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  UE-Home → History → Online Empire 17 → Review-Überblick → Rundling-Review-Überblick → HUMAN DRAMA – »Cause And Effect«-Review last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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HUMAN DRAMA – Cause And Effect

PROJEKT RECORDS (Import)

Der ein oder andere wird sich noch an meine Lobhudelei in unserer letzten Printausgabe erinnern, in der ich »The World Inside« von HUMAN DRAMA - neben »Into The Everflow« von PSYCHOTIC WALTZ - als das zweitbeste Album des Jahres 1992 titulierte. Elf lange Jahre sind ins Land gestrichen und ich muß sagen, daß ich nach wie vor hinter der von mir damals getätigten Aussage stehe. Auch heute verzaubern mich Johnny Indovina und seine Band mit ihrer melancholischen, poetischen und gleichzeitig auch besinnlichen Musik. Nach besagtem Jahrhundert-Album veröffentlichten HUMAN DRAMA in relativ großen Intervallen immer wieder wunderschöne Longplayer, ohne dabei aber auch nur in irgendeiner Weise von einem deutschen Publikum wahrgenommen zu werden. Gut, die Nachfolger erreichten - zumindest in meinen Ohren - nicht mehr ganz die Sensibilität von »The World Inside«, aber daraus zu schließen, sie wären nicht hörenswert, ist Lichtjahre von der Wahrheit entfernt. Vielmehr das Gegenteil trifft den Nagel auf den berühmten Kopf (der muß inzwischen schon ganz schön plattgeklopft sein). Allerdings mag der Verlust eines deutschen Vertriebspartners auch nicht gerade förderlich für eine Steigung in der Bekanntheitskurve der Band gewesen sein. Man konzentrierte sich nun aber intensiv auf den südlichen Teil des amerikanischen Kontinents und veröffentlichte gar parallel zum hier besprochenen neuen Studio-Output auch eine in Mexiko aufgenommene Live-Akustik-Show, die ich an anderer Stelle noch ausführlicher vorstellen werde.

Nun aber zum eigentlichen Geschehen: Mit »Cause And Effect« liegt uns also ein neues, 13 Songs umfassendes Album vor. Mit an Bord ist die langjährige Besatzung Mark Balderas, Edward Donado, Steve Fuxan und Michael Ciravolo, die - neben diversen, ebenfalls langjährigen, Gastmusikern - den Soundtrack zu Johnny Indovinas' Gedanken und Gefühlen zaubern. Und, ohne die Leistung der anderen Akteure schmälern zu wollen, muß ich auch bei »Cause And Effect« sagen, daß HUMAN DRAMA mit seinem Gesang steht und fällt. Es gelingt ihm, wie kaum einem anderen Sänger, mit der textlichen Aussage eines Songs zu verschmelzen und dadurch derart ergreifende Interpretationen ins Mikrophon zu zaubern, daß mir beim Anhören immer wieder wohlige Schauer über den Rücken laufen. Ganz großes Ohrenkino! Dabei spielt es keine Rolle, ob er Fremdkompositionen, wie in diesem Fall die Emmy Lou Harris-Nummer ›Bang The Drum Slowly‹ und dem Leonard Cohen-Cover ›Dance Me To The End Of Love‹, oder eigene Lyrik intoniert. Hier spürt man jede emotionale Regung des Sängers, der das vorgetragene Wort scheinbar mit Leben zu füllen versucht. All das zeichnet jedes einzelne HUMAN DRAMA-Stück aus und läßt mich verzückt in eine romantisch-sentimale und gleichzeitig auch nachdenkliche Welt abtauchen. Die verwendete Aufnahmetechnik des Gesangs, der durch relativ viel Hall immer leicht geflüstert klingt, tut ihr übriges, um hier ein angenehmes Hörempfinden zu vermitteln.

Sollte nun der Eindruck entstanden sein, daß die Musik dabei bloßes Beiwerk wäre, muß ich mich entschuldigen. Die Kompositionen klingen durch die Bank wohlig ruhig und erwecken das Bild einer verrauchten, kleinen Bar, in der als Hintergrundmusik eine Band spielt. Wobei ich HUMAN DRAMA absolut nicht als Hintergrundmusik abstempeln möchte. Das macht aber die Klasse der Kompositionen aus. Sie klingen niemals aufdringlich, eignen sich aber hervorragenden zum intensiven Wegschweben und Textelesen. Und genau wie die Lyrics ist auch die Musik sehr abwechslungsreich. Nicht umsonst kommen neben den herkömmlichen Rockinstrumenten auch verstärkt vermeintlich artfremde Klangkörper zum Einsatz. So hören wir hier neben einem Piano, noch Akkordeon, Mellotron, Hammondorgeln und extrem (!!!) viele Akustikgitarren. Elektronisch verzerrt wird nur sehr selten, so hier einfach nur traumhaft schöne Musik entstehen kann.

Es liegt auf der Hand, daß ich auch hier wieder keine Song-Highlights preisgeben kann, da es keinen mittelmäßigen Song auf »Cause And Effect« auszumachen gibt. Gut, mit Heavy Metal hat das hier rein musikalisch gar nichts zu tun. Da es uns aber doch in erster Linie um ehrliche, handgemachte und emotionale Musik geht, sollte jeder der Bandhomepage einen Besuch abstatten und mal ein paar Probestücke zu testen ... Ich bin gespannt, wieviele danach genauso süchtig werden wie ich. Diese Band ist einfach Magie!

super 15


Holger Andrae

 
HUMAN DRAMA im Überblick:
HUMAN DRAMA – Cause And Effect (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 17)
HUMAN DRAMA – The World Inside (Rundling-Review von 1994 aus Underground Empire 7)
HUMAN DRAMA – Y-Files-Interview (aus dem Jahr 1996)
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