NIGHTWING (GB)
8472
(13-Song-CD-R: Preis unbekannt)
Auch wenn der Begriff "Kultband" heutzutage geradezu inflationär gebraucht wird, gibt es immer noch Exemplare, die jenes Prädikat wirklich verdienen. Eines dieser stammt von der britischen Insel und wurde zu Beginn der 80er Jahre auf den Namen NIGHTWING getauft. Die Historie der Formation ist im Grunde genommen jene des musikalischen Treibens des Gordon Rowley, der den Grundstein für NIGHTWING schon in den späten 70ern mit STRIFE, sowie unter dem Namen Gordon Rowley & FRIENDS legte. Da es der gute Mann jedoch vorzog, zunächst in den US of A Karriere zu machen, als in der Heimat zu verbleiben, schlug er zunächst sogar ein Angebot aus, um bei RAINBOW einzusteigen. Stattdessen ging es über den großen Teich, um zunächst bei CROSBY, STILL, NASH & YOUNG als Tourmusiker anzuheuern und danach im Studio von Graham Nash für jede Menge an Künstlern zu arbeiten, unter anderem für Jackson Browne und THE EAGLES. Da Rowley aber auch als Komponist aktiv war, sollte es kaum verwundern, daß sein Talent alsbald auch im Business herumgesprochen hatte und so kam es schlußendlich zur Gründung der zunächst als Studioprojekt angedachten Formation NIGHTWING.
1981 sollte in »Something In The Air« schließlich das Debut erscheinen, wobei man mittlerweile dermaßen viele Tracks auf Lager hatte, daß keine zwölf Monate später in »Black Summer« auch gleich ein Nachfolger fertiggestellt war und aus dem Studio-Projekt eine Band im eigentlichen Sinne geworden war, die als Supportact für Ian Gillan auf Europa-Tournee gehen durfte. Noch im selben Jahr begannen die Aufnahmen zu »Stand And Be Counted«, jenem Album, das der Band wohl den Ruf einer Kultband einbringen sollte, denn neben hochkarätigen Kompositionen hatte man in Sänger Max Bacon ein Riesentalent im Line-up, das die durchweg gen US-Radio-Markt tendierenden Songs perfekt umzusetzen wußte. Das Live-Debut dieser Formation fand übrigens im österreichischen Wiesen statt, und zwar im Rahmen des leider einmal "Pfingst-Festivals" 1983, an dem unter anderem noch Peter Green, John Mayall, Stan Webb's CHICKEN SHACK, sowie BUDGIE und MAD MAX zu sehen waren.
Die Karriere von NIGHTWING kam danach allmählich gut in Gange, man spielte mehr oder weniger überall in Europa und hatte dennoch die Zeit 1984 »My Kingdom Come« nachzureichen. Trotz sich einstellender Erfolge setze sich der gute Max noch im Laufe der Aufnahmen ab, um in weiterer Folge mit BRONZ sein Glück zu versuchen, und es später bei GTR auch finanziell zu finden. Als Ersatz wurde David Evans engagiert, die heutzutage legendäre EP »Night Of Mystery« kam quasi als Startschuß dieser Besetzung auf den Markt und schnurstracks ging es erneut auf die Bühnen des alten Kontinents. Diese Tournee sollte ebenfalls durchweg erfolgreich verlaufen, nachzuhören auch auf dem Tondokument »A Night Of Mystery Alive! Alive!«, das 1985 nachgereicht wurde. Leider sollte mit dem 1986er Werk »Nightwing VI« ein Schlußstrich folgen, denn offenbar war es Rowley nicht mehr möglich, das Unternehmen mit ständig wechselnden Musiker so am Leben zu halten, daß es zur Zufriedenheit aller laufen konnte. Deshalb wurde das Kapitel NIGHTWING in den späten 80er Jahren auch erst einmal für endgültig beendet erklärt und - nicht zuletzt aufgrund der sich verändernden Musikszene - krähte in den frühen 90ern auch kaum ein Hahn danach. Erst einige Zeit später sollten zunächst die Scheiben über ZOOM CLUB RECORDS erneut aufgelegt werden und noch etwa später, genauer gesagt im Jahr 2006 war der Name NIGHTWING erneut zu vernehmen, wenn auch vornehmlich posthum, als eine Live-Compilation mit dem treffenden Titel »79 To 86« in Umlauf gebracht wurde.
Mehr noch, der unverwüstliche Gordon Rowley hat es danach sogar geschafft, sein "Schiff" erneut startklar zu machen und kredenzt uns in »8472« überraschenderweise ein brandneues Album. Dieses entpuppt sich als umfangreiches Konzeptwerk auf Basis einer Science-Fiction-Story. Völlig unabhängig davon ist es Rowley und seiner neuformierten Truppe gelungen, ein geradezu sensationell zeitlos wirkendes Werk abzuliefern, das sowohl typisch britisch-inspirierten Blues-Rock beinhaltet, wie auch Fragmente jenes Sounds, die seit Jahrzehnten in den US-amerikanischen Radio-Stationen für Furore sorgen. Dazu kommen erdige, aber dennoch melodische Hard Rock-Klänge, die auf die britische Herkunft hindeuten, getragen zwar von der Sechssaitigen, durchweg jedoch von druckvoll bearbeiteten Tasteninstrumenten zur Vollendung gebracht.
Es macht schlicht und ergreifend einfach Spaß, dieses Album zu hören, denn der Sound von NIGHTWING klingt bei jeder Tages- und Nachtzeit herrlich und erfrischend, und zudem ist es dem "alten Fuchs" Rowley gelungen, einen ganze Tüte voller Hits zu offerieren und das muß diesem Kerl erst einmal jemand nachmachen!
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