PARADOX (D) – Tales Of The Weird
AFM RECORDS/SOULFOOD
Ohne auch nur ansatzweise "Retro"-Gedanken oder ähnliches zu erwecken, kommt diese süddeutsche Szene-Ikone kurz vor dem Jahreswechseln mit ihrem sechsten Studiolangeisen daher und stellt damit auf überaus eindrucksvolle Manier unter Beweis, weshalb man PARADOX schon seit langer Zeit als eine der essentiellsten Adressen Europas bezeichnet, wenn von Thrash mit Melodien die Rede ist.
Die "Beweissicherung" dafür wäre zwar an sich gar nicht mehr notwendig, dennoch klatschen uns Charly Steinhauer und seine Kumpanen (OBSCURA-Gitarrist Christian Münzer, Bassist Olly Keller und Drummer Daniel Buld) einmal mehr ein höchst melodisches, durchweg eingängiges Thrash-Brett an die Häupter, so daß wohl nur von Taubheit und Ignoranz gebrandmarkte Zeitgenossen deren Klasse nicht zu schätzen wissen werden.
Der "Rest" der headbangenden Scharen dagegen wird einmal mehr dieser, schon in ihrer Frühzeit mehrfach als "deutsche Antwort auf METALLICA" lobgepriesenen Formation huldigen, und Leute, glaubt mir, hätten Hetfield und Co. nach ihrem "schwarzen" Album eines in auch nur annähernd ähnlicher Klasse, wie es »Tales From The Weird« ist, auf uns losgelassen, hätte es bis heute nicht eine einzige kritische Stimme zu deren Schaffen gegeben. Aber egal, PARADOX kochen ihr Thrash-Süppchen ohnehin immer noch auf völlig eigene Weise, haben ebenso ungemein tiefschürfende (auch auf lyrischer Basis!), dramatische Epen wie den Titelsong in petto, wie auch geradeaus lostrabende, gnadenlose Thrash-Granaten. Diesbezüglich sind vor allem der Abgeh-Vorschlaghammer ›Escalation‹ (das auch von den ebenso unterbewerteten XENTRIX zu deren Blütezeit stammen könnte) und das nicht minder zwingende ›Day Of Judgement‹ zu nennen, mit dem uns die Burschen wissen lassen, daß Würzburg wohl in früheren Tagen irgendwo in der Bay Area gelegen haben muß. Doch der Vierer versteht es nicht nur, mit Vollgas für feines Zeug zu sorgen, auch im gemäßigteren Bereich wissen PARADOX mit schnittigen Kompositionen, den Zuhörer in Wallung zu bringen, so zum Beispiel in der akustischen Instrumentalnummer, mit dem eher verstörenden Titel ›Zeitgeist‹, oder in der als Abschluß kredenzten RAINBOW-Covernummer ›A Light In The Black‹, zu der man sich als Verstärkung FIREWIND-Tastenwusel Bob Katsionis an Bord geholt hat und in der Charly seine - meiner Meinung nach - bis dato reifste Gesangsleistung überhaupt bietet.
Aus eben jenem RAINBOW-Gassenhauer läßt sich für mich auch die Essenz dieser Scheibe ganz gut herausarbeiten, denn PARADOX sollten mit »Tales Of The Weird« nun endlich dorthin "heimkehren", wo diese Band schon zu Zeiten ihres Debuts »Product Of Imagination« eigentlich hingehört: an die Speerspitze der europäischen Thrash-Elite nämlich!
http://www.paradox-bangers.de/
super | 15 |