Lita Ford – Wicked Wonderland
E·A·R MUSIC/EDEL
Okay, Lita Ford war in den Achtzigern schon sicherlich keine musikalische Göttin, sondern hatte den Großteil ihres Erfolgs ihren "Dangerous Curves" zu verdanken. Nichts desto trotz war die Ex-RUNAWAYS-Musikerin mit ihren beiden ersten Soloalben »Out For Blood« ('83) und »Dancing On The Edge« ('84) stark gestartet, konnte mit »Lita« ('88) und »Dangerous Curves« ('91) noch für ganz nette Hard Rock-Unterhaltung sorgen, während »Stiletto« ('90) mit Ausnahme von ›Only Women Bleed‹ einen Reinfall darstellte und das dem Titel entsprechende düstere »Black« ('94) einfach nicht zu Lita paßte. Daher konnte man die Kombination aus immer wieder ganz angenehmen Klängen und draller Verpackung gerne entgegennahm.
Lita Ford zog sich daraufhin ins Privatleben zurück: Nachdem sie von 1986 bis 1992 mit Ex-W.A.S.P.-Spacko Chris Holmes verheiratet gewesen war, ehelichte sie Ex-NITRO-Sänger Jim Gillette, zog ihre beiden Söhne auf, für die sie gar nach dem in Amerika durchaus nicht unüblichen Homeschooling-Prinzip selbst als Lehrerin fungierte.
Seit einigen Monaten rührt sie die Werbetrommel für ihr Comeback und sorgte damit zumindest für eine Menge Neugierde, die bei ihrem Auftritt im Rahmen des "Bang Your Head!!!" in blankes Entsetzen umschlug: Von ihrem blamablen Stageacting mal abgesehen - es will eben niemand einer 50-Jährige dabei zusehen, wie sie sich wie eine läufige Hündin gebärdet... - war es schmerzhaft mitzuerleben, daß man richtige Töne als Glückstreffer titulieren mußte. Aber wir waren noch gewillt, auch darüber hinwegzusehen - die abgedunkelte Nostalgiebrille auf und dann konnte man bei einigen Nummern wie ›Close My Eyes Forever‹ durchaus auch noch in Erinnerungen schwelgen. Doch als dann Lita zwei neue Songs vorstellte, bei denen sich ihr Gatte noch zu Fummeleien und Mikrobrüllaktionen auf die Bühne gesellte, war jeglicher in der Vergangenheit angesammelte Kredit aufgebraucht.
Leider entpuppt sich »Wicked Wonderland« als noch schlimmer als erwartet: Substanzlose Songs, die mit neuzeitlichen Effekten - die Palette reicht dabei von den schon längst überholten Nu-Metal-Tricks bis hin zu irgendwelchen Loops - bestückt werden, die schlecht gesungen werden, keinerlei nachvollziehbare Melodie haben, müssen wir über uns ergehen lassen, wobei Jim Gillette, von dessen ehemaliger Megapusteblume heute nur noch ein Iro zurückgeblieben ist, mit seinem grauenhaften Geschrei die ganze Angelegenheit gar noch unerträglicher macht.
Liebe Lita, bei allem Respekt vor dem, was Du für Deine Familie geleistet hast, aber die Musikszene braucht Dich in dieser Verfassung weiß Gott nicht!
http://www.litafordonline.com/
schwach | 2 |
P.S.: Darf ich Eure letzten nostalgischen Gefühle zerstören - nach dem "Genuß" von »Wicked Wonderland« ist mir irgendwie danach... Okay: Ich habe Lita Ford schon mal in den Achtzigern ungeschminkt gesehen und - ganz ehrlich - da war damals schon mehr Sein als Schein...