
"Da habt Ihr aber Glück gehabt, Jungs!", denke ich, als das XYMONTHRA-Demo in meinen Briefkasten rutscht, denn schließlich sind XYMONTHRA die letzte Band, die gerade noch so durch einen sagenhaften Endspurt auf den letzten Zentimetern den Zugang zu den Demoreviews in der aktuellen Ausgabe gepackt hat. Irrtum, Herr Glas! Großer Irrtum! Wer hier wirklich Glück hatte, sind wir alle. Sie selbst, Herr Glas, und die Leser des UNDERGROUND EMPIRE, denn XYMONTHRA sind kurz und knapp gesagt rundweg umwerfend. Mittlerweile ist man versucht, vom Schweden-Death nichts anderes als Kopien aus dem Hause des Sonnenlichts zu erwarten. Nicht zu unrecht. In der Tat, wenn man sich die neuen skandinavischen Bands anschaut, so sind neue Impulse nahezu nicht mehr zu finden. Stattdessen beschränkt man sich in 99 Prozent der beobachteten Fälle darauf, das bereits Erprobte neu zu verpacken. Daß daraus auch ganz ansehnliche Produkte resultieren können, liegt auf der Hand und wird immer mal wieder durch neue Releases belegt, aber die Innovation bleibt eben kläglich auf der Strecke. Mit XYMONTHRA haben wir nun endlich eine lange ersehnte Band, die mich von "x" bis "j" aufhorchen hat lassen.
XYMONTHRA ist die erste wirklich progressive Death Metal-Band, die mir bis heute bekannt sind - progressiv im wirklichen Sinne und nicht etwa nur, weil sie etwas abstrakter losprügeln wie die Konkurrenz. Dafür kommt es bei XYMONTHRA auch echt knüppeldick. Kernstücke sind das fast zwölfminütige ›"O"‹ und das über zehnminütige ›Macrocosm‹, an denen man vortrefflich beobachten kann, was XYMONTHRA ausmacht. In diesen beiden Death-Exzessen im "opus maximus"-Format kriegen wir alles geboten, was man jemals mit brachialer Musik in Verbindung gebracht hat. Ich kann mir gewiß eine Aufzählung sparen, die irgendwo bei Doomsequenzen beginnen würde und schätzungsweise bei Prügelparts enden würde. Da wißt Ihr selbst gut genug Bescheid, was man alles von Death Metal geboten kriegt. Doch bei XYMONTHRA gibt es zum Beispiel auch solch eher unerwartete Dinge wie melodisch-harmonische Parts, die nahezu Ohrwurmqualitäten besitzen, um mal ein besonders hervorstechendes Beispiel zu nennen. Und über allem liegt ein unglaubliches Riffing, das eines Tages mal im Reich der Legenden beheimatet sein wird. Das Schlagzeug spielt Sachen, wie wir sie eher von Bands á la WATCHTOWER und ähnlichen Techno-Gods gewöhnt sind. Also, entweder verspielt sich der Typ die ganze Zeit hinweg und findet nie wieder zu einem konstanten Beat zurück, oder er ist der absolute Wusel in Person. Wie der Typ es schafft, gleichzeitig zu diesem Gezucke und Gestottere auch noch zu singen, ist mir einfach unbegreiflich! Als ich dann im Bandinfo lese, daß er behindert ist und nur einen Arm hat, verstehe ich die Welt nicht mehr. Es ist schlichtweg unglaublich, was diese Vier vom Stapel laufen lassen. Ein wahrer Flugzeugträger an Musik!
Doch auch die anderen kürzeren Teile wie ›She‹, ›Begor‹ oder das auffällig betitelte ›Orgiasticies‹ bieten all' diese Elemente, jedoch nicht so monströs ausgebreitet. XYMONTHRA verbreiten über 35 Minuten lang Töne, die zum bemerkenswertesten Stoff gehören, der bislang auf dem Death-Sektor veröffentlicht wurde. Schlußpunkt dieses Wahnsinns setzt ein Geräusch, das ähnlich wie ein digitalisierter Elefant klingt, der einen Quart-Sept-Akkord trompetet, welcher eingesampelt und zur Verzierung durch den Harmonizer gequält wird. Ich bin zu Tode erschrocken! Wenn Todesgemucke so klingt wie bei XYMONTHRA, dann könnte ich es mir den ganzen Tag lang reintun und kann auch einen solchen dissonanten Quäker ertragen!
XYMONTHRA sind zusammen mit AS SERENITY FADES das Beste, das der Death-Underground derzeit zu bieten hat, und ich hoffe für den Vierer, daß es bald Deals regnen wird, denn XYMONTHRA sind eine der ganz ganz wenigen jungen Bands, denen es noch zuzutrauen ist, etwas Neues in der Death Metal-Szene zu schaffen, ja ich würde sogar sagen, daß eine Band wie XYMONTHRA die Zukunft der todeslastigen Musik darstellt! Todes-Aluminum-Fetischisten wenden sich an: