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VENDETTA (D, Schweinfurt) – Brain Damage

METAL AXE RECORDS/ZYX

Es sollte sich längst herumgesprochen haben, daß die Schweinfurter Thrasher VENDETTA in Bälde ein brandneues Studioalbum mit dem Titel »Hate« in die Läden stellen werden. Doch ehe es soweit ist, läßt uns ihr aktuelles Label zunächst einmal ihre ersten beiden Werke nochmals (oder zum ersten Mal, je nach Altersklasse) zu Ohren kommen.

Es war im Jahre 1985 als VENDETTA mit ihrem ersten Demo »System Of Death« im gerade aus dem Nichts entstehenden deutschen Underground für Furore sorgen konnten. Knapp zwei Jahre darauf erschien zunächst ein weiteres Demo mit dem Titel »Suicidal Lunacy«, mit dem sich die Band einen Vertrag beim damals ebenfalls gerade aufstrebenden Label NOISE RECORDS sichern konnte. Noch im selben Jahr sollte dann auch das Debut »Go And Live ... Stay And Die« veröffentlicht werden. Trotz sehr guter Kritiken und jeder Menge an Gigs, die den Namen VENDETTA weit über die heimatliche Region hinaus bekannt machen konnten, blieb dieser Formation der Durchbruch in breitem Rahmen verwehrt. Daran änderte sich leider auch mit dem zweiten Album »Brain Damage«, das 1988 das Licht der Plattenläden erblickte, nichts. Auch Tourneen mit TANKARD, den legendären DIMPLE MINDS und HELSTAR konnten VENDETTA nicht dazu verhelfen, in die Premier League des deutschen Thrash Metal aufzusteigen.

Nach einer langjährigen Pause sollte Bassist Klaus "Heiner" Ullrich kurz nach der Jahrtausendwende wieder so richtig Lust auf Thrash Metal verspüren. Zusammen mit Thomas "Lubber" Krämer (d), Mario Vogel (v) und Achim "Daxx" Hömerlein (g) erweckte Heiner die Band wieder zum Leben und im Jahre 2003 sollte »Dead People Are Cool« folgen, ein neuerliches Lebenszeichen von VENDETTA in Form eines neuen Demos. Was in Zukunft, oder besser gesagt demnächst, von dieser Formation zu hören sein wird, wissen wir spätestens dann, wenn »Hate« tatsächlich zur Veröffentlichung ansteht. Bis dahin müssen wir uns eben erst einmal mit den Re-Releases der beiden Alben aus den späten 80er Jahren zufriedengeben.

»Brain Damage«, im Original von Harris Johns anno 1988 aufgenommen, wurde im letzten September neu abgemischt, soundtechnisch jedoch keineswegs "aktualisiert", sprich man versucht nicht, den urwüchsigen Sound jener Epoche zu modernisieren. Das Album selbst beginnt mit der Vollgas-Nummer ›War‹, die uns, heute wie damals, unter Beweis stellt, daß VENDETTA wohl aufgrund der Tatsache, daß sie schlichtweg "irgendwie anders" waren als die Größen des deutschen Thrash Metals und dadurch wohl nicht ganz die selbe Klientel ansprechen konnten. Als SODOM noch recht rumpelig klangen, KREATOR gerade ihre heftigsten Songs komponierten und während DESTRUCTION ohnehin ausnahmslos gnadenlosen Thrash Metal komponierten, hatten VENDETTA einzelne Versatzstücke in petto, die dem Anschein nach nicht so richtig passen wollten. Dadurch war diese Band wahrscheinlich für manche Thrasher nicht brutal genug, sollte aber eben dadurch für Gourmets dieses Genres erst so richtig interessant geworden sein. Weshalb auch immer, an wem VENDETTA bislang vorübergezogen sind, der kann dies nun nachholen. Und genau das sollte man auch tun, ich persönlich kann diese Truppe nur empfehlen, da sie für abwechslungsreichen und dennoch durchschlagskräftigen Thrash Metal gestanden ist und hoffentlich auch mit »Hate« stehen wird. VENDETTA wußten lange vor anderen europäischen Bands, mit Elementen umzugehen, die erst später hier auftauchten.

Man nehme nur das Intro zu ›War‹ als Exempel, in dem ein Hauch von Funk zu vernehmen ist. Was damals auf der anderen Seite des Atlantiks nicht unüblich war, hierzulande aber in jenen Tagen nur in Frankfurt von GRINDER ansatzweise ebenso verarbeitet wurde. Anhand der Tatsache, daß GRINDER ebenso eher zum Insidertip gewachsen sind als durchzustarten, denke ich, daß diese Formationen ihrer Zeit schlichtweg voraus waren. Aber zurück zu »Brain Damage«. Neben diesen markanten Passagen in der Einleitung konnte besagter Opener obendrein auch noch mehr Tempowechsel aufweisen, als so manches Thrash-Album in seiner Gesamtheit, was wohl auch nicht jeden Geschmacksnerv treffen konnte. Der Titelsong schlägt in eine sehr ähnliche Kerbe, die atmosphärische Einleitung verdient zudem noch gesonderte Erwähnung. Erst ›Conversation‹ weist dann eindeutig auf die deutsche Herkunft der Band hin, bevor uns VENDETTA in ›Precious Existence‹ ihre Vorliebe für die NWoBHM zu Gehör bringen. In ›Never Die‹ kommen dann eher Erinnerungen an punkig inspirierten Thrash auf, ehe der kurze, aber intensive ›Love Song‹ für Auflockerung sorgt. In der Einleitung zum Instrumental ›Fade To Insanity‹ beweisen die Gitarristen ihre Fingerfertigkeit und lassen auch Meister Beethoven erklingen. ›Dominance Of Violence‹ läßt schon vom Titel her rabiaten Thrash erwarten und dementsprechend knallt jener Track auch aus den Boxen, wenn auch hier ein satter, für damalige Verhältnisse sicherlich ungewohnter Groove Einzug gehalten hat. Den Abschluß stellt dann ›Metal Law‹ dar. Ja, schon Jahrzehnte vor MAJESTY wurde davon gesungen, wenn auch musikalisch wesentlich heftiger, mit Sicherheit aber nicht "untruer".

Hinsichtlich der Tatsache, daß das Original eventuell nicht mehr so ganz einfach zu erhalten sein könnte, muß der geneigte Thrasher mit Interesse für die historische Entwicklung des Genres schlicht und ergreifend zum Re-Release von »Brain Damage« greifen. Dem Sammler sein jedoch noch mit auf den Weg gegeben, daß hier nicht unbedingt üppig mit Bonüssen umgegangen wurde. Gerade einmal eine einzige Live-Aufnahme von ›War‹ dürfen wir als Bonustrack beklatschen. Da wäre doch bestimmt mehr zu machen gewesen, aber man kann nicht alles haben.

http://www.vendetta-band.de/

vendetta-management@onlinehome.de


Walter Scheurer

 
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