SACRILEGE (GB, Gillingham) – The Court Of The Insane
PURE UNDERGROUND RECORDS/SOULFOOD
Seit der Wiederaufnahme des Bandbetriebs 2012 erweist sich dieses britische Szene-Urgestein als überaus produktiv. Neben den beiden Compilation-Alben »The Best Of« und »Ashes To Ashes« kredenzte die immer noch von Multi-Instrumentalist Bill Beadle geführte Formation aus Gillingham mit »Sacrosanct« und »Six6Six« bereits zwei Studioscheiben mit jeweils frischem Material. Die Motivation scheint ungebrochen, denn zusammen mit Bassist Jeff Rolland und Drummer Neil Turnbull hat der Haudegen erneut zehn Tracks eingespielt, die unter dem Titel »The Court Of The Insane« veröffentlicht werden. Da man sich selbst ebenso treugeblieben ist wie der Herkunft, wurde die Scheibe unter der Regie von David Lear quasi in der Nachbarschaft, sprich in den "Escape Studios" in Bromley, Kent eingespielt.
Wenig verwunderlich demnach, daß man dem mit einem überaus gelungenen Cover versehenen Album auf Anhieb anhört, daß es in "Rockbritannien" entstanden ist. Gepflegte, tief in der NWoBHM verwurzelte Sounds prägen das Bild und werden hingebungsvoll und kompetent, aber auch angenehm unaufgeregt dargeboten. Zu Beginn jedoch gehen es SACRILEGE sogar ein wenig zu entspannt an. Im Endeffekt entpuppt sich der Opener ›Celestial City‹ als einer der sperrigsten und am wenigsten eingängigen Tracks. Ein Glück, daß nach diesem Einstiegsdurchhänger mit ›Lies‹, dem Titelsong und ›Bring Out Your Dead‹ drei deftige Ohrwürmer folgen. Während bei ›Lies‹ Reminiszenzen an DEMON während der späten 80er/frühen 90er aufkommen, schwingt beim mit einem auf Anhieb einprägsamen und zwingenden Refrain ausgestatteten Titeltrack ein Hauch PRAYING MANTIS-Eleganz mit. Das mit dem Geräusch von herantrabenden Pferden sowie der entsprechenden Aufforderung des für die Entsorgung der Leichen zuständigen Kollegen eingeleitete ›Bring Out Your Dead‹ wiederum klingt vergleichsweise simpel und trocken, kommt dafür aber mit einem um so derberen NWoBHM-Unterbau aus den Boxen.
Die Spielzeit vergeht generell wie im Flug, auch wenn gegen Ende hin der Eindruck entsteht, SACRILEGE hätten durchaus auch mal mehr auf die Tube drücken können. Für Abwechslung ist aber dennoch gesorgt, so kommt etwa die Einleitung von ›The Prophet‹ atmosphärisch-balladesk und mit Anleihen an frühe MAGNUM daher, während das Finale ›Ride Free‹ (dessen Intro allerdings weniger nach einem Motorrad, sondern nach einem Rasenmähertraktor mit Startschwierigkeiten klingt...) an eine gemäßigtere Version früher SAXON-Kompositionen denken läßt.
SACRILEGE sorgt also einmal mehr für grundsolide, typisch britische Rockkost und scheint zudem auch bereit zu sein, in näherer Zukunft vermehrt Konzerte zu geben. Nicht zuletzt, weil die Band vor kurzer Zeit den früheren SALEM-Gitarristen Pat Macnamara ins Line-up geholt, hat um Bill auf der Bühne zu unterstützen. Im Studio hat der Kerl nämlich sämtliche Gitarren und die immer wieder zur Unterstützung zielgerichtet und punktgenau eingesetzten Keyboards im Alleingang eingespielt.
http://www.sacrilegenwobhm.com/
gut | 11 |