UNDERGROUND EMPIRE 7-Datasheet |
Contents: DIE TOTEN HOSEN-Rundling-Review: »Kauf mich!« & »Sascha ... ein aufrechter Deutscher« |
Date: 20.10.1993 (created), 13.03.2022 (revisited), 13.03.2022 (updated) |
Origin: UNDERGROUND EMPIRE 7 |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Availability: original printed issue sold out! Several earlier issues still available; find details here! |
Comment: Bewertung aus heutiger Sicht: 16 |
Supervisor: i.V. Stefan Glas |
DIE TOTEN HOSEN – Kauf mich!
DIE TOTEN HOSEN – Sascha ... ein aufrechter Deutscher (Maxi-CD)
VIRGIN
Deutschlands spitzeste musikalische Feder hat wieder zugeschlagen! Bekanntlich sind die HOSEN eine der wenigen deutschen Bands, die den Mut haben, klare Statements abzugeben und deutlich Position zu beziehen. So behandelt man beispielsweise bei dem Song ›Hot-Clip-Video-Club‹ jene Gestalten, denen nur noch einer flitzen geht, wenn sie sich die abartigsten Perversionen per Video einschieben. Dominiert wird der neue HOSEN-Rundling jedoch von dem Thema "Ausländerfeindlichkeit". Jenem Thema, das unter den Nägeln brennt, gegen das der Rechtsstaat anscheinend kein Rezept findet, obwohl dessen Ausprägung schon längst weit jenseits der Tolerierbarkeitsgrenze liegt und dessen perverse Auswirkungen jedem Bewohner dieses Landes die Schamesröte ins Gesicht treiben müßte. Alles, was auf »Kauf mich!« zu hören ist, geschieht natürlich mit dem typischen HOSEN-Zungenschlag. Dies zeigt sich nochmal ganz krass bei dem Geheimtrack, der am Ende der CD, zirka zehn Minuten nach Ende des offiziell letzten Stückes zu hören ist, der mit einer Dosis Zynismus der Marke "HOSEN" pur einen wunderprächtig schönen Tag beschreibt. Musikalisch ist »Kauf mich!« definitiv die reifste HOSEN-Scheibe und textlich, wie gezeigt, absolutes Dynamit, so daß man keinen Fehler begeht, wenn man der Aufforderung des Albumtitels nachkommt!
Außerdem gab es da noch eine CD-Maxi von den HOSEN, die wir nicht übergehen dürfen! Man veröffentlichte damals vorab ›Sascha ... ein aufrechter Deutscher‹, ja, den Song über jenen netten Jungen von nebenan, der endlich die Zivilcourage beweist und sich getraut, seine politischen Psychosen auszuleben. Das Späßchen, das sich die Düsseldorfer REPs zu diesem Song erlaubt haben, indem sie die TOTEN HOSEN anzeigten und der Volksverhetzung beschuldigten, habt Ihr sicher schon in mehreren Zeitschriften lesen können, so daß ich mir die erneute Schilderung dieses fast satirischen, kabarettkompatiblen Vorganges sparen werde und wir die gesparte Zeit dafür verwenden, uns noch etwas vor Lachen zu schütteln. Weitere Acts dieser Scheibe sind das schaurig schöne ›Frohes Fest‹, der offizielle Song zur alljährlich wiederkehrenden Hochzeit von Friede und Freude mit Konsumwahn und Heuchelei, sowie die beiden Quickies ›Alle Jahre wieder‹ und ›Liese rieselt der Schnee‹, die definitiven HOSEN-Versionen dieser guten alten Hits, die keiner mehr hören kann und doch immer wieder voller Passion mitsingt. Man muß einfach gehört haben, wie Campino das "R" noch schöner rollt als es Zara Leander jemals hingekriegt hatte. Für die Maxi-CD gibt es keine Note, stattdessen Lob für diese Aktion, denn der Erlös dieser Maxi kommt dem "Düsseldorfer Appell gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus", und dahinter steckt gewiß mehr als nur ein geschickter Promoschachzug.
P.S.: Außerdem möchte ich mich den TOTEN HOSEN anschließen und sagen: »Wenn Ihr Sascha seht, sagt ihm, daß er ein großes Arschloch ist!!"
überragend | 16 |