Steve Grant's BAROCKESTRA – Roll Over Beethoven
ROCKUP RECORDS/ZYX
Die Fakten: Gitarrist Steve Grant ist seit etwa 1991 Mitglied von allen THE SWEET-Inkarnationen und -Namensversionen unter der Führung von Andy Scott. Da er von sich behauptet, seit jeher eine Schwäche für Klassik zu haben, hat er nun das alte Chuck Berry-Motto "Roll Over Beethoven" entstaubt, eine Band um sich geschart, sie in zeitgenössische Kleider gesteckt, und klassische Stücke auf rockige Weise neu vertont. RONDO VENEZIANO on Rock sozusagen.
Die Wertung: Das BAROCKESTRA und seine Platte ist ein enorm zweischneidiges Schwert, denn eine Rock/Metalband kann nun mal nie und nimmer das gesamte Klangfarbenspektrum eines Symphonieorchesters wiedergeben. Was bei der Ouvertüre aus Rossinis Oper »Wilhelm Tell« noch durchaus gutgeht, ist dann beim ›Sommer‹ aus Vivaldis »Vier Jahreszeiten« schon viel zu platt und zerstört all' die feinen Nuancen, die dieses Meisterwerk eigentlich ausmachen. Und bei anschließenden Arie ›Largo al factorum, Figaro‹ aus Rossinis »Der Barbier von Sevilla« wie auch bei den meisten anderen der eher seltenen Gesangsparts zeigt Steve leider sehr deutlich, daß seine Stimme einfach nicht das Volumen hat, um den entsprechenden Vorlagen gerecht zu werden. Man kann Steve Grant's BAROCKESTRA zwar nicht absprechen, daß das ein oder andere gelungene Stück auf »Roll Over Beethoven« zu finden ist (wie beispielsweise der ›Hallelujah Chorus‹ oder die schöne Umarbeitung ›Say No‹ nach dem ›Largo‹ aus der Oper »Xerxes«, die allesamt ursprünglich von Händel stammen), weshalb die Scheibe auch das ein oder andere Pünktchen abbekommt, aber unterm Strich überwiegt doch der Eindruck, daß es kaum eine Interpretation gibt, bei der einem nicht der Hut hochgeht - sei es wegen des ätzenden, elektronischen Schlagzeugs bei ›Hair And A G String (Whiter Shade Of Pale)‹ (was diese PROCUL HARUM-Coverversion trotz ihrer nachgewiesenen Nähe zu verschiedenen Bach-Stücken hier verloren hat, will mir nicht so recht einleuchten...), der unsinnigen Country-Slide-Gitarren-Umsetzung von Bachs zweitem ›Brandenburgischen Konzert‹ oder des Bontempiorgelgequäke plus denglischem Chor (alle Mänche werde Bruda...
) bei Beethovens Ode ›An die Freude‹ aus dem 4. Satz seiner 9. Sinfonie in ›Choral Symphony‹...
Nicht nur, weil SAVATAGE die Idee zu ›Mozart And Madness‹ schon vor etlichen Jahren hatten und sie weitaus besser umgesetzt hatten, als es bei dem hier vorliegenden ›Mozart Madness‹ der Fall ist, möchte ich bei der aktuellen BAROCKESTRA-Präsentation noch nicht an den Durchbruch dieser "Klassik on Rock"-Idee glauben. Ach ja, Männer, und die ›Trisch Trasch Polka‹ nennt sich korrekt "Tritsch-Tratsch-Polka" - auch im Englischen...
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