KATATONIA (S) – Dead End Kings
PEACEVILLE/EDEL
Wenn auch immer noch nicht ganz so offensichtlich wie die Finnen AMORPHIS, hat sich auch diese Truppe in den letzten Jahren zu einer Art "Konsens-Band" entwickelt, weshalb man mittlerweile auch bei KATATONIA kaum noch von einer "echten" Zielgruppe reden kann. Daher war allerdings die Erwartungshaltung an einen Nachfolger für das allerorts reichlich mit Lob versehene letzte Werk »Night Is The New Day« immens hoch, auch wenn man von Jonas Renske und seiner Truppe mittlerweile weiß, daß man durchaus Großes erwarten darf.
Und genau das erhält der Hörer auch, wenn er sich den erneut in traumwandlerischer Sicherheit zwischen den Extremen Doom und Dark Metal auf der einen, sowie herzerfrischenden, dem Pop durchaus gut zu Gesichte stehenden Melodien und eleganten Prog-Passagen auf der anderen Seite positionierten Kompositionen hingibt. Daher ist es abermals eher eine Art "Trip" geworden, auf den man uns entführt, und dieser entpuppt sich als durchaus zum schlichten Grau des Artworks (große Arbeit von Travis Smith übrigens!) passend, enthält aber dennoch auch jede Menge bunter Farbnuancen, die vorwiegend auf die Kappe der exquisit intonierten, gefühlvollen Klampfe von Anders Nyström gehen. Die Atmosphäre dagegen ist exakt dem "Cover-Grau" nachempfunden und läßt die Kompositionen in Summe mit einer mehr als nur intensiven Dosis Melancholie aus den Boxen quellen, dennoch entpuppen sich so manche Melodien als viel zu "groß", um nur von einer kleinen Schar eingeschworener Fans mitgeträllert zu werden. Darüber hinaus entwickelt sich beim Hörgenuß mancher Phasen ein ähnliches Gefühl, als ob man eine der ganz großen Adressen des progressiven Rocks bestaunen würde.
Will sagen, Ohrwürmern wie dem schlicht genialen Opener ›The Parting‹, dem von THE GATHERING-Elfe Silje Wergeland unterstützen, eleganten ›One You Are Looking For Is Not There‹ oder dem Finale ›Dead Letters‹, die sich allesamt wohl auch für so manchen Radiosender (wenn auch zugegebenermaßen eher für das Nachtprogramm) eignen würden, stehen edle, tiefschürfende und zum Teil tieftraurige Edel-Schnittchen gegenüber, die eine fast schon in Richtung PINK FLOYD tendierende Gangart offenbaren und das Gesamtkunstwerk »Dead End Kings« perfekt zu kontrapunktieren wissen.
Kurz: Ganz, ganz großes Kino!
super | 15 |