KRZAK EXPERIENCE – Krzak Experience
METAL MIND/SOULFOOD
Wer sich durch Instrumentalmusik überfordert oder gar gelangweilt fühlt, braucht hier erst gar nicht weiterzulesen, denn diese seit 40 (!) Jahren existierende Band aus Polen hat immer noch keinen Sänger im Line-up und verzichtet generell auf Vokal-Beiträge (Exakt gesagt, sind KRZAK EXPERIENCE eine Verbindung von Musikern der Blues-Band KRZAK, die in der Tat ein echter Oldtimer ist und 1972 gegründet wurde, sowie der deutlich jüngeren Metal-Formation SEPSIS - sg). Stattdessen haben die schon etwas reiferen Herrschaften ein Faible für die Violine und lassen diese auch immer wieder den Ton angeben, ohne jedoch die Gitarren zu vernachlässigen oder in den Hintergrund zu drängen. Die Basis des interessanten Soundkostüms ist nämlich handgemachte, erdige Rockmusik, wobei die Herren durchaus auch in traditionelle Heavy Metal-Gefilde vordringen. Noch deutlicher ist allerdings eine latente Blues-Schlagseite zu erkennen, wie auch ein Faible für Jazz/Fusion-Sounds nicht von der Hand zu weisen ist.
Überraschenderweise lassen sich KRZAK EXPERIENCE jedoch zu keinerlei "Solo-Eskapaden" verleiten und auch die von mir angenommene APOCALYPTICA-Nähe durch die Violine ist kaum zu vernehmen. Daher gibt es auf »Experience« auch ganz vorzüglich zu konsumierende Instrumentalkost, die durch zusätzliche Einsprengsel aus stilfremden Genres noch an Reiz gewinnt. Dies ist besonders in ›Oriental Xes‹ nachzuhören, in dem fast schon groovige Thrash-Riffs auf orientalische Sounds treffen und mich daran denken lassen, wie es wohl klingen könnte, wenn sich ORPHANED LAND und SLAYER zu einer Session verabreden würden. Doch die beiden Gitarristen Leszek Winder und Dominik Durlik wissen nicht nur mit heftigen Riffs aufzuwarten, sie verstehen es auch ungemein gefühlvoll, in die Saiten zu langen und duellieren sich nahezu permanent mit der Violine. Da das Spiel der beiden Klampfer vor allem aber von Melodien lebt - wobei die beiden mitunter an den frühen Michael Schenker (›Kattowitz‹ - mit MSG-Gedächtnisriff!) und den jungen Jeff Beck, aber auch an einen eher gemäßigten Joe Satriani denken lassen - bleibt die Chose bei aller "Experimentierfreudigkeit", die sogar bis hin zu fast schon Industrial-lastigen Passagen reicht, dennoch durch die Bank zugänglich und läßt KRZAK EXPERIENCE zu einer Empfehlung für alle Freunde von wohltemperierten Instrumentalsounds werden.
gut | 11 |
|
||
© 1989-2024 Underground Empire |