der Zusammensetzung einfach perfekt abgestimmten "Medleys", die man präsentiert, wird jedoch im Vergleich zu den ebenso zu vernehmenden Heldentaten ›Whole Lotta Love‹ und ›Mistreated‹ nur kurz angespielt. Ganz im Gegensatz zum letztgenannten Klassiker, von dem man deutlich mehr präsentiert und daß sich eben dieser Part im Nachhinein als das Highlight schlechthin erweist, hat eine ganz einfachen Grund: Johnny Gioeli! Was dieser - auch ansonsten alles überragende Frontmann - hier an Ausdruck und Hingabe offeriert, zaubert einen riesengroßen imaginären Regenbogen am Simmeringer Nachthimmel. Johnny, das war ganz großes Gesangskino, Ronnie wäre stolz auf Dich!
Daß auch die Kompositionen aus der Feder von Meister Pell überaus gediegen und mächtig daherkommen ist nicht zuletzt auch der perfekt aufeinander eingespielten Band zuzuschreiben, die hier und heut wirklich nichts anbrennen läßt und sich selbst in den Solopassagen als alles andere als "Egomanen" präsentiert.
Mit dem Titeltrack ihrer bis dato wohl stärksten Scheibe überhaupt »Circle Of The Oath« stellt Axel Rudi Pell kurz vor Schluß dann nicht nur eindrucksvoll unter Beweis, daß er und seinen Mannen ihr Wien-Debut mit einer Überdosis Spielfreude absolvieren, sondern darüber hinaus auch, daß die Truppe mit zum Feinsten in ihrem Genre gehört! Respekt!
Ein weiterer Wien-Besuch von Axel Rudi Pell ist wohl (hoffentlich) nur eine Frage der Zeit - das Publikum jedenfalls ist sich einig, daß man diese Mannschaft jederzeit gerne willkommen heißt!
Photo: Stefan Glas
P.S.: Da Walter an diesem Abend wie auch bei W.A.S.P. ohne Kamera unterwegs war und ich keinem meiner Kollegen ein paar aktuelle Shots abluchsen konnte, soll der Artikel zumindest durch ein etwas älteres Axel Rudi Pell-Photo aufgehübscht werden.
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