Al Di Meola – Across The Universe
E·A·R MUSIC/EDEL
Der New Yorker Virtuose scheint in den letzten Jahren mehrfach von der Muse geküsst worden zu sein, denn sein Arbeits- und Veröffentlichungspensum imponiert gehörig. Seit seinem letzten Studioalbum »Opus« sind nämlich noch keine zwei Jahre vergangen, ehe es erneut frischen Stoff von Al Di Meola zu hören gibt. Da es zudem auch noch die Livescheibe »Elegant Gypsy & More« zu beklatschen gab, darf seine Klientel wahrlich mehr als nur zufrieden sein. Welchen Genres auch immer sich diese vorwiegend zugehörig fühlt, Rockmusik-Freunde kommen einmal mehr ebenso auf ihre Kosten wie Jazz-Puristen. Die werden unisono auch »Across The Universe« goutieren, speziell dann, wenn sie obendrein auch noch das Werk und Wirken von THE BEATLES zu schätzen wissen.
Der US-amerikanische Saitenkünstler hat sich ja bekanntermaßen schon mehrfach als Fan der "Fab Four" geoutet und setzt mit seinem aktuellen Album im Prinzip seine persönliche Verneigung vor dieser Institution der Popularmusik fort, die er 2013 mit »All Your Life (A Tribute To THE BEATLES)« veröffentlichungstechnisch begonnen hat. Wie es sich für den Gitarristen offenbar geziemt, handelt es sich bei den 14 Tracks jedoch nicht bloß um Coverversionen der konventionellen Art. Viel eher hat man den Eindruck, Al hätte die Songs zunächst in ihre Einzelteile zerlegt und sie erst, nachdem er diese auf seine ureigene Art und Weise interpretiert hat, wieder sorgsam zusammengeschraubt.
Dadurch läßt sich für den nicht ganz so eingefleischten BEATLES-Fan mitunter nur noch erraten, welchen Track man eben hört. Das dürfte Teil der Intention des Künstlers gewesen sein, der übrigens nicht nur sein angestammtes Instrument für die Aufnahmen bediente, sondern darüber hinaus auch für sämtliche Baß- und Keyboard-Spuren und vereinzelte Percussion-Passagen verantwortlich zeichnete. Doch nicht nur, was die Komposition selbst betrifft, hatte Mister Di Meola alles im Griff. Auch bei den Arrangements, die er ebenso für alle 14 Nummern erledigte wie die Produktion an sich.
Eigenwillige, strukturelle Spannungsaufbauten führen in Kombination mit seiner Improvisationskunst zwar mitunter zu explosiven Free-Jazz-Eruptionen, dennoch ist es im Endeffekt sehr wohl möglich, den "Faden" zu behalten und die offenkundig ausgelebte, künstlerische Freiheit in einem gewissen Rahmen nachzuvollziehen.
Das funktioniert manchmal sogar überraschend einfach, wie etwa bei ›Here Comes The Sun‹. Dabei hat man zwar durch die zig Gitarrenspuren eher den Eindruck, der Darbietung eines Ensembles zu lauschen, doch ansonsten ist Al verhältnismäßig nahe am Original geblieben. Diese geschmackvolle, aber dennoch verhältnismäßig unspektakuläre Interpretation wird im Verlauf der Spielzeit von deutlich "freigeistigeren" Umsetzungen konterkariert.
Neben dem regelrecht klassisch anmutenden ›Strawberry Fields Forever‹ sei diesbezüglich vor allem ›Hey Jude‹ erwähnt. Hierbei kommt man zunächst wahrhaftig ins Grübeln, ob man sich nicht doch in der Tracklist vertan hat oder gar einem versteckten Bonustrack lauscht. Doch der Künstler versteht es grandios, durch die Nummer zu geleiten. Schließlich entfaltet das bekannte, dezent und leise eingeflochtene Grundriff doch noch seine Wirkung in der eher wie eine Jazz-Jamsession (inklusive Akkordeon!) anmutenden Umsetzung. Im finalen ›Octopus's Garden‹ gibt es dann noch Töchterlein Ava zu hören, die von Papa Al im Alter von drei Jahren beim Mitsingen des Originaltracks im Auto aufgenommen wurde. Nette Idee und zudem der Beweis, daß Kunst beziehungsweise Künstler keineswegs stocksteif sein müssen.
Kurzum, einmal mehr ein schwer beeindruckendes Album des Großmeisters an der Gitarre, das selbst für Nicht-Musiker ein Hörerlebnis darstellt!
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