UNDERGROUND EMPIRE the ONLINE EMPIRE-Titel
  UE-Home → History → Online Empire 36 → Review-Überblick → Rundling-Review-Überblick → FUNERAL PROCESSION – »The Red Vine Litanies«-Review last update: 27.03.2024, 15:23:21  

last Index next

FUNERAL PROCESSION – The Red Vine Litanies

VÁN RECORDS

Alkohol ist im Metal-Bereich immer wieder ein gerne verwendetes Thema, um die Musik auch mit passenden Texten auszukleiden. Das Paradebeispiel dafür stellen für mich seit Jahrzehnten die Frankfurter Schluckspechte von TANKARD dar, die wohl Zeit ihrer Existenz Tracks wie ›Empty Tankard‹ oder ›Beermuda‹ zum besten geben werden müssen. Aber auch wenn Bier das wohl meistkonsumierte Getränk (die Abstinent-Fraktion möge mich jetzt bitte nicht steinigen) in unserem Business bleiben wird, gab es sehr wohl auch immerzu schon Künstler und Formationen, die ihre Liebe zu anderen Getränken kundtaten. Wie wäre es also mit ein Schlückchen Wein?

Daß im gegorenen (kommt das eigentlich von "Gore"?) Rebensaft die Wahrheit verborgen steckt, wußten ja schon die alten Römer und (um wieder den Zeitsprung in eine etwas aktueller Epoche zu schaffen) auch der heutzutage eher als Jäger und fragwürdiger Patriot in Ungnade gefallene Ted Nugent bekannte sich einst auf »Weekend Warriors« zu ›Good Friends And A Bottle Of Wine‹.

Diese Aussage kommt der im traditionellen Wienerlied oft zitierten Gemütlichkeit durch gemeinsames Trinken des edlen Rebensaftes gleich, der in der Alpenrepublik seit jeher Tradition und auch Kultur hat. Wie uns der gute alte Hans Moser in seinem Gassenhauer ›Die Reblaus‹ wissen hat lassen, wird Wein jedoch nicht immer nur getrunken, sondern essentieller "gebissen" und eben jene Aussage bringt mich zu »The Red Vine Litanies«, dem Bekenntnis der deutschen Black Metaller FUNERAL PROCESSION zu jenem edlen Getränk. Die Jungs haben eine sehr schwere Variante ihres pechschwarzen Musik-Gebräus zu Ehren des Gottes Bacchus abgeliefert, das als Ein-Song-MCD in üppiger Version von knapp 20 Minuten angeboten wird. Von einem "Fluchtachterl", oder auch einem schnellen Schluck aus der Pulle zwischendurch, kann hier also bei Gott keine Rede sein, mit diesem Album wird ein uns kleines, aber dennoch sehr edles Eichenfaß aufgetischt und zwar eines, das sogar eine ganze Menge an unterschiedlichen Sorten enthält. Die Burschen tischen uns eine sehr reichhaltige "Karte" an mannigfaltig gestaltetem Schwarzmetall auf, die neben epischen Momenten (quasi blaufränkisch; samtig-geschmeidig und tieffruchtig) auch eine satte Dosis Räudigkeit (Blauer Portugieser; sehr süffig, aber nicht unbedingt als "anspruchsvoll" bekannt) enthält. Dazu serviert die Kellerei FUNERAL PROCESSION aber auch noch zartbittere, melancholische Töne (Blauburgunder; bekannt für sein dezentes Bittermandelbukett) und selbstredend auch die für jene Klänge regelrecht zwingend notwendige nordische Kälte (Eiswein). Gitarrentechnisch läßt man zwar vielmehr an Norwegen als an typische Rotweingegenden Mitteleuropas denken und trägt somit weiterhin zum Gelingen dieses international angelegten Unterfangens bei. Durch den sakral anmutenden Mittelteil sorgen die Herrschaften nicht nur für zusätzliche Atmosphäre, sondern zudem auch für ein geradezu intensives Verlangen nach "Messwein", auch wenn der weiß ist.

Das Ergebnis dieses Exkurses in die Welt des Rotweins in pechschwarzer Variante ist in Summe sehr ausgegoren und hinterläßt, trotz stilistischer Vielfalt im Abklang, keinerlei irritierenden Beigeschmack.

http://www.funeralprocession.net/

gut 10


Walter Scheurer

 
FUNERAL PROCESSION im Überblick:
FUNERAL PROCESSION – The Red Vine Litanies (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 36)
© 1989-2024 Underground Empire


last Index next

Stop This War! Support The Victims.
Button: here