Jeff Loomis – Zero Order Phase
CENTURY MEDIA RECORDS/EMI ELECTROLA
Keine Frage, durch seine filigrane, aber dennoch brachiale Technik bei NEVERMORE hat sich Jeff Loomis in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Gitarristen im Heavy Metal emporgespielt, und so wie vor kurzer Zeit auch sein Sangespartner Warrel Dane liefert uns der gute Mann nunmehr sein erstes Solo-Scheibchen frei Haus. Darauf enthalten sind insgesamt zehn Tracks, die allesamt von seiner Fingerakrobatik geprägt sind und fast logischerweise als Instrumentalnummern aus den Boxen kommen. Anstelle sich von befreundeten Sangesbarden Hilfeleistung zu holen, versucht sich Jeff lieber als Solist. Allerdings hat er durchaus Unterstützung erhalten, so kommt es zu einer abermaligen Zusammenarbeit mit dem ehemaligen NEVERMORE-Drummer Mark Arrington, der vor Van Williams den Platz auf dem Drumhocker bei den Jungs aus Seattle eingenommen hatte, und auch CANNIBAL CORPSE-Gitarrist Pat O'Brien gibt sich ein Stelldichein. Bekannterweise handelt es sich ja auch bei diesem Kerl um einen ehemaligen Bandkumpanen von Jeff. Besonders hervorzuheben von den in Summe überzeugenden Songs, ist meiner Meinung nach das abgefahrene ›Jato Unit‹, in dem sich Loomis mit Ron Jarzombek (WATCHTOWER) duelliert. Generell hat dieses Album keineswegs den Anschein, hier würde ein Gitarrist ausnahmslos darauf erpicht sein, seine Fingerübungen zur Schau zu stellen, sondern vielmehr kommen die Tracks allesamt als kompositorisch ausgereift daher und haben vom typischen NEVERMORE-Geschredder, über massive, fast schon in Richtung Doom tendierende Riffkanonaden, bis hin zu dezent jazzig anmutenden Passagen, das volle Programm an Gitarrentechnik anzubieten. All diese Zutaten wurden jedoch auf sehr harmonische Weise verquickt und so ist Jeff ein in Summe wahrlich imposantes Album geglückt, auf dem Spieltechnik und Kompositionskunst vereint werden konnten. Einzig die in mir mitunter aufkeimende Frage nach dem Einsetzen des Gesangs in manchen Passagen läßt mich ein wenig irritiert aus der Wäsche blicken, aber Jeffs Intention kann ich nur zu gut nachvollziehen.
Zum Schluß muß aber doch noch ein dezenter Wink gen Seattle gestattet sein und zwar in aller Freundschaft: Jetzt ist es aber genug mit Solo-Geschichten meine Herrschaften, ein neues NEVERMORE-Album wird bereits sehnsüchtig erwartet!
gut | 11 |