RIVAL SONS – Feral Roots
LOW COUNTRY SOUND/ATLANTIC RECORDS/WARNER MUSIC
Nicht zuletzt der Druck für die bevorstehende Tournee im Vorprogramm von BLACK SABBATH ein neues Album im Gepäck zu haben, verleitete das Quartett vor knapp drei Jahren dazu, gewissermaßen einen Schnellschuß abzuliefern. An sich war der Vierer mit den Aufnahmen für »Hollow Bones« nämlich noch nicht ganz fertig, als das Angebot ins Haus flatterte, weshalb der Fertigstellungsprozess rascher über die Bühne gehen mußte als geplant. Eine solche Möglichkeit würde aber keine Band ausschlagen, und zudem läßt sich im Nachhinein mit Fug und Recht behaupten, daß RIVAL SONS trotz des bis dato vielleicht am wenigsten zugänglichen Albums allein durch die Teilnahme an besagter Gastspielreise einen gewaltigen Popularitätsschub erhalten haben.
Nun also steht mit »Feral Roots« Album Nummero Sechs in den Startlöchern, und schon der erste Höreindruck macht deutlich, daß die Band den Titel wohl ganz bewußt und mit einem mehr als nur dezenten Hinweis auf die Ausrichtung gewählt hat. Zwar dürften die in der Frühzeit gerne verwendenden LED ZEPPELIN-Vergleiche wieder vermehrt herangezogen werden, auf der anderen Seite wurden die in auf den letzten beiden Scheiben integrierten Alternative Rock-Anleihen wieder auf ein Minimum reduziert. Durchaus möglich, daß auch die Produktion selbst einiges zum nicht nur sprichwörtlichen "Roots"-Charakter der Scheibe beigetragen hat, schließlich sind die beiden Aufnahmetempel, in denen der Dreher in Form gebracht wurde (das "RCA Studio" in Nashville und das "Muscle Shoals Sound Studio" in Alabama) als Kultschmieden für US-Klänge unterschiedlichster Gangarten bekannt und berühmt. Dave Cobb, der die Produktion übernommen hat, ist übrigens auch Besitzer des aktuellen Labels der Band, weshalb anzunehmen ist, daß für »Feral Roots« ein ausgeklügelter Terminplan erstellt wurde, um nicht erneut gegen Ende hin wieder unter Zugzwang zu kommen.
Das Ergebnis jedenfalls läßt sich als überaus entspannt bezeichnen, obwohl die vier Jungs nachvollziehbarerweise hochmotiviert und mit Feuereifer bei der Sache gewesen sind. Nachzuhören von Anfang an, sprich ab dem fulminanten Einstieg ›Do Your Worst‹, in dem die Gitarre von Scott Holiday zum ersten (und keineswegs zum einzigen!) Mal ganz wunderbar zum "Singen" gebracht wird. Generell kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, Scott und Jay Buchanan, sein kongenialer Partner am Mikro, hätten sich während der Aufnahmen mehr denn je gegenseitig zu Höchstleistungen angestachelt und liefern sich immer wieder wunderbare Duelle im Stile ganz großer Rock-Kooperationspartnerschaften. Das wiederum ist der Qualität der Scheibe sehr zugute gekommen, denn dermaßen fokussiert und stringent klangen die RIVAL SONS zuletzt wahrlich nicht immer.
Ihren Erfolgslauf hätte die Formation zwar aller Voraussicht nach so oder so fortsetzten können, mit »Feral Roots« dürften sich aber auch viele Fans, die nach den frühen Werken zuletzt das Interesse an den Kaliforniern verloren haben, wieder für die Band begeistern. Nicht zuletzt weil das Album neben dem erwähnten Opener in Form von ›Back To The Woods‹ (das ebenso schwer LED ZEPPELIN-geschwängert aus den Boxen blues-rockt), dem energiegeladenen Titelsong sowie dem tiefentspannten ›All Directions‹ und dem eleganten, nach US-Westküste klingenden ›End Of Forever‹ jede Menge potentieller Hitkandidaten enthält.
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