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THE WAKE WOODS – Treselectrica

JAYFISH RECORDS

2015 schaffte diese Band aus Berlin das Kunststück, sich mit ihrem Debut »Get Outta My Way« aus dem Stand heraus in die Herzen der Blues- und Rock-Fans zu katapultieren. Und auch in Musikerkreisen konnten sich THE WAKE WOODS einen guten Ruf erspielen. So hatte man bald nach der Veröffentlichung die Ehre, mit Szenegrößen wie DEEP PURPLE oder STATUS QUO die Bühne zu teilen, und zudem konnte die Formation mit einem Auftritt beim 40-jährigen Jubiläum des "WDR Rockpalast" begeistern.

Es folgte allerdings nicht der erhoffte große Durchbruch, sondern eine turbulente Zeit, die zwar von weiteren Gigs und Tourneen (unter anderem mit THE WEIGHT) sowie der Veröffentlichung des zweiten Longplayers »Blow Up Your Radio«, aber auch von internen Unstimmigkeiten geprägt war, die schlußendlich zu Line-up-Wechsel führten. Doch das Wort "Aufgeben" ist im Vokabular der federführenden Brüder Ingo und Helge Siara nicht existent, weshalb man mit Sebastian Kuhlmey einen neuen Drummer rekrutierte, und sich alsbald an die Arbeit machte, um weitere Songs einzuspielen.

Im letzten Jahr lieferten THE WAKE WOODS schließlich zunächst die Digital-EP »Remedies« ab, ehe es Pandemie-bedingt abermals in die eigenen vier Wände gehen mußte, und eben nicht "on the road", um die neuen Songs auch vorstellig machen zu können. Dem Trio scheint das jedoch nicht viel ausgemacht zu haben. Im Gegenteil, nur knapp anderthalb Jahre später steht mit »Treselectrica« ein weiteres Langeisen am Start, das die Berliner ungemein spiel- und auch experimentierfreudig zeigt. Die Scheibe quillt vor Energie nämlich förmlich über, und macht einmal mehr klar, daß der Begriff "Power Trio" nicht von ungefähr kommt.

Die drei Burschen gehen es zwar zumeist mit Volldampf an, liefern dabei aber ein sehr abwechslungsreiches und ausgewogenes Programm. »Treselectrica« hat neben Blues, Classic Rock und Boogie auch diverse zeitgemäße Indie- und Alternative Rock-Elemente anzubieten, die durchweg gut ins Geschehen integriert werden konnten. Daß bei einem solchen Stilmix immer wieder diverse Inspirationsquellen durchschimmern, sollte nicht weiter stören. Schließlich geht es THE WAKE WOODS mit Sicherheit nicht darum, einen Innovationspreis abzustauben, sondern vielmehr darum, nach Herzenslust abzurocken. Das gelingt den drei Kollegen auch ganz ordentlich. Etwa im Opener ›Take The Money And Run‹, der eine dezente STATUS QUO-Schlagseite abbekommen hat. Aber auch das locker aus der Hüfte geschossene, mit THE BLACK KEYS-Reminszenz angelegte ›Electric Boogie‹, der mächtige Stampfer ›Mr. Wizard‹ (klingt ein wenig wie BLACK STONE CHERRY mit gehörigem Alternative-Touch, dafür ohne Southern Rock im Tank) und die erste Single Auskoppelung ›Paycheck‹ (RIVAL SONS lassen freundlich grüßen!) haben es in sich. Nicht ganz so zwingend kommen dagegen die ein wenig dahinplätschernden, vielleicht nicht ganz so fokussiert angelegten ›All Of My Life‹, ›Hole In The Sun‹ und ›Another Way To Rule The World‹ in der Mitte des Albums aus den Boxen.

Ihr Pulver hat die Band aber zum Glück noch nicht verschossen. Schließlich gibt es mit dem tief in den 70ern verwurzelten ›Welcome To The Sanatorium‹, dem abgefahrenen ›Magic Smashrooms‹ (cooles Wortspiel!) sowie der angenehm unaufgeregt inszenierten, ruhigen Schlussnummer ›Sweet Silence‹ eine abermalige Ladung gelungener Tracks zu hören.

Sollte man als Fan der erwähnten Referenzen zumindest einmal probegehört haben!

http://www.thewakewoods.de/

gut 11


Walter Scheurer

 
THE WAKE WOODS im Überblick:
THE WAKE WOODS – Treselectrica (Rundling-Review von 2022 aus Online Empire 90)
© 1989-2024 Underground Empire


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