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BLIND GUARDIAN – A Twist In The Myth
NUCLEAR BLAST RECORDS/EAST WEST
Sie haben es uns in der Tat nicht leicht gemacht, die im Moment regierenden Großmeister des deutschen Heavy Metal. Wer bei BLIND GUARDIAN in irgendeiner Form das erhält, was er erwartet hatte, ist ein wahrer Prophet und darf sich getrost um die Nachfolge eines gewissen Herrn namens Nostradamus bewerben. Genau das ist nämlich die Besonderheit an dieser Truppe geworden, man kann im Vorfeld nicht wirklich mit irgendetwas rechnen und wird dafür um so mehr überrascht. Während die Krefelder für »A Night At The Opera« noch unzählige Schelten hinsichtlich der überladenen Sounds und der endlosen Studiotätigkeit hinnehmen mußten, kann man diesbezüglich bei »A Twist In the Myth« für BLIND GUARDIAN-Verhältnisse fast schon von einem "Quickie" sprechen.
Aber keine Angst, von einem Schnellschuß kann keine Rede sein. Interessant wird nach mehrmaligem Durchlauf auch der Aspekt, daß Thomen Stauch die Band verlassen hat, um sich eher an den älteren Alben von BLIND GUARDIAN zu orientieren, was er mit SAVAGE CIRCUS ja auch nachhaltig unter Beweis gestellt hat. Der Opener ›This Will Never End‹ läßt vor allem hinsichtlich der Gesangsdarbietung von Hansi Kürsch sofort an jene Zeiten denken, als BLIND GUARDIAN noch lange nicht ihren derzeitigen Status innehatten und innerhalb der ursprünglichen Besetzung noch alles im Lot war. Ein Schelm wer Böses denkt... Obwohl die Nummer an sich keineswegs direkt in Richtung Vergangenheit abdriftet, so muß den Herrschaften doch attestiert werden, daß man hier näher an den Frühwerken als an den jüngsten Veröffentlichungen ist. Diese Reminiszenzen sind aber nicht von allzu langer Dauer, denn »A Twist In The Myth« hat wesentlich mehr zu bieten als eine bandinterne Retrospektive. Im krassen Gegensatz zum Opener steht beispielweise ›Fly‹, das ja schon als Single veröffentlicht wurde und für mich eher einen Fingerzeig in Richtung der zukünftigen musikalischen Ausrichtung der Band darstellen könnte. Nie zuvor klangen BLIND GUARDIAN progressiver und verspielter und das trotz der Tatsache, daß man dieses Stück im Studio fast schon in einer technischen "Spar-Variante" aufgenommen hat.
Natürlich besteht dieses Album nicht bloß aus diesen beiden Tracks, aber jene stehen eben im krassen Gegensatz zueinander und zudem auch die "Extremitäten" von »A Twist In The Myth« dar. Sämtliche Songs, die teilweise frappierende stilistische Unterschiede aufweisen, aber dennoch zu einem homogenen Gesamterscheinungsbild zusammengefügt werden konnten, stellen unter Beweis, daß BLIND GUARDIAN allen Unkenrufen zum Trotz auch 2006 sehr wohl imstande sind ein spannendes, intensives, dennoch aber keineswegs soundtechnisch überladenes Album abzuliefern.
Aus genau diesem Grund haben sich diese Herrschaften ihren Platz an der Sonne auch redlich verdient.
http://www.blind-guardian.com/
super | 14 |
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