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HOOFFOOT – The Lights In The Aisle Will Guide You

PAURA DI NIENTE RECORDS (Import)

Während Insider sofort wissen, was auf sie zukommt, wenn der Name HOOFFFOOT fällt, sei allen anderen mitgeteilt, daß es sich um eine musikalische Spezialität handelt, die man hier nicht zwingend erwartet. Man darf wohl auch durchaus behaupten, HOOFFOOT wären etwas für Nerds. Aber sind wird das nicht ohnehin alle? Zumindest ein bißchen auf jeden Fall!

Zu den Fakten: Auf »The Lights In The Aisle Will Guide You« gibt es lediglich vier Songs zu hören, auch wenn die Spielzeit knapp mehr als 45 Minuten beträgt. Da zwei Titel noch dazu zusammengehören und die Formation schon mit dem eröffnenden Titelsong klarmacht, daß sie sich im Jazz mindestens genau so wohlfühlt wie in der Rockmusik, sollte die Erwartungshaltung relativiert werden, denn "Easy Listening" ist hier definitiv nicht zu erwarten.

Doch keine Bange, anstrengend oder gar enervierend kommt das Gebräu auch nicht aus den Boxen. Dafür klingt das Material der schwedischen Routiniers in Summe viel zu austariert, durchdacht und strukturiert. Nicht zuletzt die harmonisch eingeflochtenen, fließenden Übergänge, die selbst auf den ersten Eindruck hin unvereinbare Passagen butterweich ineinandergleiten lassen, geben zu erkennen, daß hier perfekt aufeinander eingespielte, kompetente Musiker am Werk sind. Das jedoch erkennt man als "Frischling" erst gegen Ende hin, denn im eröffnenden Titeltrack lassen HOOFFOOT sehr wohl erkennen, daß auch freies Improvisieren auf ihrer Agenda steht, was sie auch noch gehörig zelebrieren.

So etwas beeindruckt den Nichtmusiker üblicherweise weniger. Im Gegenteil, es schreckt doch ein wenig ab, und auch diese Nummer verlangt dem Hörer alles ab, schließlich ist sie im Endeffekt zu sehr in die Länge gezogen worden. Fein, daß schon das anschließende, zweiteilige ›Pablo Octavio‹ unter Beweis stellt, daß es die Truppe aus Malmö sehr wohl versteht, Progressive Rock, Grooves mit Funk-Schlagseite, Fusion-Sounds und Jazz als in sich stimmige Mixtur darzubieten. Zwar dauert es sehr wohl ein wenig, ehe man sich wirklich angesprochen fühlt, doch hier wird im Endeffekt durchaus auch der Nacken in Bewegung gebracht; noch vielmehr aber das Tanzbein, das sich diesem World Music-Groove einfach nicht entziehen kann.

Als noch mitreißender - und generell als Highlight dieses Albums - erweist sich jedoch das Finale ›Krematorium (Arrival For Autocrats)‹. Zum einen, weil hier zwingende Grooves mit einer bestens disponierten Bläser-Section fusioniert wurden, diese auf einem erdigen Blues-Fundament ausgebreitet wurden und HOOFFOOT es damit locker schaffen, den Hörer nicht nur zu begeistern, sondern auf Anhieb zum Mitmachen zu animieren. Zum anderen aber auch, weil Gitarrist Jocke Jönsson hier endlich aus sich herausgeht und mit seinem von eleganten Soli geprägten Spiel jeden Saitenfetischisten in seinen Bann zieht. Daß er dabei mitunter an das Werk und Wirken von Größen wie Al Di Meola denken läßt, sollte bei einer guten Viertelstunde Spielzeit, die sich als überaus spannungsgeladen und in jeder Weise beeindruckend erweist, jedoch kein Thema sein.

Sicher kein Album für Mainstream-affine Zeitgenossen, in einschlägig interessierten Gourmetkreisen dürfte »The Lights In The Aisle Will Guide You« dagegen auf Anhieb goutiert werden.

http://www.hooffoot.com/

beeindruckend 12


Walter Scheurer

 
HOOFFOOT im Überblick:
HOOFFOOT – The Lights In The Aisle Will Guide You (Rundling-Review von 2020 aus Online Empire 83)
© 1989-2024 Underground Empire


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