VIOLET MOON
Morbid Visions
(7-Song-CD-R: Preis unbekannt)
Natürlich denkt der alteingesessene Metaller beim Titel »Morbid Visions« sofort an SEPULTURA, doch die Brasilianer sind keineswegs die einzige Formation, die unter jenem Titel ein Album veröffentlicht hat. Ein deutsches Septett mit Namen VIOLET MOON (ich weiß, da kommt jetzt sicher die BLACKMORE'S NIGHT-Abteilung daher und reklamiert den Einfluß für die Namensgebung für sich) hat ihr Debut ebenso »Mobid Visions« getauft, hat jedoch mit keiner der beiden genannten Bands irgendetwas zu tun. Die beiden Damen und ihre fünf Mitstreiter haben sich dem gothisch anmutenden Metal verschrieben, der sowohl heftig aus den Boxen kommt, sehr wohl aber auch einfühlsame und fast schon anschmiegsame Passagen innehat. ›Angels Never Die‹ offenbart zur Eröffnung beide Extreme des Klangbildes der Deutschen. Die brachialen Gitarrenpassagen von Mathäus Scheuerer und M. Funze Fahrnholz wechseln sich mit Gehörgang balsamierenden Keyboardteppichen von Anna Kolcz ab, ebenso liefern sich Susie Heuer und Kevin Goodin ein sehr packendes Sangesduell. Eben jene Abwechslung ist es auch, die auf »Morbid Visions« generell regiert. Im sehr verhalten und getragen beginnenden ›The Call Of The Wind‹ prägt zunächst Suzie das Geschehen, ehe nach einem Break nicht nur das Tempo, sondern der gesamte Vortrag in seiner Heftigkeit gewaltig gesteigert wird. Hinsichtlich der Rhythmik fühlt man sich hier zudem an traditionellen Metal der alten Schule erinnert, wodurch sich das von VIOLET MOON zur Schau gestellte Spektrum noch eine Spur breiter darstellt. ›Knights Of Illusions‹ gefällt dann in erster Linie durch den sehr kompetenten instrumentalen Vortrag, wobei hier aber gesangstechnisch keineswegs geschwächelt wird, dermaßen kompakt allerdings klingen die Damen und Herren von der instrumentalen Seite in keiner anderen Nummer. In ›Rest Of My Life‹ offenbart sich dann das Potential dieser Band, Hits zu schreiben. Nach einem abermals getragenen Beginn liefern sich Funze und Mathäus erneut packende, aber melodiöse Duelle an den Klampfen, während man aufgrund der Hooks diesen Song auf lange Zeit in Erinnerung behalten wird, da hier melodiöser Metal der Sonderklasse zum Vorschein kommt und VIOLET MOON einen eindeutigen Fingerzeig in Richtung der Marktführer im Segment aller Metal-Formationen mit Damengesang abgeben, daß man in Zukunft wohl auch mit dieser Band zu rechnen hat. Das bereits mehrfach vertonte Thema der Jungfrau von Orleans haben VIOLET MOON in ›Virgin Of Orleo‹ aufgegriffen und auf ihre Art gotisch-metallisch intoniert, ehe uns der Titelsong erneut unter Beweis stellt, daß man von dieser Band in Zukunft noch einiges erwarten darf. Zumindest liefert auch dieser Track sehr eingängige Klänge. Mit ›Welcome To My Black-Goth-Wedding‹ lassen uns VIOLET MOON zum Abschluß noch eine musikalische Einladung zu einer Hochzeitsfeier hören, wobei Funze hier offenbar ein wenig autobiographisches Material mitverarbeitet hat, schließlich darf man sich als Interessent auch einige Bilder seiner Hochzeit auf der Website der Band ansehen. In diesem Sinne bliebt zu hoffen, daß VIOLET MOON Musik machen, bis daß der Tod sie scheidet, und dafür haben die Damen und Herren noch sehr, sehr lange Zeit.
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