THE ROXX – Ironic Truth
ROCKVILLE/SOULFOOD
Wie im alltäglichen Leben auch, sind es in der musikalischen Parallelexistenz vor allem unerwartete Momente und Überraschungen, die diese interessant und spannend machen. Ein überaus positives Beispiel dafür stellen für mich die aus München stammenden THE ROXX dar, die trotz des Umstandes, daß sie bereits seit dem Jahr 1984 existieren und auch schon einige Veröffentlichungen in Umlauf bringen konnten, bislang von mir unentdeckt geblieben sind. Damit ist nun aber Schluß, denn die Jungs setzen mit »Ironic Truth« ein ordentliches Ausrufezeichen und haben damit nicht nur einen amtlichen aktuellen Dreher vorzuweisen, sondern machen auch gleich ihren Backkatalog für Frischlinge wie mich interessant.
Weshalb? Weil THE ROXX mächtig rocken und bereits der Einstieg ins Geschehen mit überaus unterhaltsamen ›I Found God‹ dermaßen packend ausgefallen ist, daß ich mich nachträglich der Selbstgeißelung hingeben, mußte um für meine bisherige Wissenslücke zu büßen. Die Truppe ebnet sich mit diesem kraftvollen Power-Hämmerchen den Weg durch meine Lauschlappen in Richtung Langzeitgedächtnis und verschafft sich ob der überaus gelungenen Vorstellung zusätzlich die Gewißheit immer wieder meine Gehörgänge durchpusten zu dürfen. Mit dem Opener ist den Jungs fraglos eine amtliche Hitsingle geglückt, markantes Riffing und Midtempo prägen das Bild und lassen an Inspirationen vor allem traditionellen Metal britischer Machart erkennen. Frontmann B. Itch paßt mit seiner zumeist im mittleren Höhenbereich angesiedelten Stimmlage nicht nur hier, sondern generell in dieser Gangart perfekt zur Band, wobei diese aber nicht durchgehend eingeschlagen wird. Zwar zeigt sich die Truppe über weite Strecken sehr wohl dem Heavy Metal in melodischer Machart zugeneigt und hat mit dem groovigen, nicht minder eingängigen ›Stake For The Pope‹, oder dem genial schleichenden ›If Time Stood Still‹ weitere Highlights aus dieser Ecke in petto, dieses Qualitätslevel über die gesamte Distanz zu halten schaffen THE ROXX aber leider nicht.
Für mein Dafürhalten haben sich auch einige nicht ganz so prägnante Tracks eingeschlichen, und zudem hätte vor allem der Ausflug in Richtung Industrial/Gothic in ›I Love To Hate‹ überhaupt nicht sein müssen. Auch die Hommage an unsere Lieblingsmusik hätte etwas weniger schmalzig ausfallen müssen, als es die Bayern in ›Knock On Metal‹ zelebrieren, selbst wenn man den Jungs durchweg attestieren kann, ihre Sache alles andere als übel zu machen. Zu den Texten sei noch angemerkt, daß THE ROXX offenbar eine ganz eigene Art von Humor besitzen, die vielleicht nicht jeden Fan anspricht, bei mir zum Großteil aber für Unterhaltung sorgen konnte, auch wenn es durchaus wohl doch auch subtiler gegangen wäre.
In Summe ist »Ironic Truth« ein überaus unterhaltsames Werk geworden, mit dem sich THE ROXX nun hoffentlich auch auf breiterer Basis etablieren können. Von Bildungslücken wird beim Namen THE ROXX von jetzt an mit Sicherheit kein Mensch mehr faseln.
gut | 10 |