Gary Moore – After The War
VIRGIN
Die aktuelle Re-Release-Stafette bringt uns Gary Moores 1988er Album »After The War« zurück. Und heute wissen wir, daß Gary Moore mit diesem Album an einem Wendepunkt angekommen war. Hatte er sich mit den vorhergehenden Alben stets qualitativ gesteigert und sich auch die Tendenz zu melodischen Songs und glatteren Produktionen nicht als Problem herausgestellt, sollte dies auf »After The War« eine Nummer zu viel werden.
Schon 1985 hatte Gary bei den beiden Songs ›Out In The Fields‹ und ›Military Man‹, die als Single respektive Maxi erschienen waren, erneut mit Phil Lynott gemeinsame Sache gemacht, was ihm zu großem Erfolg verhalf. Auch auf der 1987er Platte »Wild Frontier« gab es in ›Over The Hills And Far Away‹ einen ordentlichen Hit, so daß vermutlich interessierte Parteien bei der Plattenfirma immer mehr auf die Kommerztube drückten. Und so wurde es auf »After The War« einfach zu viel: zu viel des Glattpolierens und zu viel der Keyboards, die in die Songs reingekippt wurden. Daß die Platte dennoch kein Reinfall wurde, liegt am großteils sehr starken Songmaterial und vor allem natürlich an der Gitarre von Gary.
Daß Gary jedoch als Konsequenz anschließend auf die beim 1990er »Still Got The Blues«-Album noch beklatschenswerte Blues-Schiene kam, die in den kommenden Jahren aber nur noch dafür sorgte, daß Gary sich permanent wiederholte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen. Aber vielleicht hatte Gary gespürt, daß er erfolgstechnisch mit seiner aktuellen Vorgehensweise nicht mehr höher klettern könnte als mit den zuvor genannten Hits, und daß er vielleicht auch das Bedürfnis hatte, von den externen Einflüssen loszukommen. Es bleiben bis zu diesem Zeitpunkt famose Konzerte und ebensolche Alben, so daß wir damit leben können, daß im Hause Moore anschließend nur noch die Langeweile regierte.