ELDRITCH (I) – EΩS
SCARLET/SOULFOOD
Seit mittlerweile 30 Jahren sind diese Italiener in der Szene aktiv, wobei allein die Beharrlichkeit und Hingabe, mit der diese Truppe am Start ist, beeindruckt. Inzwischen ist das Unternehmen aus der Toskana nämlich bereits bei Langeisen Nummer zwölf angekommen, und hat sich trotz diverser Line-up- oder Plattenfirmenwechsel niemals aus der Ruhe bringen lassen.
Im Gegenteil, die immer noch die Geschicke der Formation lenkenden Gründungsmitglieder Terence Holler und Eugene Simone sowie ihr zwischenzeitlich zwar für fast zwei Dekaden ausgestiegener, seit geraumer Zeit aber erneut fest im ELDRITCH-Sattel sitzender Tastenhexer Oleg Smirnoff, haben sich längst jene Freigeistigkeit angeeignet, die man nach so langer Zeit im Business einfach benötigt, um nach unzähligen Tiefschlägen nicht das Handtuch zu werfen.
Doch Sänger Terence, sein seit jeher gleichermaßen mit Gefühl und ansprechender Technik in die Saiten langender Kollege und ihr aktuell immer noch bei den Kollegen von LABYRINTH für brillante Keyboardsounds sorgender, zurückgekehrter Kumpel haben erneut ein gleichermaßen abwechslungsreiches wie teilweise abgefahrenes Album aufgenommen, dem man von Beginn an das geflossene Herzblut ebenso anhört wie die teils zunächst etwas schräg anmutenden, im Endeffekt aber sehr wohl auch zündenden Ideen.
Von letzteren ist, der nach der griechischen Göttin der Morgenröte benannte, aktuelle Dreher auch fraglos geprägt. Logischerweise bedarf es auch das nötige Handwerkszeug um das einmal mehr auf einem Prog/Power Metal-Fundament erschaffene, jedoch von elektronischen Elementen ebenso wie von Modern Metal-Versatzstücken und mitunter auch von jazzigen Passagen durchzogene Material entsprechend umzusetzen. Doch diesbezüglich scheinen die drei altgedienten Recken in Drummer Raffahell Dridge, Gitarrist Rudj Ginanneschi und dem erst vor zwei Jahren zu ELDRITCH gestoßenen Bassisten Dario Lastrucci die ideale Besetzung gefunden zu haben.
Schließlich haben es die Herren geschafft, in die facettenreiche, zum Teil überaus komplex und abstrakt anmutende Melange auch jede Menge an Melodic Rock/AOR-Zuckerguß-Momenten zu integrieren. Und speziell diese sorgen dafür, daß an sich abgefahrene Tracks wie etwa ›The Cry Of A Nation‹, ›Sunken Dreams‹ oder der Titeltrack zu nachhaltigen Ohrwürmern heranwachsen. Das gilt selbstredend auch für die vom stilistischen Aspekt her auf den ersten Eindruck hin völlig aus dem "Flow" des Albums gefallene, ergreifende und tiefschürfende Gänsehaut-Ballade ›I Can't Believe It‹, mit der sich ELDRITCH definitiv auch für das Radio qualifiziert hat.
Apropos: Als Bonustrack gibt es zum Abschluß auch noch einen seit Jahrzehnten ebendort etablierten Hit zu hören. Das überraschend gelungene BON JOVI-Cover ›Runaway‹. Mutig, aber dennoch respektvoll umgesetzt, beweist man damit, daß man als Band nicht nur viel wagt, sondern auch eben so viel kann!
beeindruckend | 13 |