BLIND GUARDIAN – Nightfall In Middle Earth
VIRGIN
Lange bevor Bilbo Beutlin das Auenland verließ, um den Drachen Smaug zu ärgern und bei dieser Gelegenheit den berühmten Ring zu finden, der schließlich der Anlaß für den großen Ringkrieg in Mittelerde war. Wir alle wissen, welche Rolle dabei Frodo gespielt hat, aber auch die Elben, das schöne Volk der Valar und Nachkommen der Noldor, die schon vor Zeiten große Schlachten gegen den Dunklen Lord schlugen. Es waren dunkle Zeiten und der Mut der Recken wurde nicht zuletzt durch wahre Heere von Barden hochgehalten, die uns noch heute von jener dunklen Zeit singen...
BLIND GUARDIANs Texte waren schon immer von der Altvorderenzeit inspiriert und schon immer sahen sie sich als Barden. In meinem CD-Player glüht nun schon seit Erscheinen der neueste Geniestreich und aus den Boxen strömt der Duft der hohen Zeit der Noldor und der Barden! Mit diesem Album haben BLIND GUARDIAN erstmalig ein regelrechtes Konzept verwirklicht und mit traumwandlerischer Sicherheit das "Silmarillion" von J.R.R. Tolkien in Ton gefaßt!
Unterbrochen durch kurze Erzählphasen, Minnegesänge und Schlachtgeräusche bietet die CD das Beste, was BLIND GUARDIAN bisher zu bieten hatten - und das will schon was heißen! Man kann die Musik kaum beschreiben, manchem Fan mag sie für wenige Sekunden sogar suspekt erscheinen, es sei denn so: Man stelle sich vor, die Barden damals hätten schon E-Gitarre, Schlagzeug und Baß gehabt und Heavy Metal wäre nicht nur für Rüstungen verwendet worden, dann wäre das die Musik gewesen, die vor Zeiten gespielt wurde!
Sehr experimentell und von ungewohnten Seiten zeigen sich die Kompositionen, teilweise viel ruhiger, Chorgesänge, akkustische Passagen, ein Song nur mit Klavierbegleitung (›The Eldar‹) und sicher die mit Abstand beste Gesangsleistung von Sängerbarde Hansi Kürsch! Überhaupt: Noch nie waren die Chorpassagen der Songs so genial in die harten Metal-Passagen eingebaut - und diese Chöre bei den Refrains haben es in sich! Einfach zum immer wieder hören ... und immer noch besser finden! Stilistisch ist - wie üblich - alles dabei: von Balladen (›The Eldar‹) über ruhigere Powersongs (›Blood Tears‹), mitreißende Schlachtgesänge (›Into The Storm‹), brachiale Fetzer (›Mirror Mirror‹ - nebenbei für mich die genialste Fusion aus Speed und Medieval) bis hin zu absoluten Übersongs wie ›Thorn‹ oder ›The Curse Of Feanor‹. Ein Meisterstück, ja ein Jahrhundertwerk, möchte ich meinen, das ein jeder sein Eigen nennen sollte!
Ich glaube, ich habe diese Wertung noch nie gegeben, doch diese CD hat sie verdient: 19,5 Punkte - die 0,5 zur Höchstwertung sollen als Ansporn für die nächste CD dienen, denn ... a new day will come ... again!