As She Screams...
In Wacken kam ein junger Mann zu mir, als ich den Pressebereich verließ, und gab mir dieses Tape. Genauer gesagt fiel ein reichlich zerzaust aussehender Zeitgenosse buchstäblich über mich, wedelte mit einem Tape herum und sagte mir alsdann mit einer sehr alkoholgeschwängerten und rauchzarten Stimme: Give this demo to MORBID ANGEL!
Meine Erklärungsversuche, daß ich mit den Morbiden Engeln nichts am Hut hätte, quittierte er immer energischer mit dem Satz: Give this demo to MORBID ANGEL!!!
Irgendwann brach ich die frustrane Kommunikation ab und war seither im Besitz eines AS SHE SCREAMS-Demos. Was sollte ich also damit tun, als ein Review dazu zu schreiben?
Wenngleich ich ob dieses Erlebnisses davon ausging, daß die britische Band auf tödlichstes Todesblei spezialisiert sei, durfte ich schnell feststellen, daß ich mit dieser Vermutung auf dem absoluten Holzwurmweg war. Den Anfang macht ein Jazzpiano, zu dem sich die Rhythmusgruppe hinzugesellt, um einen reichlich verwirbelten Auftakt des ersten Songs zu gestalten. Doch als es bei dem zur Sache geht, muß man enttäuscht feststellen, daß die Band es einfach nicht schafft, ihre Kompositionen auf den Punkt zu bringen. Ähnlich verhält es sich beim zweiten Song ›F.I.B.U.A.‹: Keyboard plus Rhythmusgruppe kreieren einen tollen Spannungsbogen, der neugierig auf mehr macht, und der Restsong verpufft wirkungslos, da er ebenfalls völlig planlos vorgetragen wird. Zwar gibt sich das Keyboard auch im Verlauf der restlichen Songs alle Mühe, mal mit spacigen, mal mit Klavier-mäßigen Sounds Akzente zu setzen, doch es reicht nie aus, um einen Song mit einem Roten Faden zu versehen. Wäre es sehr brutal, wenn ich behaupten würde, es wäre das Experiment wert, diesen offenkundig sehr phantasievollen Keyboarder in eine andere, weiterentwickelte Band hineinzuimplantieren?
AS SHE SCREAMS
21 Grove Road
GB - Borehamwood, Herts.
WD6 5DW
Groß-Britannien
P.S.: Ich habe backstage übrigens erwartungsgemäß keinen der MORBID ANGEL-Musiker auch nur aus der Entfernung gesehen...
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