Joe Bonamassa – Live At The Sydney Opera House
PROVOGUE/ROUGH TRADE
Zwar wäre es nicht unbedingt verwunderlich gewesen, wenn in diesem Jahr ausnahmsweise mal keine neue Veröffentlichung des "Gitarren-Wunderwuzzis" auf dem Programm gestanden wäre, doch da der US-Amerikaner ganz offenkundig zur Gattung der Workaholics zu rechnen ist, werden seine Fans auch 2019 mit einem Album versorgt. Einem weiteren Livealbum genauer gesagt. Seinem elften insgesamt übrigens, das zudem einmal mehr auch an einem überaus renommierten Ort aufgezeichnet wurde. Wie der Titel bereits verrät, hat Joe nämlich einen Gig im weltberühmten "Sydney Opera House" mitschneiden lassen. Konkret jenen im Jahr 2016, als er während der seinerzeit laufenden Tour zum eben veröffentlichten »Blues Of Desperation« auch für einen Abstecher nach "Down Under" gondelte.
Dem Ambiente gebührend gastierte der Ausnahmegitarrist selbstverständlich auch in Sydney nicht nur mit seiner Begleitband, sondern hatte sowohl den Saxophonisten Paulie Cerra als auch den Trompeter Lee Thornburg im Schlepptau. Ebenso mit von der Partie war auch der dreiköpfige Backgroundchor, der vor allem den ruhigeren Tracks eine gehörige Portion soulige Wärme verabreicht und perfekt zur stilvollen Atmosphäre paßt.
Aufgrund der gegebenen Möglichkeiten mit dieser Besetzung verwundert demnach auch die Setlist nicht wirklich, auch wenn die Gitarre des Meisters logischerweise einmal mehr das spielbestimmende Instrument darstellte. So etwa im Einstieg ›This Train‹, das zwar von einem eleganten Piano-Intro eröffnet wurde, sich aber recht rasch zu einer Bonamassa-Saiten-Vorstellung par excellence entwickelte. Ähnliches gilt auch für das fast schon in Jazz-Gefilden zu verortende ›Drive‹, das Joe mit einem entsprechenden gefühlvollen, aber dennoch filigranen Solo veredelte. Als Galavorstellung am Arbeitsgerät läßt sich auch ›Love Ain't A Love Song‹ bezeichnen, auch wenn die beiden Backgroundsängerinnen und ihr männlicher Kollege zusammen mit den beiden Bläsern einen gedämpft swingenden Widerpart zur griffig-rockigen Saitenperformance bildeten.
Nicht zuletzt dem ehrwürdigen Opernhaus war es wohl geschuldet, daß die Zuseher die gesamte Spielzeit über eher unauffällig blieben und lediglich zwischen den Songs lautstark Applaus spendierten. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, weshalb man sich ansonsten eher auf andächtiges Lauschen beschränken hätte sollen. Schon gar nicht beim alles überragenden ›Blues Of Desperation‹, den es bei der Sydney-Premiere in einer fast neunminütigen Darbietung zu bestaunen gab. Mit der anschließenden, ergreifenden Version von ›No Place For The Lonely‹ wurde der Reigen dann schließlich ebenso elegant wie für die "Musikerpolizei" schwer beeindruckend beendet (zumindest auf CD, die Vinyledition enthält mit ›Livin' Easy‹ sogar noch einen Bonustrack), bevor die Formation unter euphorischen (na eben, geht doch!) Applausbekundungen die Bühne verlassen durfte.
Man darf gespannt sein, was uns Meister Bonamassa als nächstes aufzutischen gedenkt. Informationen seines Labels nach ist für den Winter jedenfalls ein Studio gebucht...