CONCEPTION – State Of Deception
CONCEPTION SOUND FACTORY (Import)
In den 90er Jahren galt der Name CONCEPTION als einer der am häufigst genannten, wenn von edlem Prog/Power Metal europäischer Prägung die Rede war. Da die Truppe bei NOISE RECORDS unter Vertrag war, brauchte man sich auch um geschäftliche Belange wenig Sorgen machen und durfte durchaus berechtigt auf den großen Durchbruch hoffen.
Doch leider kam es auch für diese Herren ganz anders. So blieb zunächst das '97er Album »Flow« weit hinter den Erwartungen zurück und dann wurde auch noch Sänger Roy Khan von den eben durchstartenden US-Kollegen KAMELOT engagiert. Das Ende von CONCEPTION war dadurch besiegelt, und es sollte bis 2018 dauern, ehe sich Khan (der jetzt offenbar auch seinen bürgerlichen Namen Roy Sætre Khantatat verwendet) und seine früheren Kollegen Tore Østby (g), Arve Heimdal (d) und Ingar Amlien (b) wieder zusammentaten.
Offenbar zu einem Zeitpunkt auf den alle sehnsüchtig gewartet hatten, denn nach nur wenigen Wochen kredenzten die Herrschaften mit der Single »Re:Conception« und der EP »My Dark Symphony« ihre ersten Studioaufnahmen nach knapp zwei Dekaden. Die Motivation war demnach wieder gefunden, und da an der musikalischen Klasse des Quartetts ohnehin nie ein Zweifel bestand, war in der Fangemeinde nicht nur die Erwartungshaltung groß, sondern auch der Wille zur monetären Unterstützung gegeben.
Das nun vorliegende neue Langeisen konnte daher über Crowdfunding finanziert werden und wurde von Tore produziert und schließlich von niemand geringerem als Stefan Glaumann (der unter anderem RAMMSTEIN und WITHIN TEMPTATION in seiner Prozentenbio stehen hat) endveredelt.
Die acht Songs (zuzüglich der Einleitung ›In Deception‹) klingen zwar erwartungsgemäß drückend und fett, dennoch wurde mit Akribie aufgenommen, denn auch die filigransten Details sind herauszuhören. Von der Atmosphäre her ist »State Of Deception« zwar eher mit »Poetry Of The Poisoned«, dem letzten KAMELOT-Album mit Khan am Mikro vor seinem Burnout-bedingten Ausstieg zu vergleichen, an den von Tores Gitarre geleiteten, teils komplexen, zu jeder Zeit aber auch für Nicht-Musiker nachvollziehbaren Songstrukturen hat sich aber nichts verändert.
Von daher erweist sich »State Of Deception« vom kompositorischen Aspekt her auch auf Anhieb als typisches CONCEPTION-Album, stilistisch läßt die Band aber erkennen, daß sie sich in den letzten beiden Dekaden nicht unbedingt in irgendeinem Nest in den Niederungen der Telemark verbarrikadiert hat, um ja nur keine zeitgemäßen Einflüsse abzubekommen.
Das dürfte einige der früheren Fans durchaus irritieren, zeugt aber auch davon, daß CONCEPTION nicht nur kurzfristig und mit dem Blick aufs Börserl zurückgekehrt sind, sondern um ihre musikalische Relevanz anno 2020 zu beweisen.
Das ist der Truppe auch gelungen, schließlich konnte sie sowohl - wie durch ›Waywardly Broken‹ oder auch ›Anybody Out There‹ belegt wird - ihren ureigenen Stil in die Gegenwart transferieren, aber eben auch sämtliche neuartigen (nachzuhören etwa in den unterkühlten Loops von ›No Rewind‹, oder der dezenten Modern Metal-Patina von ›The Mansion‹) oder zumindest noch nicht in dieser Form von der Band präsentierten Additive harmonisch in das Gesamtbild einfügen, wie ›Of Raven And Pigs‹ oder ›By The Blues‹ unter Beweis stellen. Willkommen zurück!
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beeindruckend | 12 |