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”UNDERGROUND EMPIRE 7”-Datasheet

Contents:  THRESHOLD (GB)-Rundling-Review: »Wounded Land«

Date:  20.10.1993 (created), 11.03.2022 (revisited), 11.03.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 7

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several earlier issues still available; find details here!

Comment: 

Bewertung aus heutiger Sicht:

20

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

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THRESHOLD (GB) – Wounded Land

GIANT ELECTRIC PEA/SPV

ProgRock ist ultrageil - keine Frage, und das sollte anhand der zahlreichen Besprechungen diverser ProgRock-Rundlinge in diesem Heft auch deutlich geworden sein. Doch, welche von diesen ganzen Teilen, ist nun die beste? Nach langem Hin und Her ist meine persönliche Wahl auf diese CD gefallen: THRESHOLD - »Wounded Land«. Nur mit minimalem Abstand, aber dennoch ist es eben dieses Teil, das mich unter so viel faszinierender Musik am meisten erregt.

Wie alle herausragenden ProgRock-Bands verstehen es THRESHOLD, die Seele des Hörers anzusprechen und ihn in jede Stimmung, die der Song gerade transportiert, mitzureißen und hinabzuziehen. Es ist Musik, bei der man unmöglich unbeteiligt dabeisitzen bleiben kann. Selbst beim Versuch der extremsten Selbstbeherrschung wird man sich schon nach wenigen Tönen dabei ertappen, daß man sich mit verzerrtem Gesicht in emotionale Tiefen hinabwindet, um gleich wieder beglückt aufzuatmen und gebannt auf den nächsten Gefühlsexzeß seitens der Band zu warten, um sich in diesen sofort wieder hineinzusteigern, sich ihm hemmungslos auszuliefern. Ich glaube, es gibt keine bessere Musik für die Momente, in denen man sich leer, ausgelaugt und unverstanden fühlt, wenn man sich der Sinnlosigkeit menschlicher Existenz bewußt wird, denn diese Klänge können helfen, diese Sinnlosigkeit zu ignorieren und sich stattdessen in sich selbst zu versenken, um dort Dinge zu entdecken, die das Leben lebenswert machen, die trotz allem dem Leben einen Sinn verleihen und uns begreifen lassen, wie unendlich schön das Leben sein kann - trotz allen Wahnsinns, der rund um uns passiert. Auch ich merke in diesem Moment, da ich mich auf die Formulierung dieses Artikels konzentrieren will, wie meine Hände immer wieder zwanghaft von der Tastatur weggeführt werden, sich nach oben bewegen, um sich im Einklang mit dem ganzen Körper so zu bewegen, wie sie meine innersten Gefühle zum Ausdruck bringen. Und kaum habe ich mich wieder meinen Worten zugewendet, die angesichts solcher musikalischer Herrlichkeit zu einem hilflosem Stammeln verkommen, da werde ich schon wieder durch Zauberkräfte zum Explodieren gebracht, und ich schließe die Augen, um nur noch weiter, in extatischen Bewegungen auslebend, davonzuschweben. »Wounded Land« ist ein Platte, der man mit Worten niemals gerecht werden kann. Man muß sich für sie öffnen, mit ihr leben und dabei soviel über selbst herausfinden, endlich mal alle Masken fallen lassen, sich ungeschminkt erforschen, über den Lebensweg nachdenken und so die Chance erhalten, den Kurs auf höhere Ziele zu lenken, von Dingen Abstand zu nehmen, die so wichtig schienen, aber doch nur Fassade waren, um zu den Dingen zu finden, die dem Leben Inhalt verleihen. Oh ja, ProgRock-Musiker müssen das Leben kennen, denn nur so ist es zu erklären, daß sie so viel Weisheit und Lebenserfahrung in Tönen vermitteln können, daß sie mit einem einzigen Break mehr vermitteln können, als es tausende Worte tun könnten. Sie öffnen die Pforten zum innersten Punkt des Menschen, machen ihn damit verletzlich und zugleich unbesiegbar, weil er sich auf das zurückbesinnen kann, was ihm keine Macht der Welt nehmen kann, was ihn ganz persönlich so wertvoll macht. Die dabei erzielte Endorphinausschüttung und das damit verbundene Glücksgefühl sind nur ein profaner Nebeneffekt, allenfalls ein Hilfsmittel, das den Weg leichter beschreiten läßt. Diese Musik hilft nicht so sehr, das Leben einfacher zu meistern, sondern sie ist eine pure Dosis Energie, die das Leben reicher, erfüllter und tiefer macht.

Was soll ich also noch die einzelnen Songs beschreiben? Man muß die Gesamtheit, die Grenzenlosigkeit dieser Musik erfassen und bereit sein, sich in sie hinabzustürzen, darin zu versinken, um eines Tages wieder erfrischt daraus aufzutauchen und plötzlich ganz neue Perspektiven vor Augen zu haben.

So möchte ich zum Abschluß, dem ich mich schweren Herzens nun ergeben werde, unter all' diesen unendlich schönen Kompositionen dieser CD ›Paradox‹ nennen, nicht um es hervorzuheben, sondern um es als Anspieltip für die zu nennen, denen in unserer Zeit der Rastlosigkeit nur ein kurzes Antesten möglich ist, obwohl es eigentlich nicht ausreicht, um auch nur andeutungsweise die Erlebnisse zu erahnen, die dem Hörer zusammen mit THRESHOLD bevorstehen. Dennoch sollte dieser Song ausreichen, daß man diese CD nicht wieder aus den Händen legt, bevor man oben beschriebene Begegnungen der dritten musikalischen Art erfahren hat, nicht nur weil die Musik diese Stückes so unendlich fesselnd ist, sondern auch weil der Text, der von der Tragödie der gleichzeitigen Übermacht und Machtlosigkeit der Menschheit spricht, perfekt zur Musik paßt. Überhaupt dreht sich »Wounded Land« konzeptionell um die Wunden, die wir Menschen unserer Mutter Erde zufügen, was man in den Texten beschreibt und im Cover sowie einem weiteren Gemälde im Booklet versinnbildlicht. Ein Meisterwerk also, egal von welcher Seite man es auch betrachtet.

Glücklicherweise haben mittlerweile auch diverse eingesessene Firmen begriffen, daß der ProgRock mehr als nur ein kurzlebiger Trend, sondern vielmehr eine gehaltvolle, ernstzunehmende Musikrichtung ist und haben begonnen, einige Highlights in ihr Programm zu übernehmen. So läuft THRESHOLD wie auch die anderen Veröffentlichungen des IQ-Labels GIANT ELECTRIC PEA mittlerweile über SPV. Solltet Ihr die CD wider Erwarten doch nicht finden, so wendet Euch an den INSIDE OUT-Vertrieb, wie bei allen anderen ProgRock-Belangen ebenfalls.

http://www.thresh.net/

genial 19


Stefan Glas

 
THRESHOLD (GB) (Besetzung auf »Wounded Land«) im Überblick:
THRESHOLD (GB) – Critical Energy (Rundling-Review von 2004 aus Online Empire 18)
THRESHOLD (GB) – Dead Reckoning (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 31)
THRESHOLD (GB) – Extinct Instinct (Re-Release-Review von 2004 aus Online Empire 19)
THRESHOLD (GB) – Extinct Instinct (Rundling-Review von 1997 aus Y-Files)
THRESHOLD (GB) – For The Journey (Rundling-Review von 2014 aus Online Empire 60)
THRESHOLD (GB) – Psychedelicatessen (Re-Release-Review von 2002 aus Online Empire 11)
THRESHOLD (GB) – Psychedelicatessen (Rundling-Review von 1995 aus Y-Files)
THRESHOLD (GB) – Surface To Stage (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 28)
THRESHOLD (GB) – The Ravages Of Time - The Best Of (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 33)
THRESHOLD (GB) – Wounded Land (Re-Release-Review von 2002 aus Online Empire 11)
THRESHOLD (GB) – Wounded Land (Rundling-Review von 1994 aus Underground Empire 7)
THRESHOLD (GB) – Online Empire 16-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
THRESHOLD (GB) – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
THRESHOLD (GB) – Online Empire 48-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2011)
THRESHOLD (GB) – Online Empire 68-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2016)
THRESHOLD (GB) – News vom 27.07.2007
THRESHOLD (GB) – News vom 27.03.2017
Soundcheck: THRESHOLD (GB)-Album »Dead Reckoning« im "Soundcheck Heavy 100" auf Platz 3
Soundcheck: THRESHOLD (GB)-Album »Hypothetical« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 56" auf Platz 5
Soundcheck: THRESHOLD (GB)-Album »Subsurface« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 77" auf Platz 1
Playlist: THRESHOLD (GB)-Album »Dead Reckoning« in "Jahrescharts 2007" auf Platz 5 von Walter Scheurer
Playlist: THRESHOLD (GB)-Album »Dividing Lines« in "Jahrescharts 2022" auf Platz 7 von Walter Scheurer
Playlist: THRESHOLD (GB)-Album »For The Journey« in "Jahrescharts 2014" auf Platz 7 von Walter Scheurer
Playlist: THRESHOLD (GB)-Album »Wounded Land« in "Jahrescharts METAL HAMMER 1993" auf Platz 4 von Stefan Glas
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