EAGLES – Long Road Out Of Eden (Doppel-Digipak-CD)
EAGLES RECORDING CO./UNIVERSAL
Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit die Hölle zugefroren ist; will heißen: seit die EAGLES ihr Comeback in Angriff genommen und die begnadete Unplugged-Platte »Hell Freezes Over« veröffentlicht hatten. Und mit ihrem neuen Album »Long Road Out Of Eden« beweist die Band, daß sie in jeglicher Hinsicht außer Konkurrenz läuft. Denn die EAGLES können es sich einfach erlauben zu tun, was sie wollen - und darunter befinden sich auch einige Sachen, die ansonsten jeder Plattenfirmen-A&R-Manager seinen Schäfchen untersagen würde: So hat die Band nämlich eine Doppel-CD veröffentlicht, die 20 Songs mit insgesamt über 90 Minuten Spielzeit enthält, wobei der Titeltrack einfach mal ganz lässig eine zehnminütige Nummer ist, bei der es geschlagene drei Minuten dauert, bis zum ersten Mal der Refrain kommt; also an jenem Zeitpunkt, an dem der von A&Rs so heißgewünschte und lauthals geforderte Radiohit eigentlich schon in seinen Schlußzügen liegt... Und die EAGLES erdreisten sich, ein - schlicht wunderbares - eineinhalbminütiges Instrumental auf die Platte zu packen, das wie eine Mischung aus PINK FLOYDs ›Where We're You‹ und DIRE STRAITS' ›Brothers In Arms‹ anmutet - die EAGLES dürfen so was! Daß die Band zudem in den typischen EAGLES-Rock hier und da leichte Countryelemente einbaut, hatten wir schon früher erlebt, daß sie indes bei ›Last Good Time In Town‹ eine völlig endgeil groovende und swingende Nummer einbauen ist ebenso überraschend wie die Schlußnummer ›It's Your World Now‹, die den Eindruck erweckt, als würden sich Mariachis mit musizierenden Caprifischern duellieren. Das i-Tüpfelchen ist indes, daß mehr als einmal kritische Worte zum Thema "Amerika" lautwerden - und das von jener Truppe, die früher als die amerikanische Band schlechthin tituliert wurde.
Doch vor allem ist »Long Road Out Of Eden« ein tolles Rockalbum geworden, bei dem lediglich in ›Frail Grasp On The Big Picture‹, ›Guilty Of The Crime‹ und ›Fast Company‹ einige Nummern etwas schwächer ausgefallen sind, was jedoch bei dem wahrhaft starken Restprogramm kaum ins Gewicht fällt. Verwunderlich ist es nicht, daß die EAGLES mit ihrem ersten Album seit 27 Jahren durchweg überzeugen können, denn schließlich hatten Glenn Frey und Don Henley nach der Auflösung der Band 1981 als Solokünstler auftrumpfen können. Okay, ein neues ›Hotel California‹ ist natürlich dabei, aber einen solchen Song schreibt man eben nur einmal im Leben. So bleibt der einzige Wermutstropfen, daß sich leider Don Felder bei den EAGLES zurückgezogen hat, und demzufolge nicht an der Platte beteiligt war. Aber nichtsdestotrotz ist es hocherfreulich, anno 2007 von einem Dinosaurier des Rocks eine derart tolle Scheibe serviert zu bekommen!
genial | 18 |