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  UE-Home → History → Online Empire 90 → Review-Überblick → Rundling-Review-Überblick → MADMESS – »Rebirth«-Review last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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MADMESS – Rebirth

HASSLE RECORDS/CARGO

Gegründet wurde diese Band in Porto, doch die drei Musiker entschlossen sich schon bald darauf, ihrer Heimat den Rücken zuzukehren und in London ihr Glück zu versuchen. Das mag anno 2021 fast schon naiv anmuten, doch zumindest aus musikalischer Sicht erscheint der Umzug nachvollziehbar. Schließlich klingt das Erstlingswerk des Trios durch und durch britisch, weshalb man ohnehin nie auf Portugal als Herkunft tippen würde.

Konkret scheint es den Jungs der Psychedelic Rock der späten 60er und frühen 70er Jahre angetan zu haben, wobei es Gitarrist Ricardo Sampaio, dessen Arbeitsgerät die fünf, durchweg länger als sieben Minuten dauernden Tracks nun mal vorwiegend prägt, vor allem PINK FLOYD, respektive David Gilmour angetan haben dürfte. Nicht, daß Ricardo versuchen würde, dessen hin- und mitreißenden Ton nachzuahmen, die Grundstimmung von »Rebirth« läßt aber vor allem durch seine Saitenkunst dennoch immer wieder Gedanken an »Meddle« oder »Obscured By Clouds« aufkommen. Doch MADMESS sind weit davon entfernt, ein FLOYD-Plagiat zu sein, schließlich lassen sich im Verlauf der Spielzeit auch weitere, mitunter sogar zeitgenössischere Elemente aus dem Vortrag des Trios herausdestillieren. Im Opener ›Albatross‹ etwa diverse Grunge-Versatzstücke, die auf elegante Weise mit vereinzelten Blues-Zutaten verwoben wurden. Deutlich abgehobener, und fast wie aus einer Zeitmaschine stammend, klingt der um vereinzelte Gesangspassagen aufgepeppte Space Rocker ›Mind Collapse‹, für den man wohl auch UFO der Prä-Schenker-Phase als Referenz erwähnen darf.

Auffällig ist auch die für derlei Klänge überraschend energiegeladen agierende Rhythmusfraktion. Die liefert nämlich beispielsweise im Titeltrack einen mehr als nur dichten und soliden Soundteppich, läßt dadurch zugleich aber auch daran denken, daß dafür in der Livesituation zumindest ein weiterer Gitarrist benötigt wird. Für eine ausufernde Jamsession scheint auch ›Shape Shifter‹ ein idealer Nährboden zu sein, selbst wenn Ricardo hier schon in der Studioversion nach Herzenslust soliert. Der Kerl erweist sich dabei obendrein auch als Fanboy diverser US-Formationen der späten 60er. Allen voran JEFFERSON AIRPLANE und GRATEFUL DEAD scheinen ihm nicht unbekannt zu sein.

Zu meckern gibt es hier eigentlich nicht wirklich etwas, außer, daß MADMESS beim nächsten Mal vielleicht ein klein wenig mehr Zeit in die Auswahl der Songtitel investieren sollten. Schließlich muß man sich als "Frischling" zunächst einmal vergewissern, ob auch tatsächlich eigenes Material am Start ist.

Es hätte nämlich durchaus sein können, daß auf »Rebirth« zu Beginn lediglich jener Seevogel erneut in die Luft geschickt wird, der einst Peter Green und FLEETWOOD MAC den ersten Hit einbrachte. Dem ist aber nicht so, und auch all jenen, denen nach dem vollständigen Lesen der Trackliste der Angstschweiß aus allen Poren tropft, kann versichert werden, daß diese Portugiesen nicht dermaßen blasphemisch verlangt sind, daß sie sich tatsächlich an den legendären ›Stargazer‹ herangewagt hätten.

Ergo: Alles gut, alles entspannt.

http://www.facebook.com/madmessband

gut 11


Walter Scheurer

 
MADMESS im Überblick:
MADMESS – Rebirth (Rundling-Review von 2022 aus Online Empire 90)
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